Bewegte Holzskulpturen in der Mainzer Kunst Galerie
Alles aus einem Stamm, nichts ist verleimt- Paul Hirsch zeigt was, aus einem Baum werden kann. Dabei verwandelt er auch den letzten Rest in Kunst.
Von Marianne Hoffmann
Aus einem Holzblock gefertigt – Künstler Paul Hirsch arbeitet bis zu einem halben Jahr an einer Skulptur.
(Foto: hbz/Michael Bahr)
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MAINZ - Wegen Corona ist alles anders. Die Eröffnung der Schau mit Holzskulpturen von Paul Hirsch in der Mainzer Kunst Galerie fand nicht wie üblich drinnen statt, sondern im Freien, im sonnendurchfluteten Hinterhof. Eine Schau in bewegten Zeiten mit den bewegten Holzskulpturen des Informatikers und promovierten Philosophen Paul Hirsch. Für seine aus unterschiedlichen Hölzern gearbeiteten Skulpturen braucht Hirsch einen meist 800 Kilogramm schweren Holzblock. Das Besondere an seinen Arbeiten ist, dass sie aus einem Stück heraus gehauen, gearbeitet, gesägt sind. Solange, bis er sich an Quadrat oder Rechteck angenähert hat, und das nicht einmal, sondern mehrfach sich ineinanderfügend.
Die Objekte, die er präsentiert, sind so aufgestellt, dass sie nur einmal zu sehen sind. Nimmt man sie mit nach Hause, werden sie, auf Grund ihrer Beweglichkeit, sich sicherlich in einer neuen Form präsentieren. Hirsch ist immer auf der Suche nach dem besonderen Holz, der besonderen Maserung, einer neuen Struktur. Manchmal hilft ihm die Natur, zum Beispiel, wenn sich ein Pilz in einer Birke breit gemacht hat und ihr eine Maserung verpasst, die der Bildhauer dann fein säuberlich herausarbeitet. Dieses Mal in einer hoch aufgereckten Skulptur. Galerie-Betreiber Christian Vahl spricht in seiner Eröffnungsrede von „Schattenwürfen und einem Gefühl von Lebendigkeit. Bäume, die ihr Leben als Baum hinter sich haben und von denen keiner wegen der Kunst gefällt wurde“. Hirsch recycelt und gibt dem Baum einen neuen Sinn. Auf dem Schreibtisch der Galerie steht eine Sammlung von Mini-Skulpturen auf kleinen Sockeln. Die Mini-Skulpturen, so könnte man meinen, seien die Vorlagen für die eigentlichen Holzskulpturen. In Wahrheit aber entstehen sie, nachdem die Skulpturen fertig sind, und – stammen aus dem 3-D-Drucker. Allein die Sockel sind von Hand gearbeitet. Damit aber ist die Verarbeitung der Holzreste noch nicht abgeschlossen. Kleine Reste werden bemalt und auf einen Schaschlik-Spieß aufgereiht. Selbst auf Papier gebannt, behält dieses ironische Zitat des Alltags seinen Reiz. Der Stamm stellt Hirsch immer wieder vor Herausforderungen. Und so braucht er bis zu einem halben Jahr, bis die Skulptur fertig ist. Alles ist aus einem Stamm, nichts ist verleimt.
SCHAU
„Paul Hirsch – bewegte Skulpturen“ ist bis zum 27. Juni in der Mainzer Kunst Galerie im Weihergarten 11, zu sehen.