Besser als ihr Ruf: die Fans von Mainz 05, findet eine Frau
Das Stadion sieht sie als Spiegel der Gesellschaft – auch mit Frauen: Caroline Blume setzt sich bei Mainz 05 für Fanbelange ein. Dort engagiert sie sich für ein positives Image
Von Mara Pfeiffer
Engagiert sich für ein positives Image von Fußballfans aller Art: Caroline Blume arbeitet beim Fanprojekt für Mainz 05 mit, weil für sie das Stadiongeschehen eine soziale und gesamtgesellschaftliche Bedeutugn hat.
(Foto: Malino Schust)
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MAINZ - Caroline Blume wurde fußballerisch in einer Zeit sozialisiert, in der, wie sie selbst es formuliert, gerade an den Bergen ein ordentliches Feuer dazugehörte: Betzenberg, Bökelberg oder auch in Offenbach am Bieberer Berg, wo ihre Fußballleidenschaft den Anfang nahm. Als sie Ende der 1990er Jahre nach Mainz kam, war es zunächst eine Umstellung, als im R-Block hinter ihr keine Pyrotechnik abbrannte. „Ich habe extra noch die Kapuze vom Pulli hochgezogen“, erzählt sie grinsend. Es waren eben andere Zeiten. Inzwischen ist die Debatte zu diesem Thema aus ihrer Sicht „durchaus eskaliert“, sagt Blume, die sich über eine mangelnde Diskussionsbereitschaft des DFB wundert. Zumal es mit kontrolliertem Abbrennen positive Erfahrungen gegeben habe und die Feuer beim Wintersport kein Problem dazustellen scheinen.
Ihr gesteigertes Interesse für Fanthemen aller Art hat sich, das kann man durchaus sagen, aus der eigenen Involviertheit ergeben. In Mainz knüpfte Blume darüber hinaus bald Kontakte zu den Mitarbeitern des Fanprojektes – als da mal wieder Vorstandswahlen anstehen, wird sie gefragt, ob sie die Kasse übernehmen wolle. „Man wusste, ich habe in der Vergangenheit schon Kassen geführt und bin mit keiner durchgebrannt“, erzählt sie lachend. Caroline Blume lässt sich aufstellen, wird gewählt und gehört seither zum Vorstand. Dessen Aufgabe beschreibt sie so: „Wir schaffen unserem pädagogischen Team Rahmenbedingungen, mit denen sie gut arbeiten können.“ Dabei seien letztlich alle für alles verantwortlich.
Blume beschäftigt besonders die Frage, wieso Fans gesamtgesellschaftlich eine eher schlechte Lobby haben und oft im negativen Sinne über einen Kamm geschoren werden. „Das wird uns nicht gerecht.“ Im Gegenteil seien viele Fanbelange sozial geprägt, wie zum Beispiel der Einsatz für bezahlbare Tickets. „Thema ist doch, wer geht ins Stadion? Wenn der Azubi jedes zweite Wochenende auswärts fährt und Reisekosten und horrende Ticketpreise stemmen soll, wird es halt eng.“ Darüber werde zu wenig nachgedacht.
Auch deshalb ist für sie klar, dass Sport und Politik nicht voneinander zu trennen sind: „Gesellschaft ist immer politisch, und da die gesamte Gesellschaft im Fußballstadion ist, ist da natürlich auch Raum für Politik.“
Dazu gehört für sie schon aus der eigenen Position heraus die Frage nach der Rolle der Frau im Stadion. „Wenn also Fans in Rom meinen, Frauen gehören nicht ins Stadion oder sollten da weniger sichtbar sein und unsere Ultras in Mainz sich dagegenstellen, dann finde ich das gut und wichtig.“
Diese Form von Gemeinschaft schätzt sie am Stadionerlebnis sehr. Null Toleranz hat sie hingegen für Leute, die Menschen sexistisch beleidigen und die Erwartung haben, man sollte das als Scherz abkönnen. Derartige Problematiken sichtbarer zu machen, um negative Ausfälle aus den Kurven zu verbannen, ist ihr – für Fans im Allgemeinen wie auch für sich selbst – wichtig: „Je älter ich werde, umso weniger habe ich die Bereitschaft, Dinge wegzulächeln.“