Die AZ sprach mit Dr. Bernd Wagner und Professor Martin Weber über die Arbeit auf den Palliativstationen an Unimedizin und KKM in Mainz.
Von Paul Birkner
Martin Weber (links, Unimedizin) und Bernd Wagner (KKM) leiten die Palliativstationen ihrer Kliniken.
(Foto: hbz/Stefan Sämmer)
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MAINZ - Insgesamt 18 Betten bieten zwei Kliniken in Mainz für die palliative Versorgung an. Dr. Bernd Wagner leitet die Palliativmedizin am Katholischen Klinikum Mainz (KKM), Professor Martin Weber die der Universitätsmedizin. Die AZ hat mit den beiden Ärzten über das Zusammenspiel ihrer Stationen und über die belastenden, aber auch die schönen Seiten ihres Berufes gesprochen.
Herr Weber, die Palliativstation der Unimedizin gibt es bereits seit 13 Jahren. Herr Wagner, die am KKM erst seit drei Monaten. Wie ist das Verhältnis der beiden Einrichtungen zueinander?
Weber: Wir sehen die Palliativstation am KKM in keiner Weise als Konkurrenz, sondern als notwendige Bereicherung. Unsere Kapazitäten haben vorher gar nicht ausgereicht. Deshalb sind wir für diese Entlastung sehr dankbar. Vor Kurzem hatten wir einen ersten runden Tisch, bei dem wir schauen, welche Schnittstellen es gibt. Ich bin sicher, dass wir alle viel voneinander lernen können.
Wagner: Unsere Station ist zwar ganz neu, aber wir haben schon seit 2010 einen Palliativdienst. Das ist eine mobile Einsatztruppe, die auf allen Stationen ihre Unterstützung anbietet, berät, entlastet. Deshalb sind wir auch im KKM schon länger mit der Hospiz- und Palliativszene in Mainz vernetzt. Da gibt es nicht den Hauch von Konkurrenz – das wäre in unserem Fach äußerst unpassend.
Martin Weber (links, Unimedizin) und Bernd Wagner (KKM) leiten die Palliativstationen ihrer Kliniken. Foto: hbz/Stefan Sämmer
Martin Weber (rechts, Unimedizin) und Bernd Wagner (KKM) leiten die Palliativstationen ihrer Kliniken. Foto: hbz/Stefan Sämmer
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Sie begleiten Menschen, deren Krankheiten nicht mehr heilbar sind. Was ist das Ziel der Palliativmedizin?
Wagner: Es geht darum, trotz dieser schweren Erkrankung die Lebensqualität zu verbessern oder zumindest so gut und so lange wie möglich zu erhalten. Aus ärztlicher Sicht heißt das, Beschwerden zu lindern – in erster Linie Schmerzen, aber auch andere Symptome wie Atemnot, Übelkeit, Appetitmangel oder Schlaflosigkeit.
Weber: Grundsätzlich ist es auch unsere Aufgabe, Menschen zu helfen, mit der Situation zurechtzukommen, dass ihr Leben auf einmal endlich ist – und mit den Ängsten und der Traurigkeit, die damit verbunden sind. Sehr wichtig ist es, dabei die Angehörigen einzubeziehen: Eine unheilbare Krankheit betrifft nie nur den Patienten allein, sondern immer auch die Angehörigen.
IHRE SPENDE
Die Allgemeine Zeitung Mainz sammelt in diesem Jahr im Rahmen ihrer „Leser helfen“-Aktion Spenden für die Palliativstationen an der Universitätsmedizin und am Katholischen Klinikum Mainz (kkm).
Ihre Spende erbitten wir an:
Empfänger: Leser helfen
IBAN: DE07 550 400 220 210 405 700
BIC: COBADEFFXXX
Kreditinstitut: Commerzbank Mainz
Verwendungszweck: Projekt 02 (bitte unbedingt angeben!)
Spendenquittungen erfolgen bei einem Betrag über 200 Euro automatisch, wenn die Adresse angegeben ist.
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Inwiefern?
Weber: Einen großen Bereich nimmt die existenzielle, spirituelle Dimension ein. Es geht um grundlegende Fragen, die sich unsere Patienten in ihrer Situation stellen: Wer bin ich eigentlich? Woher komme ich? Wo gehe ich hin? Auch Menschen, die sich als areligiös bezeichnen würden, treibt dann vielleicht doch die Frage um: Was kommt danach? Und: Was hinterlasse ich? Wie bleibe ich bei meiner Familie in Erinnerung? Für all das versuchen wir, einen Raum zu schaffen.
Wagner: Es bedarf einer großen Behutsamkeit, die Entscheidungen am Lebensende gemeinsam zu treffen. Da sehen wir uns als Berater, als Begleiter, als Moderatoren.
Worin unterscheiden sich Palliativstation und Hospiz?
Wagner: Die Palliativstation ist Teil eines Krankenhauses, das Hospiz ist eine pflegerische Einrichtung. Im Unterschied zum Hospiz können Menschen in eine Palliativstation nicht einziehen. Es bleiben also nicht alle Patienten bis zuletzt und versterben hier, sondern wir lassen einige auch wieder nach Hause oder verlegen sie in andere Institutionen – zum Beispiel ins Hospiz.
Weber: Die Palliativstation ist also oft ein „Zwischenort“, der es Menschen leichter macht, sich der eigenen Endlichkeit anzunähern.
Wagner: Nicht immer sind die Patienten, die wir übernehmen, schon auf ihre Situation vorbereitet und sehen allem mit offenen Augen entgegen. Oft müssen wir sie erst an dieses schwierige Thema annähern, ein Verständnis für die Krankheit herstellen.
Das klingt nach einer belastenden Aufgabe …
Weber: Natürlich gibt es Tage, die mich niederdrücken: zum Beispiel, wenn Patientensituationen sehr nah an der eigenen Lebenssituation sind. Oder wenn ich miterlebe, dass sehr junge Menschen, die noch kleine Kinder haben, gehen müssen.
Wagner: Oder wenn Patienten sehr niedergeschlagen sind, bis in die Sterbestunde nicht loslassen können. Manchmal kommt es auch vor, dass in kürzester Zeit, binnen Stunden, mehrere Patienten versterben – sodass man überhaupt nicht innehalten kann, um sich bei einem Menschen noch mal gedanklich aufzuhalten.
Weber: Das sind Tage, nach denen man erstmal tief durchatmen muss. Aber insgesamt sind es erstaunlich viele gute Momente, sodass diese Arbeit eine sehr befriedigende und bereichernde ist.
Was trägt Sie?
Weber: Es berührt mich, was für ein ungeheures Vertrauen uns Patienten und Angehörige innerhalb kürzester Zeit entgegenbringen. Sie eröffnen Einblicke in ganz private Lebenszusammenhänge.
Wagner: Dass die Patienten und Angehörigen zutiefst dankbar sind für unsere Arbeit, das ist etwas, was mich trägt. In anderen medizinischen Bereichen sind es gelungene Operationen oder besondere Endoskopien – aber auch ein gelungenes Gespräch kann sehr motivierend sein. Das sind Momente, die einen davon überzeugen, dass man das Richtige tut.