Kolossale Klangfülle, Klänge voller Spiritualität und Euphorie: Die Mainzer Singakademie samt Orchester brachte das festliche Werk zum Strahlen.
MAINZ - Es wurde eine faszinierende Aufführung von Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium in St. Stephan: Unter der Leitung von Alexander J. Süß brachten „cantare mainz“ und die „voces cantantes“ der Mainzer Singakademie mit dem Mainzer Akademieorchester die Teile I, IV, V und VI zur Aufführung. Axel Hoock, der Vorsitzende der Mainzer Singakademie, begrüßte Monsignore Mayer und dankte dem langjährigen Küster der Kirche Karl-Heinz Mühl, der unlängst in den Ruhestand ging. Der Vorsitzende hob hervor, dass oft die ersten drei Teile des Weihnachtsoratoriums erklängen, die beiden letzten Kantaten, welche Bedrohung und Gewalt beinhalten, aber ebenso bedeutsam seien. Der Mainzer Singakademie ist Mitmenschlichkeit ein Leitmotiv, und so ging der Erlös des Glühweinumtrunks nach der Aufführung im Kreuzgang an den Verein „Armut und Gesundheit“.
Pulsierend eröffnete das Mainzer Akademieorchester das Oratorium, stürmisch stimmte der Chor „Jauchzet, frohlocket“ an: Kolossale Klangfülle ergriff die Kirche, wirbelnde Paukenschläge hallten durch den Raum.
Überaus weihevoll vermittelte der Tenor Christopher B. Fischer die Partie des Evangelisten. Der Gesang der Altistin Simone Süß vereinigte sich aufs Schönste mit dem Spiel des Orchesters; unter Alexander J. Süß arbeiteten die Interpreten die Struktur der Musik mit äußerster Präzision heraus. Immer wieder ließ der Chor ein Klangmeer entstehen. Mit rundem kraftstrotzendem Timbre deutete Bass Stephan Klemm „Großer Herr, o starker König“.
In St. Stephan erlebten die Zuhörer eine Interpretation voller Spiritualität und Euphorie. Das Allumfassende der Bach’schen Schöpfung wurde erfahrbar: Sie beinhaltet Religiosität, Dramatik und ist von unbändig mitreißender Energie. In dem Rezitativ „Immanuel, o süßes Wort“ entstand ein auratischer Kontrast zwischen Klemm und den Sopranstimmen. Eindringlich wie beschwörend sang die Sopranistin Christiane Libor „Flöst, mein Heiland, flöst dein Namen“, das Echo war von besonderer Wirkung. Poetisch lautmalerisch gestaltete der Chor „Dein Glanz all’ Finsternis verzehrt“.