Chorleiter und Dirigent Ralf Otto stellt Konzerte der neuen Saison vor. Auftakt ist die Ökumenische Vesper am 29. September. Im Zentrum der Saison stehen vor allem rare Chorwerke.
Auf neuen Pfaden: Bachchor-Dirigent Ralf Otto legt in der neuen Saison den Akzent auf selten zu hörende Chorwerke und besondere Kooperationen.
(Archivfoto: hbz/Judith Wallerius)
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MAINZ - Für den Bachchor Mainz beginnt die Saison 2018/2019 mit der Wahrnehmung seiner liturgischen Pflichten in der Ökumenischen Vesper am 29. September in der Augustinerkirche. Über das bis in den Dezember 2019 reichende Programm sprachen wir mit dem Künstlerischen Leiter Prof. Ralf Otto.
Herr Otto, die Konzertsaison ist äußerst vielfältig. Gibt es trotzdem einen einenden Gedanken?
Der Leitgedanke besteht im größeren Akzent auf A-cappella-Musik und selten zu hörenden Chorwerken, nachdem wir uns in den vergangenen Jahren unter anderem durch die CD-Aufnahmen der großen Bach-Werke stark mit den sogenannten Mainstream-Kompositionen beschäftigt haben.
Am 20. Oktober gibt es eine Uraufführung. Worum geht es da?
Das Werk „Im Spiegel der Angst“ ist eine Auftragskomposition der Evangelischen Kirche an den Frankfurter Komponisten Gerhard Müller-Hornbach, die anlässlich der 500-Jahr-Feier der Reformation im Jahr 2017 entstand. Luther wird hier gleichsam „im Spiegel der Angst“ gesehen, denn auch er war angesichts vieler Anfeindungen durchaus in großer Furcht. Die unglaublich vielschichtige und spannende Musik trägt allerdings den Untertitel „Auf der Suche nach Entängstigung“. Dieser klingende Weg führt uns durch ein komplexes Geflecht differenzierter Blickwinkel auf Luthers Angst, der wir in verschiedenen Episoden seiner Biografie begegnen. Das Konzertprojekt wird am 19. Oktober durch ein Symposium mit Werkeinführung begleitet, an dem neben anderen bedeutenden Persönlichkeiten aus Theologie und Angstforschung auch der frühere Mainzer Stadtschreiber Feridun Zaimoglu teilnehmen wird.
Ein Konzert am 24. November stellt eine Collage aus Text und Musik dar. Welche Idee steckt dahinter?
Das Konzert, das wir gemeinsam mit dem Chor und Orchester der Hochschule für Musik aufführen, ist mit „Hoffnungen, Träume und Visionen“ überschrieben und ein Gedenkkonzert, das uns auf vielfältige Weise zum Innehalten und zur Vergegenwärtigung einladen möchte. Denn es ist dann auf den Tag genau zehn Jahre her, dass die Mainzer Musikhochschule in den Neubau auf dem Campus umziehen konnte. Und es wird Musik von Künstlern zu hören sein, derer wir aktuell gedenken: Leonard Bernstein wäre in diesem Jahr hundert geworden, Hanns Eisler 120. Auch große Dichter und Denker werden in diesem Konzert zu Wort kommen: Altkanzler Helmut Schmidt hätte 2018 seinen 100. Geburtstag feiern können, Bert Brecht seinen 120. Außerdem gedenkt man Friedrich Hölderlins 175. Todestag. Auf dem Programm stehen fesselnde Werke wie Bernsteins „Chichester Psalms“ oder die „Bilder aus der Kriegsfibel“ von Brecht und Eisler.
In diesem Jahr verzichtet der Chor auf die Aufführung des Bachschen Weihnachtsoratoriums. Warum?
Zum einen kommt es im Oktober als zweiter Teil unserer Gesamteinspielung der großen Vokalwerke Bachs auf CD heraus. Und zum anderen stieß unser A-cappella-Konzert im vergangenen Jahr auf sehr positive Resonanz. Am 16. Dezember singen wir also erneut „solo“. Unter dem Motto „Zur Recreation des Gemueths“ werden Werke von Bach, Max Reger, Johannes Brahms, Heinz Poos, John Tavener und Heinz Werner Zimmermann musiziert, wobei wir diesmal vom Cellisten Manuel Fischer-Dieskau begleitet werden.
Wie widmen Sie sich ansonsten Ihrem Namenspatron?
Zunächst mal natürlich in den Universitätsgottesdiensten und Ökumenischen Vespern: Hier wird der Bachchor in der Saison 2018/2019 alleine 15 Bach-Kantaten aufführen. Zu Weihnachten 2019 kombinieren wir die Teile I und IV des Weihnachtsoratoriums außerdem mit den Kantaten „Christen, ätzet diesen Tag“ und „Lobet Gott in seinen Reichen“. Und im Mai stellen wir die Motetten „Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf“, „Komm, Jesu, komm“ und „Singet dem Herrn“ den beiden Suiten in C-Dur und h-Moll gegenüber. Bach ist also weiterhin äußerst präsent.