Ausstellung im Mainzer Abgeordnetenhaus zeigt Bilder, die unter Oberfläche schauen
Von Marianne Hoffmann
Die beiden Absolventen der Hochschule für bildende Kunst Koblenz-Landau, Sebastian Schöndorf (l.) und Ralf Manz, stellen ihre Werke derzeit im Abgeordnetenhaus aus. Foto: hbz/Kristina Schäfer
( Foto: hbz/Kristina Schäfer)
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MAINZ - Ein Soldat, eine unwirkliche Landschaft, ein Gewirr an Licht und Schatten. Ralf Manz zeigt mit seiner fotografischen Inszenierung den vermeintlich freundlichen Menschen als ständige Bedrohung für sich und Tiere. Die Fotografien, alle digital bearbeitet, sinnieren über das Sein, bilden dunkle Machenschaften ab.
Das genaue Gegenteil findet sich bei Sebastian Schöndorf, der in das Innere des Menschen schaut und sich das Innenleben farblich vorstellt. Die beiden ehemaligen Studierenden des Faches Bildende Kunst der Hochschule Koblenz-Landau stellen zurzeit im Foyer des Abgeordnetenhauses im Rahmen der Ausstellungsreihe „Kunst im Landtag“ aus. „Der Betrachter“, so sagt ihre Professorin Tina Scholt, „versteht schnell den forschenden Blick, der etwas freilegt und zugleich neu schafft.“ Die Bilder von Sebastian Schöndorf sind, wenn man sich ihnen nähert, immer unblutig, auch wenn er die Farbe Rot verschwenderisch nutzt. Vermeintlich glaubt man bei seinen Bildern, dass man durch ein Mikroskop auf Organe, Adern und Gedärm schaut, aber diese scheinbar medizinische Welt entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Blick auf Innenwelten, die der Künstler erfindet. In den ersten Schichten des Farbauftrags entstehen, nachdem die Farben abgetrocknet sind, Schichten, Flecken und Schrunden, die die weitere Vorgehensweise bestimmen. Zum Schluss zeichnet er mit Graphit oder weißer Farbe noch einmal über das Bild, um noch im Geheimen liegende Strukturen aufzubrechen, an die Oberfläche zu holen und so neue Körperlandschaften entstehen zu lassen.
Auch in der Welt von Ralf Manz geht es um Fantasie und darum, dass der Blick auf die Gesellschaft immer ein kritischer sein sollte. Wie aber bekommt man Ideen zu Veränderungen aus einem realen Abbild? Dabei hilft Ralf Manz die digitale Bearbeitung seiner Fotos. Er kann seine eigenen Bildzusammenhänge formulieren und sie in Collagen zusammenfügen. So ist er in der Lage, empathische Reaktionen, aber auch das Gegenteil, eine gewisse Abscheu hervorzurufen. „Die politische Dimension der Arbeiten besteht in der Betrachtung der gesellschaftlichen Relevanz“, sagt Tina Scholt in ihrer Einführungsrede.
TERMIN
Die Ausstellung ist unter der Woche von 8 bis 17 Uhr im Foyer des Abgeordnetenhauses, Kaiser-Friedrich-Straße 3, zu sehen.
Die beiden Künstler, die heute als Kunsterzieher tätig sind, zeigen, wie schön und ungemütlich gegensätzliche Sehweisen sein können.