Nummer 70 ist die Schnellste: Das ist eines der Ergebnisse der Regatta der Mainzer Ruder-Gesellschaft. Doch auch in anderen Kategorien wurden Preise vergeben.
Von Michael Heinze
Drei Kilometer ruderten die Teilnehmer auf dem eiskalten Wasser der Wachsbleiche, einem Nebenarm des Rheins.
(Foto: hbz/Henkel)
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MAINZ - Dreieinhalb Kilometer auf eiskaltem Wasser. 119 teils entzückend geschmückte Boote. Und 460 rudernde Nikoläuse. Der Nikolaus-Vierer ist seit mehr als 30 Jahren das ganz große Event der traditionsreichen Mainzer Ruder-Gesellschaft von 1898 (MRG). Kein Wunder, dass die Teilnehmer aus Nah und Fern hellauf begeistert sind.
„Seit 1987 laden wir Ruderer aus den umliegenden Rudervereinen sowie Renngemeinschaften aus ganz Deutschland ein“, erläuterte MRG-Vize Christoph Hartung. Die Großveranstaltung auf der Wachsbleiche, einem Nebenarm des Rheins in Höhe der Ingelheimer Aue, ist bei den Sportlern dermaßen angesagt, dass die Ruder-Gesellschaft erneut mehr Anmeldungen hatte, als Startplätze zur Verfügung standen. Diesmal wollten fast 800 Sportsfreunde dabei sein, beinahe 350 Ruderern mussten die Veranstalter schweren Herzens eine Absage erteilen.
Ruderer aus dem sächsischen Pirna, aus dem baden-württembergischen Nürtingen oder dem niedersächsischen Meppen hatten diesmal die weiteste Anreise. Ihr Ziel: Breitensport unter Gleichgesinnten. Denn große Meriten gab es keine zu erwerben. Der Spaß ist es, der bei diesem Wettkampf eindeutig im Mittelpunkt stand. „Natürlich spielen schnelle Zeiten eine Rolle“, sagt Hartung. „Genauso wichtig ist aber die Kostümierung von Boot und Athleten.“ Gerudert wurde in gesteuerten Vierer-Gig-Booten gegen andere Teams gleicher Altersklasse. Gegen die Zeit – und den inneren Schweinehund. Getreu dem Nikolaus-Motto präsentierten sich diverse Boote und Mannschaften festlich geschmückt. Als Nikolaus, Pinguin, Elch oder Geschenkpaket. Die Strecke maß dreieinhalb Kilometer und führte auf den Hinweg stromabwärts und auf dem Rückweg stromaufwärts. Die Wendemarke befand sich gleich vor der Schiersteiner Brücke. Die Altersspanne der Protagonisten reichte von der zwölf Jahre alten Teenagerin (Lilly Hoch/RG Speyer) bis zum 83 Jahre alten Senior (Manfred Wendelborn/RV Bad Ems). Wobei das Rennen mit den meisten Startern die offene Klasse für Anfänger ab 19 Jahre war.
„Man ist sofort mit jedem auf einer Wellenlänge“
Klare Sache, dass die Siegerehrung vom Nikolaus höchstselbst vorgenommen wurde. Das fixeste Gefährt über alle Bootsklassen hinweg kam vom Mainzer Ruder-Verein – Startnummer 70 mit Jörg Madwig, Mathias Riebold, Björn Steinfurth, Patrick Schnöll und Steuerfrau Louise Kinder. Als das am nikolausigsten dekorierte Boot wurde die „Badewanne“ inklusive integriertem Duschkopf des Mannheimer RC ausgezeichnet mit Janet Wolga, Antje Laube, Jutta Hauptstock, Andrea Stauche und Steuerfrau Silke Felix – vor der „Hawaii-Palmen-Landschaft“ der Kasteler Ruder- und Kanugesellschaft.
Womit wir wieder bei den hellauf begeisterten Teilnehmern wären. Debütantin Anne Decker (29), die im Mai einen Schnupperkurs bei der MRG absolviert und seitdem Feuer gefangen hat, etwa schwärmte: „Obwohl man sich nicht kennt, ist man mit jedem sofort auf einer Wellenlänge.“ Der Nikolaus-Vierer sei „eine gute Gelegenheit, Regatta-Luft zu schnuppern“, verriet Mittzwanzigerin Janine Aberle vom Mannheimer RC, warum sie und ihre 18 Spezies zwischen 26 und 64 Jahren komplett ohne Murren die 80 Kilometer lange Anreise aus Nordbaden auf sich genommen haben. „Und man kriegt hier schon ein bisschen Weihnachtsstimmung …“