13 Minuten für Notfall-Patient: Mainzer Schüler lernen im Klinikum
Dreißig Schüler und Schülerinnen der Oberstufe des Williges Gymnasiums besuchten den so genannten „P.A.R.T.Y.“-Tag, der erstmals im Katholischen Klinikum Mainz (kkm) stattfand.
Von Thomas Ungeheuer
Zum Glück kein Ernstfall: Tobias Voß (2.v.r.) zeigt den Schulsanitätern der 10. und 11. Klassen des Willigis-Gymnasiums den Schockraum des Klinikums, wo Schwerverletzte zuerst behandelt werden.
(Foto: hbz/Judith Wallerius)
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MAINZ - Dreißig Schüler und Schülerinnen der Oberstufe des Bischöflichen Willigis-Gymnasiums besuchten den „P.A.R.T.Y.“-Tag, der erstmals im Katholischen Klinikum Mainz (kkm) stattfand. Hier erhielten sie Einblicke, wie die Versorgung von Unfallopfern abläuft. Wobei „P.A.R.T.Y.“ für „Prevent Alcohol and Risk Related Trauma in Youth“ steht, was man frei mit „Verhinderung von alkohol- und risikobedingten Verletzungen“ übersetzen kann. Es ist eines der weltweit erfolgreichsten Präventionsprogramme.
In der sechsstündigen Veranstaltung erläutern Fachleute aller Berufsgruppen den 16- bis 18-jährigen, welche Folgen der Konsum von Alkohol oder Drogen für Autofahrer haben kann. Und welche Abläufe Verletzungen in Gang setzen.
„Wir schalten eine Stoppuhr ein, wenn ein Schwerverletzter bei uns in die Notaufnahme kommt“, sagt Dr. Tobias Voß, Funktionsoberarzt des Zentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie. Schließlich soll sein Team in etwa 13 Minuten den Patienten genauestens untersucht haben, bevor er in den OP-Saal gebracht wird. In dieser Zeit muss festgestellt werden, wie regelmäßig die Atmung ist, wie stabil sich der Kreislauf zeigt, wie es um die Bewegungsfähigkeit steht, ob Knochenbrüche sicht- oder ertastbar sind und ob es Anzeichen für innere Blutungen gibt.
Keine Frage, Dr. Voß trifft bei den jungen Menschen auf äußerst interessierte Zuhörer. Wohl auch, weil er komplizierte Zusammenhänge spannend und leicht verständlich erläutert. Assistenzärztin Nina Maier steht ihm darin in nichts nach, wenn sie die Besucher durch die Intensivstation führt – einer Station mit „Maximaler Pflege und Therapie“. „Im Schnitt bleibt ein Patient zwischen fünf und sieben Tagen hier“, so Thorsten Endreß, Fachkrankenpfleger für Intensivpflege.
Sicher hat der Rettungssanitäter Thomas Holzmann einige Intensiv-Patienten in das Klinikum gebracht, die hier mit Schmerzmitteln versorgt werden und oftmals an Beatmungsgeräten hängen. Er selbst trinkt seit vielen Jahren keinen Alkohol. Wobei gerade Rettungssanitäter suchtgefährdet seien. Schließlich müssen sie fast alltäglich grausige Bilder von Unfallopfern ertragen. „Aber wir werden von Psychologen und Seelsorgern sehr gut betreut“, erklärt Thomas Holzmann.
Weniger belastend mag hingegen der Alltag für den Physiotherapeuten Michael Eisleben und die Ergotherapeutin Hellen Rau sein. Sie kümmern sich um die Unfallopfer möglichst schnell nach der Operation. Mit ihnen müssen die Patienten lernen, wie man mit einem eingesteiften Bein oder eine Prothese läuft, oder wie man sich mit gebrochenem Arm die Kleidung an- und auszieht. „Man ist auf die Hilfe anderer angewiesen.“ Ein wahrer Satz, den kein Mensch gerne hört, sagt Eisleben.