Kommissbrotbäckerei im Auftrag der Stadt Mainz gekauft

Bis Juni 2016 befand sich in der Kommissbrotbäckerei eine Aufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Archivfoto: Jörg Henkel
© Archivfoto: Jörg Henkel

Mainzer Wohnbau ist neuer Besitzer: Sie will 145 Wohnungen am Standort Rheinallee 111 errichten, ein soziokulturelles Zentrum ist geplant. Die Stadt will 50 Millionen investieren.

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NEUSTADT. Die Mainzer Wohnbau hat im Auftrag der Stadt das Grundstück der ehemaligen Kommissbrotbäckerei in der Rheinallee 111 gekauft. Das teilte die städtische Wohnungsgesellschaft am Donnerstag mit. Auf dem rund 9 300 Quadratmeter großen Gelände, das zuvor der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) gehörte, werden Wohnungen, Gewerbeeinheiten und in dem denkmalgeschützten Hallenbereich des Seitengebäudes Räume für soziale Einrichtungen und die geplante „Kulturbäckerei“ entstehen. Damit rückt ein langgehegter Traum in der Neustadt als größtem Mainzer Stadtteil seiner Verwirklichung ein Stück näher.

Begegnungsstätte für Bürger und Kulturschaffende

„In den nächsten Monaten werden wir die Pläne für das Projekt entwickeln und mit allen Beteiligten – auch den an den künftigen Kultur- und Sozialbereichen interessierten Initiativen – abstimmen“, teilen die Wohnbau-Geschäftsführer Thomas Will und Franz Ringhoffer mit. „Im Sommer 2021 sollen die Baumaßnahmen beginnen.“ Das Ziel sei, dass das neue Quartier ab Sommer 2023 genutzt werden könne. Auch die Wohnungen könnten dann bezogen werden.

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Wie mehrfach berichtet, entstand das Ensemble 1902 als Garnisonsbäckerei der Mainzer Festung und beherbergte neben dieser auch Magazine und Büros. Ein Teil der Gebäude wurde während des Zweiten Weltkrieges zerstört. Der zur Rheinallee gelegene mehrgeschossige Flachbau wurde nie wieder aufgestockt. Die einstige Heeresbäckerei mit ihrer gelben Klinkerfassade blieb erhalten und prägt noch heute das Erscheinungsbild des Areals.

Von der Bundeswehr wurde der gesamte Komplex bis vor kurzer Zeit für Servicebereiche wie beispielsweise eine „Kleiderkammer“ genutzt. Zwischenzeitlich befand sich in einem Gebäude der Kommissbrotbäckerei auch eine Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA). Sie wurde nach sechs Monaten in dieser Nutzung im Juni 2016 vom Land aufgegeben.

Die Mainzer Wohnbau plant nun, durch den Neubau und Umbau von zwei Gebäuderiegeln insgesamt 145 neue Wohnungen zu errichten. 50 dieser Wohnungen werden vom Land Rheinland-Pfalz gefördert und langjährig mit einer Mietpreisbindung versehen sein. In einem weiteren Gebäuderiegel soll ein soziokulturelles Zentrum entstehen.

Der Verein Kulturbäckerei wünscht sich eine „Begegnungsstätte für Kulturschaffende und Bürger“ – mit Platz für Veranstaltungen, Musik- und Theaterproben sowie einer Galerie und einem Café. Im Dachgeschoss könnten außerdem Räume für Familienfeiern, Vereinstreffen und ein Verwaltungsbüro eingerichtet werden. Derzeit ist der Verein auf Sponsorensuche. Im Januar hatte er vom Land Rheinland-Pfalz eine finanzielle Unterstützung für die Konzepterstellung des soziokulturellen Zentrums erhalten. Jeweils 10 000 Euro werden für 2019 und 2020 zur Verfügung gestellt. Auch die Zollhafen Mainz GmbH unterstützt den Verein für zwei Jahre – mit jeweils 12 000 Euro. Pro Jahr werden rund 300 000 bis 400 000 Euro Mietkosten anfallen.

Der Bund überlässt die Liegenschaft der städtischen Wohnungsgesellschaft zum ermittelten Verkehrswert. Über den genauen Preis sei mit der BImA Stillschweigen vereinbart worden, teilt Wohnbau-Geschäftsführer Will mit. Insgesamt wolle die Stadt aber mithilfe der Wohnbau 50 Millionen Euro für das Großprojekt in der nördlichen Neustadt in die Hand nehmen, informierten Will und Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) bereits im Dezember 2018. Beim Kaufpreis habe die Wohnbau jedenfalls von der Verbilligungsrichtlinie des Bundes profitiert, heißt es aus dem Unternehmen. Demnach wird für den Bau von geförderten Wohnungen ein Abschlag vom Kaufpreis gewährt. Das Grundstücksgeschäft habe vor wenigen Tagen die erforderliche Genehmigung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages erhalten.

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Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) freut sich über diese Entwicklung: „Hier entsteht in innerstädtischer Lage ein einzigartiges Quartier mit historischen und modernen Komponenten, in dem etwa 300 Menschen eine neue Heimat finden können und das den Neustädtern und darüber hinaus allen an Kultur und Gemeinschaft interessierten Mainzerinnen und Mainzern einen Ort für Erleben, Mitmachen und lebendiges Miteinander an die Hand gibt.“

Ortsvorsteher Johannes Klomann (SPD) postet kurz nach Bekanntwerden der Nachricht ein Video-Botschaft bei Facebook: „Ich möchte den Verein und die Idee tatkräftig unterstützen und ich freue mich richtig drauf. Denn wir brauchen in Mainz Räumlichkeiten für Veranstaltungen und Vereine.“

Die offizielle Schlüsselübergabe für die Kommissbrotbäckerei durch die BImA an OB Ebling und die Wohnbau wird Ende Juli stattfinden.