Vor allem Ebersheimer Jungwinzer sehen die Planungen der Stadt für Südhang und Südplateau kritisch.
EBERSHEIM. Nicole Ginz ist 24 Jahre alt. Die Jungwinzerin arbeitet im elterlichen Betrieb in Ebersheim. Ihrer Familie gehören Anbauflächen im Bereich Ebersheimer Südhang und Südplateau. Genau dort, wo die Stadt Mainz ein Landschaftsschutzgebiet ausweisen will. Nicole Ginz sieht das mit Sorge. Sie meint: „Uns Jungen wird damit jede Chance auf Aussiedlung genommen. Die Stadt tut gerade so, als wollten die Winzer die Weinberge zerstören. Dabei sind sie doch unser Arbeitsplatz.“
Bereits 2015 war die 132 Hektar große Fläche und damit nahezu die komplette Fläche, auf der die Ebersheimer Weinbau betreiben, im Landschaftsplan der Stadt als schutzwürdig erachtet worden. Seit der „einstweiligen Sicherstellung“ des Areals im Juni 2017 sind etliche Gespräche mit allen Beteiligten geführt worden. Bereits vor einem Jahr hatte die Mainzer Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne) erklärt, keineswegs sei geplant, „die ordnungsgemäße Landwirtschaft und Jagd oder die jährliche Weinwanderung einzuschränken“. Vielmehr gehe es darum, keine weiteren Ansiedlungen in dem Areal, das sich durch „eine besondere Schönheit“ auszeichne, zuzulassen (die AZ berichtete). Zuletzt hieß es vonseiten der CDU, in der aktuellen Verwaltungsvorlage zur endgültigen Ausweisung als Landschaftsschutzgebiet seien zwar „noch einige Klarstellungen nötig“, doch seien bereits „deutliche Verbesserungen“ erreicht worden.
Stefan Franz, Vorsitzender des Ebersheimer Bauern- und Winzervereins, sieht das ganz anders: „Die Politiker sind nicht so gut informiert wie sie vielleicht denken. Wir Bauern und Winzer sind nach wie vor gegen das Landschaftsschutzgebiet, weil es einen massiven Eingriff in unser Eigentum bedeutet. Vor allem die Jüngeren haben Zukunftsängste.“ Und sein Winzerkollege Fred Hawryluk ergänzt: „Ende Juni 2017 saßen Pächter, Verpächter und Eigentümer an einem Tisch, das waren rund 60 Personen. Und keiner von denen war glücklich über das geplante Landschaftsschutzgebiet.“
Rund 30 Wein- und Ackerbau treibende Betriebe gibt es im ländlich geprägten Ebersheim, etwa 15 Jungwinzer sind in den elterlichen Betrieben tätig. Etliche Höfe liegen im engen Ortskern und sind in Platznot. Wie das Weingut Eckert. Martina Eckert: „Wir haben hier im Ort eine Straußwirtschaft, bräuchten eigentlich eine neue Halle. Wir platzen aus allen Nähten.“ Doch den aussiedlungswilligen Winzern steht die Rechtsverordnung des geplanten Landschaftsschutzgebietes entgegen. Vereinsvorsitzender Stefan Franz fragt sich, warum man nicht alle aussiedlungswilligen Winzer über Grundstückstausch in einer Gewann vereint: „Da wäre dann auch die Erschließung einfacher.“ Die Stadt allerdings, bedauert der 24-jährige Jungwinzer Markus Eckert, „hat uns noch keinen Grundstückstausch angeboten“.
Jungwinzerin Nicole Ginz ergänzt: „Andere Kollegen in Nachbargemeinden haben Ideen, die sie umsetzen können – diese sind mir aber durch das Landschaftsschutzgebiet automatisch verschlossen.“ Und ihre 25-jährige Kollegin Fabienne Janz ergänzt: „Die Liste der Verbote ist länger als die der Dinge, die man machen darf.“ Als Beispiel nennen die beiden jungen Frauen das Thema Artenvielfalt. Nicole Ginz: „In der Rechtsverordnung steht beispielsweise, dass wir dort nur Pflanzen anlegen dürfen, die auf natürlichen Wege im Weinberg wachsen. Das bedeutet, dass wir beispielsweise keine Leguminosen anpflanzen dürfen, die den Boden vor Erosionen schützen.“ Fest stehe, meint der 26-jährige Jungwinzer Matthias Karl: „In der Rechtsverordnung bleiben viele Fragen offen.“
Die Ebersheimer Winzer, die jungen wie die älteren, sind, wie sie versichern, realistisch. Sie wüssten, versichern sie im Gespräch mit der AZ, dass der Ortsbeirat die Unterschutzstellung einmütig unterstütze. Sie wüssten, dass Außenstehende wohl nur schwer verstehen könnten, dass sie gegen das Landschaftsschutzgebiet sind. „Aber“, so fragt sich Winzer Rainer Groiß, „warum muss es denn gleich eine Unterschutzstellung sein? Gegen die Zersiedlung der Landschaft hätte die Stadt doch auch andere Möglichkeiten.“