Dankbar auch in schweren Zeiten: Mainzerin Vera Rohde feiert...

Vera Rohde lebt in der Mundus Seniorenresidenz in der Großen Bleiche. Ihre Familie besucht sie regelmäßig – Kinder, Enkel und Urenkel.Foto: hbz/Kristina Schäfer  Foto: hbz/Kristina Schäfer

Ob der Advent auch vor 101 Jahren mit einem prächtigen Schneefall begonnen hat? Wie in diesem Jahr fiel der 3. Dezember 1916 auf den ersten Sonntag im Advent, und damals...

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ALTSTADT. Ob der Advent auch vor 101 Jahren mit einem prächtigen Schneefall begonnen hat? Wie in diesem Jahr fiel der 3. Dezember 1916 auf den ersten Sonntag im Advent, und damals erblickte Vera Rohde in Berlin das Licht der Welt. Nun hat sie ihren 101. Geburtstag gefeiert.

„Ich bin sehr glücklich, und vor allem dankbar“, sagt Rohde, wenn sie auf ihr langes Leben zurückblickt. „Ich finde, das ist immer sehr wichtig: Das Gefühl der Dankbarkeit hilft einem, manch schwere Zeiten zu überstehen.“ Eine gute Philosophie für 101 bewegte Jahre, an der man sich auch heute noch ein Beispiel nehmen kann.

„Jede Zeit hat ihre Vor- und Nachteile“

Besonders ein Ereignis hat Vera Rohdes Leben nachhaltig geprägt: „Ich war 17 Jahre alt, als meine Eltern mich auf ein Fest mitnahmen“, erinnert sich die Jubilarin. Bei diesem Ball, am 18. Januar 1934 im Berliner Hotel Kaiserhof, lernte sie ihre spätere große Liebe kennen: Der damals 22-jährige Student Karlludwig Rohde war ihr Tischherr. Vier Jahre später heiratete das Paar. „Mein Mann war Reichsbahnbeamter und wurde mehrfach versetzt“, erzählt Rohde. „Und so sind wir in Mainz gelandet.“

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Manche Leute neigen im Alter dazu, mit Sprüchen wie „Früher war alles besser“ die Vergangenheit zu verklären. „Das ist Quatsch“, findet Rohde. „Jede Zeit hat ihre Vor- und Nachteile“ – mit Ausnahme von Schrecken wie dem Zweiten Weltkrieg. „Ich hatte Glück, dass mein Mann aus dem Krieg nach Hause gekommen ist“, sagt sie.

2001 ist Karlludwig Rohde verstorben. Vera Rohde lebt heute in der Mundus Senioren-Residenz in der Großen Bleiche, wo sie sich sehr wohlfühlt: „Alle Angestellten sind sehr lieb zu mir.“ Besondere Freude hat Rohde an ihrer großen Familie, ihren drei Kindern, sechs Enkeln und vier Urenkeln. „Einer immer besser als der andere“, sagt Rohde stolz. Ein Teil der Verwandtschaft lebt in Kalifornien und Singapur, doch die meisten Familienmitglieder wohnen in der Nähe und feiern den Ehrentag ihrer Mutter, Groß- und Urgroßmutter gemeinsam im Haus der jüngsten Tochter.

Dorthin will Rohde gerade aufbrechen, als Altstadt-Ortsvorsteher Brian Huck die Glückwünsche im Namen der Ortsverwaltung, des Oberbürgermeisters Michael Ebling und von Ministerpräsidentin Malu Dreyer überbringt. Rohde freut sich über die mitgebrachte Orchidee und das Weinpräsent – schade nur, dass es bei der Eile im Vorbeigehen auf dem Flur sein muss. Doch Rohde nimmt das mit Humor, es könne ja nicht immer alles klappen. „Sonst wäre das Leben ja langweilig.“