Schau im Hochheimer Rathaus zeigt die Geschichte der Russlanddeutschen
Von Dominic Lösch
Bei der Wanderausstellung „Deutsche aus Russland“ führte der Projektleiter der Ausstellung durch die geschichtliche Entwicklung der Thematik und vermittelte wesentliche Zusammenhänge bei einem Diavortrag. Foto: Vollformat/Volker Dziemballa
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HOCHHEIM/MAIN - Schöne Erinnerungen aber auch einige Schicksalsschläge dokumentiert seit Mittwochabend im Hochheimer Rathaus die Wanderausstellung zum Thema „Deutsche aus Russland“.
Bürgermeister Dirk Westedt (FDP) freute sich, die Wanderausstellung „Deutsche aus Russland- Gestern und Heute“ unter zahlreichen Deutschen aus Russland und Interessierten eröffnen zu können. Er selbst zeigte sich begeistert von der durch die „Landsmannschaft der Deutschen aus Russland“ organisierten Ausstellung und verwies auf die Wichtigkeit der Integration. „Die Stadt Hochheim nahm und nimmt eine besondere Rolle ein“, so der Rathauschef im Gespräch mit dieser Zeitung. Denn auch die Wein- und Sektstadt habe zur erfolgreichen Wiedereingliederung der Deutschen aus Russland beigetragen. Die mehr als 1000 Ostaussiedler fanden schnell den Weg in Hochheimer Vereine und Organisationen und wurden somit auch schnell integriert. Daher zeigte sich Westedt auch „überaus erfreut“, als die Initiatorin Svetlana Friebus, selbst Deutsche aus Russland, ihn fragte, ob die Ausstellung in Hochheim stattfinden könne. „Die Ausstellung passt perfekt hierher, deshalb stimmte ich sofort zu.“
Neben dem Bürgermeister nahm auch Jakob Fischer eine wichtige Rolle ein. Der Projektleiter der Ausstellung führte die Anwesenden durch die geschichtliche Entwicklung der Thematik und vermittelte wesentliche Zusammenhänge. „Besonders wichtig finde ich, dass sich die Jugendlichen mit dem Thema auseinandersetzen, da es einige gibt, deren Vorfahren in Russland wohnten. Sie müssen wissen, wo sie herkommen.“ Daher unterrichtet er immer wieder Schulklassen zu diesem Thema und führt sie durch die Ausstellungen.
Hunderttausende folgen dem Aufruf Katharinas
Die deutschstämmige Zarin Katharina II. erkannte, dass Russland modernisiert und wirtschaftlich gestärkt werden muss. Daher lud sie mit ihrem Manifest von 1763 die deutschen Bürger ein, sich in Russland anzusiedeln. Durch die zahlreichen Privilegien wie Steuerbefreiung für 30 Jahre, der Zuweisung von 35 Hektar Land pro Familie oder der Erlaubnis zum Gebrauch der deutschen Sprache folgten einige Hunderttausend Deutsche dieser Einladung. Gleichzeitig hofften jene, unter ihnen größtenteils Handwerker und Bauern, zudem auf ein besseres Leben in Russland, da in Deutschland zu dieser Zeit eine große Not herrschte. Über die Jahrzehnte bis 1914 entstanden in den zuvor unbesiedelten Gebieten rund 3500 Siedlungen sowie eine enorm gut funktionierende Landwirtschaft. Mit dem Ausbruch des Ersten und vor allem des Zweiten Weltkriegs jedoch spitzte sich die Lage für die Deutschen in Russland zu, da diese von der russischen Regierung aufgrund ihrer Deutschstämmigkeit Hitlerdeutschland zugehörig empfunden wurden. Die Folge waren massive Einschnitte in ihr Leben, Zwangsarbeit und Umsiedlungen. Seit den 1950er Jahren kamen viele Deutsche in die Bundesrepublik zurück, um dort ein besseres Leben für sich und besonders für ihre Kinder zu finden.
Interessierte haben bis zum 17. März die Möglichkeit, die Ausstellung über die Schicksale der Deutschen aus Russland zu besuchen.