„Die Arbeit ins Gebet nehmen“ war das Thema einer Eucharistiefeier, zu der die Hochheimer Kolpingfamilie an einen ungewöhnlichen Ort eingeladen hatte, nämlich in einen Kfz-Betrieb.
Von Manuel Wenda
Auf Einladung der Hochheimer Kolpingfamilie predigt Pfarrer Christian Preis am Tag der Arbeit an einem ungewöhnlichen Ort, nämlich in der Kfz-Werkstatt Trautmann in Hochheim.
(Foto: Vollformat/Samantha Pflug)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
HOCHHEIM/MAIN - „Einmal ist keinmal, und zwei Mal ist eine Tradition“ - Pfarrer Christian Preis begrüßte die Teilnehmer einer von der Hochheimer Kolpingfamilie initiierten Eucharistiefeier an einem ungewohnten Ort: Anlässlich des Maifeiertags wurde der Gottesdienst nicht in einer Kirche, sondern an einer Arbeitsstätte begangen. Der Kfz-Betrieb Trautmann im Rheingaubogen hatte seine Pforten geöffnet. Vor dem Gebäude erstreckt sich der Blick ins Umland. „Die Arbeit ins Gebet nehmen“ war der Vormittag überschrieben; im vergangenen Jahr fand der Maigottesdienst in der Schlosserei Theis statt.
Von der Kolpingfamilie gehen in Hochheim zahlreiche Impulse aus, vielerlei Vorträge werden im Katholischen Vereinshaus in der Wilhelmstraße gehalten, dazu organisiert man auch Fahrten und karitative Projekte. Zur Eucharistiefeier waren Menschen in einer Altersspanne zwischen drei und 89 Jahren gekommen.
Ein Gottesdienst zum „Tag der Arbeit“ hat das Ziel, spirituelle Betrachtungen der Arbeitswelt zu ermöglichen; der 1. Mai wird auch als „Josef der Arbeiter“ gefeiert: Das Heilige soll ebenso wie die Würde der menschlichen Arbeit vermittelt werden. Gabriele Nick, Diözesangeschäftsführerin des Limburger Kolpingwerks, trug ihre Gedanken vor. Die Arbeitswelt, so Nick, befinde sich in einem dramatischen Umbruch, die Digitalisierung zeitige Folgen, welche noch nicht absehbar seien – daher komme Solidarität und Nächstenliebe eine zentrale Bedeutung zu.
In seiner Predigt ging Pfarrer Preis zunächst auf Vorstellungen des Paradieses ein: Das Paradies sei kein Ort des Nichtstuns - „Arbeit fängt schon im Paradies an“, so Preis. „Den Garten des Paradieses muss der Mensch selbst bearbeiten.“ Preis fuhr fort, dass der Mensch dafür verantwortlich sei, was er tut. Es gelte, die Selbstständigkeit des Menschen zu bewahren und zu verteidigen, gerade gegen „all jene, die meinen, ihn ständig bevormunden zu müssen.“
Der Mensch sei auf Gemeinschaft ausgelegt. Preis erläuterte den Begriff der Solidarität. In der katholischen Soziallehre sei Solidarität „kein Gnadenerweis von oben“, vielmehr beruhe sie auf Gegenseitigkeit. Ein Übermaß an Fürsorge könne der Entfaltung der Persönlichkeit einer Person im Wege stehen. Pfarrer Preis schlug einen weiteren Bogen: „Die Kirche im Jahr 2019 mit all ihren Brüchen krankt daran, dass von oben nach unten gedacht wird.“ Auch von Einheiten wie einer Kolpingfamilie könne viel in Bewegung gesetzt werden: In Bezug auf das biblische Gleichnis von den Talenten sagte Preis: „Wir haben unsere Talente, damit wir mit ihnen wuchern – nicht um reich zu werden, sondern um andere zu unterstützen.“
Man müsse „sehen, urteilen und handeln“ um „Hilfe zu geben, wo Hilfe gebraucht wird“. Im Anschluss an den Gottesdienst gab es einen Umtrunk. Weitere Maifeiertagsgottesdienste sind in Zukunft geplant.