Theatergruppe „Pank & Ratius spielt „Der Revisor“ in Budenheim
Von Gerd Plachetka
Im Provinzstädtchen geht es hoch her: Der Revisor versetzt den ruchlosen Ort in Aufruhr. Foto: hbz/Kristina Schäfer
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BUDENHEIM - In einem kleinen fiktiven Provinzstädtchen im zaristischen Russland geht es drunter und drüber. Die Kommunalbeschäftigten wickeln ihre privaten Geschäfte ab, Korruptionsgelder werden kassiert und unbescholtene Bürger wahllos schikaniert. Die Theatergruppe „Pank & Ratius – Kleine Bühne Budenheim“ mit Regisseur Armin Nufer hat Nicolaj Gogols Komödie „Der Revisor“ in ihr Herbstprogramm genommen. Und das Bühnenstück ist sicher mehr als nur eine heiter-komische Inszenierung, denn die Figur des Fremden erscheint eher als ein modernes Gottesgericht.
Vermeintlicher hoher Besuch aus der Hauptstadt
Bürgermeister Anton Antonowitsch – glänzend von Kimon Schanze in Szene gesetzt – verkündet seinen städtischen Mandatsträgern die schlechte Nachricht: Ihm sei zu Ohren gekommen, ein Revisor aus der Hauptstadt sei eingetroffen. Seine Stadt gerät in Aufruhr. Da ist die Hospitalverwalterin (Ilka Münzenberg), die ihren Patienten nur günstige Medikamente verordnet und ihnen im Krankenhaus sogar das Rauchen erlaubt. „Der Mensch ist ein anspruchsloses Geschöpf“, rechtfertigt sie ihre Maßnahmen. Anja Kunz in der Rolle der Postmeisterin outet sich als äußerst neugierige Person, die heimlich Briefe öffnet und ihre Inhalte allerorts publik macht. Annelie Sieben verkörpert die Kreisrichterin, Stephan Schröder den Schulinspektor mit Hang zum Hochprozentigen und Lars Kern in Flip-Flops den trotteligen Wodkapolizisten. Sie alle haben es sich auf ihren dienstlichen Positionen gemütlich gemacht und präsentieren sich entlarvend komisch. Die beiden weiblichen Gutsherrschaften Bob und Dob (Annette Lang und Michaela Paefgen-Laß) erscheinen als spitzetanzende Balletteusen. Auch in den Kostümen geben sie sich ihrer Lächerlichkeit preis. Die Charaktere nehmen damit schon wieder sympathische Züge an, weil sie sich auf der Bühne allesamt zum Affen machen.
Der im Hotel logierende und herumstreunende Chlestakow – gut verkörpert von Robert Brand – wird für den inkognito reisenden Revisor gehalten. Umgehend wird er von den städtischen Würdenträgern hofiert, eingeladen und von allen mit Geldgeschenken überhäuft. Dem bis dahin völlig mittellosen Chlestakow und seiner Dienerin Ossip (Anja Kunz in der Doppelrolle) sagen diese Spielchen zu und sie leben das Lügen- und Gauklerspektakel in vollen Zügen aus. So logieren sie plötzlich sogar im Haus des Bürgermeisters, der sein jämmerlich materielles Glück und seinen Job im Rathaus in Gefahr sieht. So buckelt und bewundert er den vermeintlichen Revisor, würde ihm gar seine Ehefrau (Simone Wittenstein) überlassen und träumt von seiner neuen Rolle, die ihn zum General in der Hauptstadt aufsteigen lässt. In weiteren Rollen sind Heinz Kolling, Elisabetta Iozelli-Reinhard und Uwe Münzenberg zu sehen.
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Weitere Vorstellungen am 18., 19., 24. und 25. November jeweils um 20 Uhr im „Zum goldenen Ritter“ in Budenheim.
Das Stück von Nicolaj Gogol, das Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals auf die Bühne kam, könnte auch heute überall spielen und zu jeder Zeit. Im Programmheft von Pank & Ratius „Und wie korrupt ist deine Welt?“ sind einige Schauplätze und Vorfälle aufgezeigt wie die Paradise Papers oder die Bonuszahlungen. Die Gelegenheit, so heißt es, sei eben das Betthupferl der Vetternwirtschaft.