Sparkassenverband Rheinland-Pfalz plant Verkauf von Schloss Waldthausen in Budenheim
Von Dieter Oberhollenzer
Lokalredakteur Oppenheim
Der Sparkassenverband Rheinland-Pfalz nutzt das Schloss Waldthausen und die Gebäude in direkter Nachbarschaft. Archivfoto: Alfons Rath
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BUDENHEIM/MAINZ - Der Sparkassenverband Rheinland-Pfalz (SVRP) will zum 1. Januar 2020 das Schloss Waldthausen als Sitz der Sparkassenakademie sowie der Geschäfts- und Prüfungsstelle aufgeben und in Mainz ein neues Domizil beziehen. Zur Frage nach einem Verkauf der Budenheimer Immobilie heißt es: „Es laufen aktuell Gespräche mit möglichen Investoren.“
Der Sparkassenverband Rheinland-Pfalz, ein Zusammenschluss der 23 Sparkassen im Land und deren kommunaler Träger, hat das Schloss Waldthausen im Lennebergwald bei Budenheim im Jahr 1982 von der Stadt Mainz in Erbpacht erworben, danach umgebaut, saniert und erweitert.
Die Sparkassenakademie als zentraler Bildungsanbieter der rheinland-pfälzischen Sparkassen nahm 1988 ihren Betrieb auf. Das Konferenzzentrum mit Hotel und Gastronomie umfasst 134 Einzel- und acht Doppelzimmer sowie zwölf Tagungs- und acht Gruppenräume sowie zwei EDV-Schulungsräume. Im Jahr 2002 wurde der Neubau des Verwaltungsgebäudes mit der SVRP-Geschäfts- und Prüfungsstelle eingeweiht. Im Fokus der breiteren Öffentlichkeit stehen das Schloss und das weitläufige Parkgelände bei den alljährlichen Oldtimertreffen und bei zahlreichen Veranstaltungen; darunter auch Klassikkonzerte.
WECHSELVOLLE 110 JAHRE
Schloss Waldthausen wurde zwischen 1908 und 1910 im Stil der „staufischen Burgen- und Pfalzenarchitektur“ mit bergfriedartigem Vierkantturm errichtet; Auftraggeber war Freiherr Martin Wilhelm von Waldthausen. Er stammte aus einer angesehenen Essener Patrizier- und Industriellenfamilie und war Rittmeister eines in Mainz stationierten Husarenregiments.
Mit Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 verließen Waldthausen und seine Familie Deutschland und lebten in der Schweiz und in Liechtenstein; 1919 Einquartierung französischer Truppen; 1941 Verkauf an die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt; im Zweiten Weltkrieg genutzt als Einrichtung der „Kinderlandverschickung“; nach Krieg von amerikanischen und dann französischen Truppen beschlagnahmt; 1955 Übernahme durch das Bundesvermögensamt; von 1956 bis 1978 Bundesluftschutzschule, Nachschublager und ABC-Übungen der Bundeswehr.
Die Stadt Mainz kaufte 1978 das gesamte Anwesen von Schloss Waldthausen, um ein Freizeitzentrum einzurichten; 1982 vom Sparkassenverband Rheinland-Pfalz (SVRP) in Erbpacht erworben; 1988 nimmt Sparkassenakademie Rheinland-Pfalz Betrieb auf; 2002 ziehen Geschäfts- und Prüfungsstelle des Sparkassenverbands in einen Neubau ein; 2018 Investor gesucht.
Jährliche Oldtimer-Rallye und auch Konzerte
Über die genauen Gründe, sich vom 110 Jahre alten Schloss Waldthausen zu verabschieden und in Mainz neu zu starten, hüllt sich der Sparkassenverband in Schweigen. Möglicherweise ist die Immobilie zu groß und teuer für die Sparkassen geworden. Die Presseanfrage der AZ wird von Alexander Schaubeck vom SVRP so beantwortet: „Die Gremien des SVRP haben Ende 2017 Beschlüsse zur strategischen Ausrichtung des SVRP als Dienstleister der rheinland-pfälzischen Sparkassen gefasst. Bestandteil dieser Beschlüsse war die Entscheidung, mit dem SVRP, bestehend aus der Geschäftsstelle, der Prüfungsstelle und der Sparkassenakademie, zum 1. Januar 2020 in die Räume der Landesbausparkasse (LBS) Südwest in der Vorderen Synagogenstraße in der Landeshauptstadt Mainz zu ziehen.“ Bezüglich des Standortes Schloss Waldthausen liefen aktuell Gespräche mit möglichen Investoren. „Und zu den Gesprächen möchten wir uns nicht äußern“, heißt es.
Wer also neuer Schlossherr in Budenheim wird, steht in den Sternen. Mit Interesse beobachtet der örtliche Bürgermeister Rainer Becker (CDU) die aktuelle Entwicklung, denn das weitläufige Areal im Lennebergwald liegt vollständig auf Budenheimer Gemarkung: „Wichtig ist für mich die sinnvolle Folgenutzung.“ Nach dem Bebauungsplan sei für das Gelände eine schulische Nutzung festgeschrieben; mögliche Änderungen müssten vom Gemeinderat beschlossen werden.
Der Bürgermeister, der in diesem Sommer in den Ruhestand geht, hat im Gespräch mit dem Mainzer OB Michael Ebling (SPD) erste Gedankenspiele angestellt: „Ich kann mir dort die Einrichtung einer Business School vorstellen, auch den Betrieb eines Sportgymnasiums mit Internat.“ Denn die sportliche Infrastruktur sei vorhanden auf dem Gelände mit Sporthalle und Tennisplätzen, aber auch in den benachbarten Gemeinden Budenheim, Gonsenheim und Finthen. „Aber das Land muss mit ins Boot“, so Rainer Becker.