Carneval Club Budenheim: Weck, Worscht und Woi als Köder
Beim CCB stehen fast nur Eigengewächse auf der Bühne, die mit viel Spaß und Herz bei der Sache sind.
Von Lena Witte
Reporterin Lokalredaktion Wiesbaden
Die Band „Handkäs un sei Mussig“, das sind Oliver Wiesmann und Kollegen, begeistert auf der Fastnachtsbühne des Budenheimer Carneval Clubs das närrische Auditorium.
(Foto: hbz/Judith Wallerius)
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BUDENHEIM - Beim CCB fühlt man sich gleich zu Hause: Die Narrhalla ist nicht in Tischnummern, sondern in Ortsstraßen aufgeteilt, und die närrischen Gäste nehmen in der Stefan-, Pankratius- oder Klosterstraße Platz. Sie kommen aus „Budenum un drumerum” und werden von Sitzungspräsident Christoph Racky fröhlich mit „Ei gude, wie?” begrüßt, bevor der Carneval Club Budenheim seine fast sechsstündige Sitzung beginnt.
Politik
Zum vierten Mal in Folge widmet sich Protokoller Max Raser der Baustelle, die von Budenheim aus in Reichweite liegt: der Schiersteiner Brücke. Aber auch die marode Salzbachtalbrücke und natürlich die Theodor-Heuss-Brücke samt Narrenspur finden Erwähnung. An Themen wie Erderwärmung, Wechsel im SPD-Vorsitz oder EZB kommt er nicht vorbei, geht aber auch auf braunes Gedankengut ein: „Den Holocaust ignorieren und Opfer verhöhnen, daran werd ich mich nie gewöhnen.” Kerstin Bitz schlüpft in die Rolle der Karla Kurier und weiß als Betreiberin eines Kiosks, was so los ist im Ort.
Auf Platt nimmt sie herrlich lustig Ortsbürgermeister Stephan Hinz auf den Arm, bemängelt Wohnraumverdichtung, den verdreckten Wald und das geschlossene Schwimmbad und fordert Fleischwurst für alle: „Eine Goldgrube zu schaffen, wär gar net so schwer, kämen einfach en Metzger oder Café hierher.”
WER WAR NOCH DABEI?
Musik: Dallesehrengarde, Hechtsheimer Dragoner und Joachim Peters (Kapellmeister).
Ähnlichen örtlichen Themen, nämlich den „Erbsünden von König Rainer”, widmen sich auch die Figuren des Budenheimer Kaspertheaters (Leitung: Frank Fillinger), bevor Bernhard Knab als Deutscher Michel scharfzüngig und gekonnt über Bundes- und Weltpolitik herzieht, alles perfekt gereimt und ohne einen Blick auf ein Skript zu werfen.
Kokolores
Weck, Worscht und Woi sind ihre Köder, als sich Angler Bert Bannier und Heinz-Peter Laufersweiler über so manches Geschehen im Ort und in der Welt auslassen. Ganz klar: Sie punkten mit Budenumer Gebabbel.
Musik
Zum ersten Mal dabei und gleich mit Zugabe-Rufen bedacht, sind beim CCB der „Handkäs un sei Mussig” alias Oliver Wiesmann und seine Kollegen. Die jungen Mainzer bringen jede Menge gute Stimmung mit und lassen den Saal singen: „Am Rosenmontag hab ich dir mein Herz geschenkt.” Auch Christoph Seib erweist sich als Volltreffer, der von ziemlich vielem die Nase voll hat, darüber ein launiges Medley präsentiert und Schalala-Gesänge im Publikum erntet, als er an einem alten Radio dreht. Fürs richtige Mainz-Gefühl zu Fassenacht ist Oli Mager zuständig, der beim CCB schon fast zum Inventar gehört, während Andreas Laube und Heinz-Peter Laufersweiler die Narren das Clublied in Rucki-Zucki-Manier tanzen lassen. Als geniale Stimmungsmacher nach Mitternacht erweisen sich die „Woinoose” (Leitung: Matthias Brednich) mit Silva Merkel, indem sie die Sehnsucht nach der nächsten Sitzung besingen.
Tanz
Glanz und Glamour in venezianischer Manier bringt das Ballett der CCB-Jugend (Leitung: Lea Federlein) in die Turnhalle. Rockig kommen die Punk-Grazien (Leitung: Alexa Stendke und Tanja Wagner) daher, und die Rainbow Daddys (Leitung: Gudrun Rochow) begeistern als Indianer mit tollen Kostümen und Hebefiguren.
Fazit
Eine Sitzung, hauptsächlich mit Eigengewächsen bestritten, die mit viel Spaß und Herz bei der Sache sind und der das Mainzer Prinzenpaar einen royalen Besuch abgestattet hat. Gesanglich und musikalisch auf hohem Niveau, erweisen sich die „Woinoose” als spritzig-rockige Hofsänger-Variante aus Budenheim.