Budenheim: Wiederaufforstung im Lennebergwald erlebt einen Neustart
Revierförster Stephan Dorschel testet verschiedene Ansätze zur Wiederaufforstung. Der vergangene Sommer hat seine Spuren in der Natur hinterlassen – tote Bäume sind die Folge.
Von Max Schirp
Volontär
Revierförster Stefan Dorschel hofft darauf, dass mit den Hordengattern die Wiederaufforstung gelingt.
(Foto: hbz/Jörg Henkel)
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BUDENHEIM - Tote Kiefern ohne Nadeln schwanken gefährlich im Wind. Sie stehen teilweise nur noch vereinzelt dort, wo sich einmal Nadelbaum an Nadelbaum reihte. „Einzelne Kiefern sind wesentlich sturmanfälliger“, erklärt Forstrevierleiter Stefan Dorschel. Im Bereich der Straße müsse das Forstamt bei solchen Risiken eingreifen, in weniger frequentierten Teilen des Waldes überlassen der Förster und sein Team die Natur sich selbst. Hin und wieder kracht dann ein abgestorbener Riese herunter und fällt damit im wörtlichen Sinne unter die Kategorie „Totholz“.
Im Budenheimer Lennebergwald gibt es vornehmlich Sandstandorte. Das heißt: Wasser, beispielsweise in Form von Niederschlag, wird nicht lange im Boden gespeichert, sondern sickert nach unten. Das Grundwasser ist in einer Tiefe, die für die ansässigen Bäume unerreichbar ist – ein Sommer wie der vergangene, mit wenig Niederschlag und extremer Hitze über Wochen, ist fatal für die Natur. Nicht nur für Kiefern ist dieser Zustand existenzbedrohend – viele Buchen haben im Frühjahr nicht mehr ausgetrieben. „Ein Baum ohne Blätter ist tot“, sagt der Revierförster. Tote und faule Buchen, speziell auf Sandböden, seien bereits geschwächt gewesen, bevor ihnen die Trockenheit den Rest gegeben habe. Ein Novum für den Chef im Lennebergwald: So schlagartig wie dieses Jahr habe er das Buchensterben noch nicht erlebt.
Bereits im letzten Jahr wollten Dorschel und sein Team kahle Bereiche neu bewalden, jedoch machte die Wetterlage diese Versuche zunichte. Zu groß war die Hitze, zu selten der Regen. „Es ist alles abgestorben, was neu gepflanzt wurde – selbst in nährstoffreicheren Böden“, erinnert sich der Förster.
Drei verschiedene Ansätze hat er dieses Jahr gewählt, um dort, wo früher zahlreiche Kiefern standen, neue Bäume einzupflanzen. In einem umzäunten Gebiet von einem Hektar wurden etwa 1500 Kiefern eingepflanzt, die nun in Nachbarschaft von Zypressenwolfsmilch und Klatschmohn heranwachsen. Gepflanzt wurden hier Zapfen aus dem Mainzer Sand, es handelt sich also um einheimische „Meenzer“ Kiefern, welche erwiesenermaßen an die Bodenverhältnisse angepasst sind. In unmittelbarer Nachbarschaft der Jungkiefern erstreckt sich eine braune Fläche, die auf den ersten Blick eher an ein brachliegendes Feld erinnert. Dort wurden in regelmäßigen Abständen Eichen gesät. Auf die Gesellschaft von Gräsern und Mischbaumarten hat Dorschel im Sinne der Eichen bewusst verzichtet: „Sie brauchen, insbesondere zu Beginn, mehr Licht als Kiefern und würden die Konkurrenz von Gräsern nicht ertragen.“
Der spektakulärste Anblick einer Variante zur Wiederaufforstung bietet sich, wenn man etwas tiefer in den Lennebergwald vordringt. Neun Quadratmeter große Hordengatter erwecken den Eindruck von Tiergehegen – nur, dass sie Wildschweine und Rehe nicht einpferchen, sondern aussperren sollen. Die hölzerne Umzäunung bietet gepflanzten Bäumen den nötigen Schutz und Platz inmitten einer Waldlichtung.
Der Erfolg der Projekte steht und fällt mit den Witterungsbedingungen in diesem Sommer: Sollte in der entscheidenden Vegetationszeit erneut ein extremer Sommer herrschen, dann wird die Dürre ihren Preis fordern und der Waldwachstum wird einen weiteren Rückschlag erleiden.