Christian Kruse, Schau- und Puppenspieler, erzählt in seiner Hausmeister-Loge eine zauberhafte Geschichte für Kinder. Foto: hbz/Jörg Henkel
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KASTEL - Eine Abenteuergeschichte, frei nach dem Klassiker von Daniel Defoe, konnten am Donnerstag rund 25 Kinder im Alter ab sechs Jahren bei der gut einstündigen Vorstellung von „Robinson Kruse“ im Kinder- und Jugendzentrum Reduit erleben. Eine herrlich inszenierte Mischform aus Schauspiel und Puppenspiel des „Figurentheaters Neumond“ aus Hannover, bei der der Schau- und Puppenspieler, Christian Kruse, mit allerlei gewöhnlichen Gegenständen auf der Bühne die Fantasie der Kinder im Saal beflügelte und sie mitnahm in die Geschichte des quasi auf dem Schulhof gestrandeten Robinson. Eine wunderbar kindgerechte Hinführung zur Botschaft des Stückes, das Mut macht, das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und Fremden mit Offenheit zu begegnen.
Es geht um Respekt und Freundschaft
Sie geht so: Wie jeden Tag studiert Schulhausmeister Robert Kruse den Tagesablauf, ordnet in seiner Hausmeister-Loge Fundsachen und begrüßt den Plastikwellensittich Hasso im Käfig. Immer im Zwiegespräch mit sich selbst, das ist seine seltsame Art, weswegen ihn die Schüler auch gerne „Herr Wunderlich“ nennen. Heute hat er Geburtstag, aber das scheint niemanden zu interessieren. Er ist unschlüssig darüber, ob er die nunmehr 14. Einladung zum Grillen doch einmal annehmen soll von einem ihn eher befremdenden Mann, Herrn Freitag, der einen Rock trägt und einen farbigen Sohn namens Ben hat. So pinnt er einen Urlaubsgruß einer Kollegin belanglos an die Weltkarte über seinem Arbeitstisch.
Im Koffer der Landeslehrmittelstelle, dessen Inhalt für eine Projektwoche der Schüler gebraucht wird, findet er ein Buch, das er noch aus Kindertagen kennt – Robinson Crusoe. Ein Seefahrer, der nach einem Schiffbruch auf einer einsamen Insel strandet und dort 28 Jahre lebt. In Gedanken versunken taucht Kruse in seinem Hausmeisterzimmer in die Geschichte ein, mit einem kleinen Papierschiffchen, das auf den Wogen einer blauen Plastikplane in Sturm gerät. Und er auf seinem Arbeitstisch mit dem gestrandeten Robinson einen wehrlosen Gefangenen, „Freitag“ genannt, aus der Hand der bedrohlichen Kannibalen befreit.
„Es geht um Freundschaft, Einsamkeit, Andersartigkeit und Respekt“, erklärt Christian Kruse. Elemente, die sich im Spiel des Hausmeisters bei den Abenteuern des Seefahrers mit den parallel laufenden, realen Vorgängen auf dem Schulhof in einer Leichtigkeit verweben. „Das Stück geht in die Gegenwart, in die zweite Erzählebene hinein, in der der Hausmeister in seinem Alltag landet“, so Puppenspieler Kruse weiter, was er beispielsweise effektvoll mit einem zudem eingesetzten Papiertheater im kleinen Guckkasten an der Wand des Hausmeisterzimmers transportiert. Hier sieht das junge Publikum auf dem Schulhof den farbigen Jungen, Ben Freitag, der von der „Südstadtkannibalen-Gang“ geschubst und erpresst wird. Auch die eine oder andere Flaschenpost fliegt kurzerhand aus dem Fenster der Hausmeister-Loge, der einsamen Insel, bis auch Herr Wunderlich letztlich beschließt, noch einmal etwas Neues zu wagen und dem bisher für ihn Fremden offen zu begegnen, Freundschaften zu schließen. „Es war einfach toll“, unterstreichen im Publikum sitzende Kinder der Brüder-Grimm-Schule, die wohl nicht das letzte Mal beim Kindertheater waren.