Wiesbadener Straße in Kastel: Städtische GWW erwirbt für den Neubau von 35 Wohnungen Terrain von der Nachbarstadt Mainz
Von Wolfgang Wenzel
Lokalredakteur Wiesbaden
Von der Nachbarstadt Mainz erwirbt das kommunale Unternehmen GWW in der Wiesbadener Straße in Kastel das Grundstück mit der Hausnummer 26. Dort betreibt Ozman Kizil seinen Autohandel und Kraftfahrzeug-Aufbereitungsbetrieb. Foto: hbz/Jörg Henkel
( Foto: hbz/Jörg Henkel )
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KASTEL - Wohnungen anstelle von Gebrauchtwagenhandel: Am Donnerstag war der Termin beim Notar. In der Wiesbadener Straße setzt die städtische Wohnbaugesellschaft (GWW) ihr Engagement fort. Von der Nachbarstadt Mainz erwarb das kommunale Unternehmen das Grundstück mit der Hausnummer 26, um darauf 35 Wohnungen zu errichten. Baubeginn solle in absehbarer Zeit sein, teilte die GWW mit.
Das Projekt gilt als ein weiterer Baustein, mit dem das kommunale Unternehmen ein größeres Gewicht in der öffentlichen Wohnungswirtschaft in Kastel erhalten will. In Amöneburg und Kostheim halte das Unternehmen jeweils fast ein Drittel aller Wohnungen, in Kastel seien es momentan zwölf Prozent. Das Ziel liege bei einem Anteil von 25 Prozent, sagte GWW-Geschäftsführer Hermann Kremer.
Mit dem Projekt erhält die bei manchen als Automeile nicht gerade in höchstem Ansehen stehende Wiesbadener Straße an dieser Stelle einen anderen Charakter. Momentan ist auf dem Grundstück ein Autohandels- und Kraftfahrzeug-Aufbereitungsbetrieb etabliert. Es bestünden Kontakte mit der städtischen Wirtschaftsförderung, die jedoch nichts Passendes für seinen Betrieb angeboten habe. Bisher sei der Pachtvertrag von einem Jahr zum anderen immer verlängert worden. Am Donnerstag habe er von der Beurkundung des Grundstücksverkaufs erfahren, sagte Inhaber Ozman Kizil. Seit 20 Jahren habe er den Betrieb und es sei nur schwer vorstellbar, dass jemand komme, um ihn hinauszuwerfen.
Für die GWW spielen Amöneburg, Kastel und Kostheim jedoch eine tragende Rolle bei einem Neubauprogramm. 2016 hatte das kommunale Unternehmen ein forciertes Vorgehen beschlossen. Im Augenblick befänden sich 300 Wohnungen in der Planung. Sie sollen in den nächsten Jahren errichtet werden. Dazu zählen unter anderem Projekte in der Wiesbadener Landstraße in Amöneburg sowie in der Zelterstraße in Kostheim. An beiden Standorten sollen Altbauten aus den 1950er und 1960er Jahren durch moderne Wohnhäuser ersetzt werden. Das Wohnungsbauprogramm der GWW in den drei Stadtteilen umfasse rund 60 Millionen Euro. Einige Neubauten seien schon entstanden, zusammen mit den „Punkthäusern“ in der Hochheimer-, Uthmann- und Kostheimer Landstraße sei die GWW ihrem Ziel schon mit 87 Neubauwohnungen entgegengekommen. Parallel dazu würden die Altbauten aus früheren Mainzer Wohnbau-Zeiten auf die Höhe der Zeit gebracht. Vor acht Jahren hatte die GWW die Immobilien erworben, seitdem seien 30 Millionen Euro aufgewendet worden, um sie auf einen modernen Standard bringen und vermieten zu können.
Städtebaulich für Kastel nur von Vorteil
Hartmut Bohrer (AUF), stellvertretender Ortsvorsteher, begrüßte das Engagement der GWW in der Wiesbadener Straße. Das Grundstück habe eine Geschichte, es liege auf einem Terrain, das als Zufahrt für eine Brücke über den Rhein in Richtung Kaiserstraße in Mainz reserviert worden sei. Schon lange sei klar, dass daran kein öffentliches Interesse bestünde. Daher hätte das Grundstück längst bebaut werden können. Städtebaulich wäre das für den Westen Kastels von Vorteil. Es sei besser, beim Wohnungsbau auf Konversionsflächen und „unbefriedigende Zwischenlösungen“ zurückzugreifen, anstatt Naturflächen zu verbrauchen. Durch Binnenentwicklung seien selten mehr als eine zweistellige Wohnungsanzahl zu erzielen. „Wir brauchen eine vierstellige Zahl im Stadtgebiet“, sagte Bohrer. Die neue Mehrheit im Rathaus spreche von 1200 Wohnungen im Jahr, das sei mit Blick auf 4000 registrierte Wohnungssuchende zu wenig.