Die Bürger sollen wissen, worüber sie nächstes Jahr (vielleicht) abstimmen können. Das ist eine Motivation für die „Dialog-Box“, mit der die Verkehrsbetriebe Aufklärungsarbeit leisten und für das Projekt werben wollen.
Von Wolfgang Wenzel
Lokalredakteur Wiesbaden
Mit der „Dialog-Box“ wollen die Verkehrsbetriebe über das Projekt City-Bahn aufklären und den Gegnern den Wind aus den Segeln nehmen.
(Foto: hbz/Jörg Henkel)
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KASTEL - Kaffeeduft und Bildschirmflimmern: In einer „Dialog-Box“ vor dem Bahnhof werben Mainzer Mobilität und Eswe Verkehr für das Nahverkehrsprojekt City-Bahn. Vier Wochen lang bleibt der Container mit Plänen und Animationen dort stehen, von Donnerstag bis Samstag wird geöffnet sein. Der Ort ist mit Bedacht gewählt: „Wer aus der S-Bahn aussteigt, ist schon katholisch“, sagte Uwe Hiltmann von der Planungsgesellschaft City-Bahn.
Erst drei Prozent der Einwohner erreicht
Die „Dialog-Box“ ist seit einem Jahr unterwegs und hat eine längere Wanderung quer durch das Stadtgebiet hinter sich, vom Mauritiusplatz über Biebrich bis nun also zum Kasteler Bahnhof. Mitarbeiter von Eswe sind mit von der Partie. Drei Prozent der Wiesbadener Einwohner habe man bisher damit erreicht, rund 3900 Menschen. Diese Zahl sei durchaus selbstkritisch zu sehen, sagte Hiltmann. Die nächsten Stationen der Box seien der Luisenplatz und der Hauptbahnhof. Es sei sinnvoll, die Tournee fortsetzen. Schließlich solle die Bevölkerung wissen, worüber sie im Sommer 2020 per Bürgerentscheid abstimmen könne. Bevor man die City-Bahn ablehne, solle man sich wenigstens informieren, sagte Ortsvorsteherin Christa Gabriel (SPD). Wer für die City-Bahn sei, solle etwas dafür tun, er könnte Kritiker überzeugen. Mehr öffentlicher Nahverkehr werde nur mit einer Straßenbahn möglich sein, nicht mit Bussen. Mit dieser Haltung befindet sich die Planungsgesellschaft City-Bahn in guter Gesellschaft. Es gibt Berichte, dass Frankfurt seine Straßenbahnlinie nach Neu-Isenburg und Bad Vilbel ausweiten wolle.
Vom Bund gebe es Unterstützung, sagte Hiltmann. Beim Verbandstag in Mannheim habe es aus den Ministerien geheißen, dass die Kosten-Nutzen-Analyse für Nahverkehrsprojekte neu gefasst werde, um etwa die Entlastung von Feinstaub einzubeziehen. Auch ohne solche Aspekte sei der für die Projektförderung relevante Kosten-Nutzen-Faktor für eine City-Bahn mit 1,5 gigantisch hoch. Ein Thema in Kastel werde die Belastbarkeit der Theodor-Heuss-Brücke sein. Simulationen zeigten, dass der Fahrweg kein Wunschkonzert werde: „Es wird aber nicht schlechter als heute, was nicht heißt, dass es gut wird“, sagte Hiltmann. Die „Dialog-Box“ jedenfalls biete eine Plattform, um Verbesserungsvorschläge und Top-Ideen zu machen, fügte Ortsvorsteherin Gabriel an. Die Erfahrungen auf der Tournee durchs Stadtgebiet seien meistens die gleichen. Viele kämen, um erst einmal Dampf abzulassen. Zwei bis drei Tage später kämen sie erneut, dann aber mit konkreten Fragen, die ein weites Spektrum abdeckten.
DIALOG-BOX
Die Öffnungszeiten werden sein: donnerstags von 12 bis 18 Uhr, freitags von 9 bis 15 Uhr, samstags von 10 bis 16 Uhr
Auch beim Auftakt in Kastel wurden die Pro- und Kontra-Stimmen gezählt. Einer, der mit dem Auto gekommen sei, um jemanden am Bahnhof abzuholen, habe klarmachen wollen, dass es nicht funktionieren werde mit der City-Bahn und der Brücke. Fünf dagegen hätten sich für eine Straßenbahn ausgesprochen, einer aus Kostheim habe gefragt, wo er unterschreiben könne, damit die Bahn auch dort Passagiere aufnehmen könne.