Unter dem Ostfeld das Fort Biehler

Weite Teile des Fort Biehler liegen verschüttet im Boden, die aus der Erde herausragenden Teile wurden nach dem Ersten Weltkrieg gesprengt und später für den Bau einer Wohnsiedlung abgetragen. Archivfotos: Sascha Kopp (3), hbz/Jörg Henkel (1)
KASTEL - Das Fort Biehler, wieder freigelegt und öffentlich zugänglich: Das ist die Vision der Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) beim Verwirklichen eines Neubaugebiets am Ostfeld. Das alte Fort sei wie ein Schatz etwa für die Gastronomie, der gehoben werden könne, sagte Projektleiter Jochim Mengden bei der Präsentation von Plänen für ein neues Stadtviertel im Norden Kastels.
Die Festung von 1880 liegt in einem Wäldchen, das als Schutzwald und historisches Erbe zum Stadtteilpark werden solle. Sie sei wunderbar gemauert. Das Fort Biehler, fast so groß wie Alt-Kastel, liegt verschüttet auf einer Anhöhe. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden militärisch relevante Teile gesprengt, nach dem Zweiten Weltkrieg die tief in den Boden hinabreichenden Bauten zugeschüttet. Das Fort gehört dem Bund, einen öffentlichen Zugang gibt es nicht.
Ökonomisch richtige Größe für eine Nahversorgung
Bei der Vorstellung der Pläne wurden einige Probleme beschrieben, die von der Stadtplanung gelöst werden müssten, dazu zähle die Entwässerung des Wohnviertels, in dem über 10 000 Menschen leben sollen. Sie sei aufwendig und kompliziert. Hier müsse die Stadt eventuell Bau und Betrieb eines weiteren Klärwerks ins Auge fassen. Das Biebricher Klärwerk sei ausgelastet, zum Hauptklärwerk im Salzbachtal müsste das Abwasser aus dem Ostfeld erst hingepumpt werden.
Einschränkungen hinsichtlich der Nutzbarkeit gebe es auch im Süden des Terrains in der Nähe zur Autobahn 671. Dort verliefen Hochspannungsleitungen mit 110 Kilovolt. Ein Mindestabstand zu dem neuen Wohnviertel wäre zwar gewahrt. Doch besser wäre dort ein gewerblicher Streifen für Büros. Auf der „Abbruchkante“ zum früheren Dyckerhoff-Steinbruch im Nordwesten des Terrains habe sich eine reiche Vegetation entwickelt. Dieser Grünzug solle erhalten bleiben. Das „Vorzugsszenario“ für einen neuen Stadtteil am Fort Biehler sei weder abgerundet noch fertig. Es werde überarbeitet und mit Gutachten unterfüttert, die zeigen sollen, welche Konsequenzen das Projekt für Klima, Verkehr und weitere Faktoren habe, sagte Mengden.
Es gebe noch viel zu tun. Das Planungsrecht müsse Schritt für Schritt erarbeitet werden. Regionaler Raumordnungs- und Flächennutzungsplan müssten für das Ostfeld-Projekt geändert und ein Rahmenplan entworfen werden. Dann würden die einzelnen Baufelder mit Bebauungsplänen bestückt, sagte Stadtrat Hans-Martin Kessler (CDU). Die heutige Siedlung am Fort Biehler werde von den Planungen nicht berührt. Sie bleibe ausgeschlossen. Die Bewohner profitierten aber von einer besseren Nahversorgung. Das Neubaugebiet sei auf 10 000 Menschen ausgerichtet. Ökonomisch sei das die richtige Größe für Bäcker, Metzger und Einkaufsläden. Blieben die Werte darunter, wäre ein Engagement für die Nahversorgung weniger interessant. Drei Varianten standen im Rathaus für das Ostfeld zur Auswahl. Für die Vorprüfung wurde ein Ampelsystem entworfen, mit roten, gelben und grünen Punkten. Variante 1 (Stadtteil am Fort Biehler) erhielt einen grünen und einen gelben Punkt. Variante 2 (Stadtschollen in der Landschaft) zweimal Gelb, Variante 3 (Impulse am Mobilitätsband) Rot und Gelb. Es gebe unterschiedliche Gründe, weshalb die Entscheidung auf die Variante 1 gefallen sei. Dieses Szenario sei als sehr guter Kompromiss zu bewerten zwischen der Vorstellung, dass sich nichts ändere und dem Ziel der Stadt, eine neue Siedlungsstruktur zu schaffen, sagte Stadtrat Andreas Kowol (Grüne).
In dem Gebiet seien die Böden für die Landwirtschaft nicht ganz so qualitätvoll wie im Norden. Auch die Eigentümerstruktur sei leichter handhabbar. Im Süden seien mehr Grundstücke in öffentlicher Hand als im Norden des Fort Biehler. Weite Teile würden von zwei öffentlichen Eigentümern gehalten, sagte Projektleiter Mengden. Vorgesehen sei eine weitere Eigentümerbeteiligung sowie Abstimmungen mit den Trägern öffentlicher Belange sowie mit den Nachbarstädten, der Bundeswehr und den Amerikanern.