Susanne Reichert erzählt in der Stadtteilbibliothek Kastel amüsante Familiengeschichten
Von Nicoel Weisheit-Zenz
Susanne Reichert liest aus ihrem neuen Buch. Foto: hbz/Jörg Henkel
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KASTEL - Eine romantische Liebesgeschichte? Die sei es nicht, lachte Autorin Susanne Reichert, „schließlich geht es um die Pubertät.“ Höhen und Tiefen, die man mit dem Nachwuchs in der spannenden Entwicklungsphase erlebt, beschreibt sie in ihrem Buch „Himmlisch gechillt“. Zu Gast in der Stadtteilbibliothek Kastel, trug sie amüsante Auszüge daraus vor. Musikalisch begleitet wurde sie von Harald Andres mit Gitarre, Gesang und Gefühl. Bei Wein und Snacks konnten sich die Zuhörer zurücklehnen und genießen, als Atempause vom Familienalltag. Aus dem, was man mit seinen Lieben so alles erlebt, könnte man ein Buch machen, hatte Susanne Reichert überlegt und sich damit selbst einen Traum erfüllt. In ihrer Heimatstadt Bad Vilbel hat sie sich schon mit Kolumnen einen Namen gemacht, für Herbst ist ein Fortsetzungsband geplant.
Konfirmandin sorgt für Küchenchaos
Ihre Geschichten drehen sich um die fünfköpfige Familie von Marlene Schwarz, die aus ihrer Sicht erzählt, wortgewandt und anschaulich. Lärm riss sie am Sonntagmorgen aus dem Schlaf: „Ist das für Chemie?“, forschte sie nach, weshalb ihre fast 15-jährige Tochter wohl die Küche in Chaos verwandelte. Als angehende Konfirmandin wollte sie Waffelteig für die Gemeinde machen und beschwerte sich, dass es vor dem Gottesdienst noch keine frischen Brötchen für sie gab. Sollte sie gar zu Fuß zur Kirche, obwohl sie schon spät dran war? Eine Frau in den Reihen ahnte, wie es weiterging. Wie im wahren Leben: Schnell ließ sie das Auto an und fuhr auf dem Weg auch gleich beim Bäcker vorbei. Auch andere schmunzelten und nickten zustimmend.
„Mami, bitte“: Während sich Eltern mit Zauberworten wie diesen leicht um den Finger wickeln lassen, führen andere Endlosdiskussionen und Appelle an das schlechte Gewissen nicht gleich zum gewünschten Erfolg. Susanne Reichert las dazu vor, wie die Tochter aufgelöst anrief: Die Präsentation für die Schule war nicht mehr zu finden. Daher erwartete sie ernsthaft, dass ihre Mutter sofort vom Büro aus heimfahren und sie ihr vorbeibringen sollte. Doch die war selbst gerade in einer wichtigen Besprechung. War sie ihr etwa völlig egal?! „Da tanzt das schlechte Gewissen Samba“, fasste die Autorin den Zwiespalt in Worte.
Väter, die unbesungenen Helden der Familie
Zum Kugeln komisch beschrieb sie die „Rettungsaktion“ für das Referat: Spontan sprang der Patenonkel in die Presche und fuhr mit quietschenden Reifen vor. Auch bei der nervenaufreibenden Auswahl des festlichen Kleides stand er Mutter und Tochter bei der Shoppingtour zur Seite.
Mit seiner Geduld am Ende schien dagegen der sonst ruhige Papa: Was nützten all seine Mühen für Nachhilfe in Mathe, wenn sie nur auf den Tasten tippte statt ihm zuzuhören und mitzumachen? Dass auch Väter und Söhne ein ambivalentes Verhältnis haben, besang Harald Andres. Aus der eigenen Feder stammten auch weitere Lieder auf seiner neuen CD „Gentlemen music“, in die er beim Vortragen viel Seele legte. Vom Weg durchs Leben, Sehnsucht und der Liebe handelten Lieder wie „Personal black hole“ oder „Distant protection“. Eins mit seinem Instrument schien er dabei, ob beschwingt oder zärtlich. Das Gefühl von Freiheit und Unterwegssein lag in der Luft.