Samstag,
29.07.2017 - 00:00
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Radschnellweg wird geplant: Kastel – Wiesbaden in 30 Minuten

Von Wolfgang Wenzel
Lokalredakteur Wiesbaden

Die Eleonorenstraße am Kasteler Rheinufer ist schon heute eine Fahrradstraße. Archivfoto: hbz/Jörg Henkel ( Foto: )
AMÖNEBURG - Links die City-Bahn, rechts daneben eine Fahrradtrasse, ohne dass sich beide zu nah kommen: So könnte es im Idealfall auf einer Strecke zwischen Kastel und Wiesbaden aussehen. Die Stadt will einen Radschnellweg bauen, der von einer der beiden Rheinbrücken in den AKK-Stadtteilen bis zum Wiesbadener Hauptbahnhof führt. Zwölf Kilometer Strecke wären zu überwinden, für geübte Radler kein Problem, in nicht einmal 30 Minuten von der einen in die andere Stadt zu kommen.
Mit dem Projekt sollen keine touristischen Interessen bedient werden. Es gehe darum, das Rad stärker als Verkehrsmittel für den Alltagsgebrauch zu verankern. Die Radschnellroute werde nicht am Rheinufer enden, sondern über eine der Brücken einen Anschluss an das Netz der Nachbarstadt Mainz erhalten. Und dort eventuell bis nach Bingen weitergeführt werden. Ein Projekt dieser Größenordnung hätte große Chancen, aus Bundes- und Landesmitteln gefördert zu werden.
„Schon mittendrin, auch wenn man nichts sieht“
Die Überlegungen für die Strecke zwischen Wiesbaden und Mainz sind aus den Kinderschuhen heraus. „Wir sind schon mittendrin, auch wenn man noch nichts sieht“, hieß es im Dezernat von Stadtrat Andreas Kowol (Grüne), das die Federführung für das Verkehrsprojekt hat. Der Verlauf des Schnellradwegs im Wiesbadener Stadtgebiet werde 2018 klar sein. Drei bis vier Jahre werde die Stadt anschließend brauchen, um alle Planungsschritte zu vollziehen und Genehmigungen zu erhalten. Baubeginn könnte dann 2021 sein, sagte Kowol. Es gehe nicht nur darum, schnell in einem Rutsch von Wiesbaden nach Mainz durchfahren zu können, sondern auch um eine Anbindung von markanten Orten und Stadtteilen, die an der Strecke liegen. Vorgesehen seien Querverbindungen nach Kastel und nach Biebrich.
Die Chancen für einen Radschnellweg stünden gut, in der Kooperation von SPD, CDU und Grünen sei das Projekt ausdrücklich als eines der verkehrspolitischen Ziele der Stadt aufgeführt. Sollte der Weg gebaut werden, verlaufe er ab Kastel erst von West nach Ost, dann ab Biebrich von Süden nach Norden durch das Salzbachtal. Vorbei am Klärwerk der städtischen Entsorgungsbetriebe und dann an den Gleisen entlang bis zum Wiesbadener Hauptbahnhof. Dort werde der Einstieg und der Ausgangspunkt für die innerstädtische Verbindung sein. Untersucht worden seien drei Routen. Eine „Panoramaweg“ genannte Variante östlich der Gleise auf einem Hang komme wegen der Höhenunterschiede nicht in Frage.
Zwei Spielarten blieben jedoch in der Diskussion, ein „Talweg“ und ein „Expressweg“, der am Ende des Salzbachtals in Höhe des Amöneburger Kreisels hervortrete. Beide verlangten den Bau von Unterführungen. Beide erreichten die Kreuzung Kasteler-/ Mainzer-/Breslauer Straße in Biebrich. Von dort gehe es weiter nach Amöneburg und Kastel. Über welche Brücke der Radschnellweg dann nach Mainz führen könnte, sei noch unklar. In Frage komme die Theodor-Heuss-Brücke, sagte Stadtrat Kowol. Auch die Kaiserbrücke wäre eine gute Lösung. Dort hätten die Nachbarn in Mainz wegen kostspieliger Umbauten jedoch Vorbehalte. An den Brückenköpfen müssten Spindeln angebracht werden, um Radfahrern eine komfortable Zufahrt zu bieten. Für diese Anbauten wäre vermutlich ein Millionenbetrag fällig.
Schieden die beiden Verbindungen aus, müsse man über den Bau einer neuen Brücke nachdenken. Über ein Bauwerk aus modernen Baustoffen von dem Format, wie sie der verstorbene Amöneburg-Visionär Klaus Dyckerhoff mit Studenten entworfen hatte. Das wäre dann ein großer Wurf, hieß es im Dezernat. Überhaupt sei der Radschnellweg ein großes Projekt, es werde Geld kosten, um alle Anforderungen zu erfüllen. Er solle ohne Steigungen und Gefälle auskommen und müsse eine Mindestbreite von drei Metern erreichen, damit der Gegenverkehr auf zwei Fahrspuren Platz finde. Besser noch wären vier Meter. Errichtet werde der Radschnellweg in Teilstrecken. Wenn eine fertig sei, werde sie in Betrieb gehen.