Neue Busroute zum Gustavsburger Bahnhof sorgt für Unruhe
Nach den Plänen der „Mainzer Mobilität“ fällt ab Dezember die Haltestelle am Kostheimer Bürgerhaus für Busse aus Richtung Mainz weg. Das stößt auf Unverständnis bei Senioren.
Von Wolfgang Wenzel
Lokalredakteur Wiesbaden
Geht es nach der „Mainzer Mobilität“, wartet ab Dezember nur noch ein Wiesbadener Bus am Bürgerhaus auf Fahrgäste.
(Foto: hbz/Michael Bahr)
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KOSTHEIM - Am Bürgerhaus kein Mainzer Bus: Vor dieser Vorstellung graust es vielen Älteren. Sie sind gegen die Pläne der „Mainzer Mobilität“, mit den Linienbussen nach Gustavsburg zum Bahnhof durchzufahren, ohne die Haltestelle am Bürgerhaus anzulaufen. Im Ort herrsche große Unruhe, der Platz am Bürgerhaus sei das Zentrum Kostheims. Viele, die mit dem Rollator unterwegs seien, fragten sich, wie sie nach Mainz zum Arzt kommen sollten.
Das Thema hatte bei der Vorstellung des zukünftigen Netzplans im Ortsbeirat für Befremden gesorgt. Jürgen Kreitmann (SPD) fragte nach der Versorgungssicherheit im alten Ortskern. Für viele sei es nicht fassbar, was sie nach dem nächsten Fahrplanwechsel Mitte Dezember erwarte. Sie verdrängten es im Glauben, dass sich die Pläne in Luft auflösten, weil der Ortsbeirat etwas dagegen unternehmen werde. Eigentlich sei das Thema schon „gegessen“ und nicht abwendbar, sagte eine Kostheimer Einwohnerin. Einem die Endhaltestelle wegnehmen: Wer sich so etwas ausdenke, solle sich in das Denken und Handeln von alten Menschen hineinversetzen, die an ihren Gewohnheiten festhalten wollten, sagt die Frau. Gewiss, die Haltestelle am Bürgerhaus werde auch in Zukunft von einem Bus angefahren, von der Wiesbadener Linie 33. Doch die Leute wollten nicht nach Wiesbaden, auch wenn es Politiker gebe, die sich das wünschten, sondern nach Mainz, wo sie sich auskennen. Die Entscheidung der „Mainzer Mobilität“, auf den Busstopp Winterstraße zu verzichten, sei auch deshalb fraglich, weil der Krankenhausverein direkt daneben ein neues Tagespflegezentrum mit betreutem Wohnen eröffnen will.
Gewiss, die nächste Haltestelle in der Hauptstraße sei nicht weit entfernt, aber nur für Gesunde, die keine Gehhilfe brauchten. Auch Umsteigen wäre noch möglich, erst in der Winterstraße in die Wiesbadener Linie 33, dann in der Luisenstraße in den Mainzer Bus. Wer über 80 sei, wolle aber nicht mehr wechseln. Er sei froh, im Bus zu sitzen. Man solle sich an die Situation erinnern, als die Haltestelle am Bürgerhaus wegen Kanalarbeiten monatelang vom Busverkehr abgeschnitten gewesen sei. Der nächste Stopp sei in der Münchhofstraße gewesen. Dort hätten sich die Fahrgäste auf ihre Rollatoren gesetzt, weil es keine Bank gab, auf der sie sich hätten niederlassen können.
Die „Mainzer Mobilität“ ändert ihr Netz, weil sie die Buslinien stärker am Bahnverkehr ausrichten will. Eine Verbindung zum Gustavsburger Bahnhof bringe Fahrgäste zur Regionalbahn nach Darmstadt. Die Orientierung an der S-Bahn-Station sei gut, bisher gebe es noch keinen Bus dorthin. Alle wollten mehr öffentlichen Nahverkehr: „Doch uns machen sie das Leben schwerer. Die Welt besteht nicht nur aus Pendlern“, sagte die Kostheimerin.