Konzern Essity investiert 20 Millionen Euro in eine neue Papierverarbeitung
Die KostheimerPapierfabrik feierte die Erweiterung ihrer Handtuchproduktion in einer neuen Halle. „Sie ist das Herzstück eines großen Projekts“, sagte Werksleiter Thorsten Becherer.
Von Wolfgang Wenzel
Lokalredakteur Wiesbaden
Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (links) lässt sich in die Herstellung von Papier einweisen.
(Fotos: hbz/Jörg Henkel)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
KOSTHEIM - Geht nicht, gibt’s nicht. Das war der stehende Spruch bei dem Fest. Die Essity-Papierfabrik feierte die Erweiterung ihrer Handtuchproduktion in einer neuen Halle. Sie sei das Herzstück eines großen Projekts, sagte Werksleiter Thorsten Becherer. Für 20 Millionen Euro richtet der schwedische Konzern in Kostheim die Papierverarbeitung neu aus.
Wer so viel Geld investiere, von dem sei nicht zu erwarten, dass er übermorgen weggehe, sagte Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne). Essity bewege sich auf einem wachsenden Markt. Bürgermeister Oliver Franz (CDU) sah das Unternehmen im Umbruch. Das Werk wandele sich von einem Produktionsbetrieb zu einem Dienstleister, der den Stoffkreislauf am Leben halte und die Wertschöpfungskette verlängere.
Der Ausbau des Kostheimer Werks solle vorangetrieben werden, er solle nicht mit diesem Projekt enden, sagte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Sandro Giacinti. Die Arbeitnehmervertreter schauen positiv in die Zukunft. Werksleiter Becherer pflichtete bei: In 134 Jahren Bestehen sei das Werk zu einem erfolgreichen Arbeitgeber und zuverlässigen Partner für die Region geworden. Das werde vermutlich in den nächsten 134 Jahren noch immer so sein.
Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (links) lässt sich in die Herstellung von Papier einweisen. Fotos: hbz/Jörg Henkel
Die Wiederaufbereitung von gebrauchten Papierhandtüchern verläuft fast vollautomatisch.
2
Gefeiert wurde in der neuen Halle zusammen mit den Mitarbeitern. Sie erhielten Lob und Zuspruch. In der Phase der Planung sei die Nachtschicht schon am Morgen wieder in den Betrieb gekommen, um in Arbeitsgruppen zu diskutieren, sagte Becherer. Bis 2021 werde die Papierverarbeitung umgestellt, 14 von 16 Produktionslinien würden umgerüstet und die Abläufe verbessert. Es entstehe Raum für sichere Arbeit und innovative Leistung.
Viel war bei der Eröffnung von Nachhaltigkeit, Kohlendioxid-Einsparen und Klimaschutz die Rede. Die Erderwärmung abwenden: Auch hier gelte für Essity die Devise „Geht nicht, gibt’s nicht“. Der Ursprung von Nachhaltigkeit liege in wirtschaftlichen Entscheidungen: Einen Baum könne man nur einmal fällen, sagte Bürgermeister Franz. Essity, spezialisiert auf das Papierrecycling, arbeite seit Jahrzehnten an einem Image als grüner Betrieb. In den 1950er Jahren sei das Werk Vorreiter beim Papierrecycling gewesen. Es erhielt eine Menge Zertifikate und Preise. Zuletzt welche von der Europäischen Union und den Umwelttechnikpreis des Landes Baden-Württemberg für mehr Energieeffizienz. Auf dem Dach der neuen Halle ist ein Solarkraftwerk installiert, betrieben von der Mainzer Urstrom-Initiative. Seit voriger Woche fließt der Strom im Netz.
Entdecker der Kreislaufwirtschaft
Bei dem Fest wurde viel geflachst in einer entspannten Atmosphäre, auch über den Solarstrom. Philosophiert wurde über den Gebrauch von Windeln und über die politische Farbenlehre. Stoff gegen Papier: Da kenne er keinen Kompromiss, das sei der Unterschied zwischen einem Grünen und einem Schwarzen, sagte Bürgermeister Franz. Papier sei ein Kulturgut, ein Einwegprodukt, aber von längerer Haltbarkeit als die elektronische Dokumentation. Industriebetriebe wie Essity hätten eine große Bedeutung für das Land, sagte Wirtschaftsminister Al Wazir. Das Interesse sei groß, das Produkt sei nicht nur in Banken in Frankfurt, sondern auch in Produktionsfirmen in ganz Hessen zu haben. Die Betriebseröffnung in Kostheim sei ein großer Tag für das Unternehmen und ein sehr guter Tag für Hessen.
Essity selbst stellte sich bei der Feier als ein von Entwicklungsarbeit getriebenes Unternehmen dar. Neuester Sproß: ein Papierhandtuch-System in einem geschlossenen Wiederverwertungskreislauf. Gängige Praxis sei es, die Papierteile nach Benutzung zu entsorgen, also zu verbrennen. Bei dem neuen Kreislaufsystem werden die gebrauchten Teile gesammelt und in die Produktion zurückgebracht. Das Kostheimer Werk zähle zu den Pionieren dieses Papierzirkels, der die gewerbliche Kundschaft anspricht. Eine Bank in Frankfurt, der Flughafen Düsseldorf und weitere: Für Betriebe ab 500 Mitarbeitern lohne sich das Kreislaufsystem.