Informationen über die Wiesbadener City-Bahn bei Fahrt in der Mainzelbahn
Kein Ruckeln, kein Zuckeln: Die Stadt hat für eine City-Bahn geworben und dabei eine Ankündigung gemacht. Sie prüfe ein 365-Euro-Jahresticket für alle im öffentlichen Nahverkehr.
Von Wolfgang Wenzel
Lokalredakteur Wiesbaden
Kein Ruckeln, kein Zuckeln: Etwa 50 Bürger nehmen an der Informationsfahrt mit der Mainzelbahn teil, während derer sie auch Fragen stellen und Bedenken äußern konnten.
(Fotos: Sascha Kopp)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
AMÖNEBURG / KASTEL - Kein Ruckeln, kein Zuckeln: Die Stadt hat für eine City-Bahn geworben und dabei eine Ankündigung gemacht. Sie prüfe ein 365-Euro-Jahresticket für alle im öffentlichen Nahverkehr, sagte Stadtrat Andreas Kowol (Grüne). Die Kosten würden errechnet, im Sommer werde den städtischen Gremien berichtet, unklar sei, ob sie das mittragen wollten, weil es um Millionenbeträge gehe, hieß es bei einer Informationstour.
Sie führte entlang der Strecke der geplanten City-Bahn, zuerst mit dem Bus vom Hauptbahnhof über Kastel zum Betriebshof nach Mainz, dort weiter mit der Mainzelbahn auf den Lerchenberg. Dabei bekamen rund 50 Bürger einen Eindruck, wie es sich anfühlt, mit einer Straßenbahn zu fahren, ohne wie im Bus hin- und hergeworfen zu werden.
Kritik wurde geübt, die Preise im öffentlichen Nahverkehr seien zu hoch. Stadtrat Kowol pflichtete bei: Die Tickets in Ballungsräumen seien zu teuer, dem wolle die Stadt mit einem Angebot für ältere Menschen für die Zeit nach neun Uhr morgens begegnen. Dem Einwand, dass der Nahverkehr im Stadtgebiet zusammenhanglos konzipiert sei, mochte Kowol nicht folgen. Dafür werde ein Mobilitätsleitbild für die nächsten 20 Jahre im Stadtgebiet entwickelt. Unter Einschluss aller Verkehrsmittel, von Lufttaxis bis zu Busbahnsystemen und autonomem Fahren. Die City-Bahn wäre eine sinnvolle Alternative. Damit ließen sich nicht alle Verkehrsprobleme lösen, doch sie wäre ein wesentliches Rückgrat, sagte Uwe Hiltmann von der City-Bahn-Planungsgesellschaft.
Kein Ruckeln, kein Zuckeln: Etwa 50 Bürger nehmen an der Informationsfahrt mit der Mainzelbahn teil, während derer sie auch Fragen stellen und Bedenken äußern konnten. Fotos: Sascha Kopp
Barrierefrei gelingt der Zustieg in die Mainzelbahn.
2
Täglich bis zu 50 Meldungen über Störungen im Busnetz
Dafür gebe es gute Gründe. Mit der Zahl der Einwohner seien die Mobilitätsansprüche gestiegen. Vielleicht stiegen sie nicht mehr so stark wie in den vorigen zehn Jahren, die Zahl der Arbeitsplätze bleibe aber konstant, bei einer alternden Einwohnerschaft würden sie von Pendlern besetzt, die aus der Umgebung kämen, aus Taunusstein und Bad Schwalbach. Bis dahin solle der Ast der City-Bahn von Mainz führen. Weshalb bis in die Nachbarstadt? Ihm genüge die Strecke bis zum Kasteler Bahnhof, sagte ein Mitreisender. Man mache das Projekt effektiv und wirtschaftlich, wegen des Betriebshofs, in dem die Bahnen gewartet würden und als Verbindung zwischen Hochschule und Universität. Die City-Bahn wäre ein Beispiel für eine interkommunale Zusammenarbeit: „Wo in Zukunft mehr Menschen leben, dort gehen wir hin“, sagte Hiltmann beim Vorbeifahren an Kastel Housing. Für die Organisation des öffentlichen Nahverkehrs werde die Stadt in Zukunft mehr aufwenden, sagte Stadtrat Kowol. Aus 30 Millionen Euro Subvention, die der Busbetrieb von Eswe-Verkehr jährlich aus dem Stadtetat erhalte, würden es mit der City-Bahn zusammen 32,5 Millionen. Die Qualität des busgestützten Nahverkehrs im Stadtgebiet verschlechtere sich dramatisch.
Täglich gebe es 20 bis 50 Störungsmeldungen im Busnetz mit Unfällen, Verspätungen und dem Ende der Lenkzeiten von Fahrern mitten auf der Strecke. Jede zusätzliche Minute summiere sich, fortwährend gebe es Beschwerden, dass die Busse nicht mehr pünktlich ihre Ziele erreichten. Der Qualitätsverlust des Nahverkehrs solle mit einer City-Bahn aufgefangen werden, sagte Stadtrat Kowol. Eine City-Bahn wäre sicherer als ein Bus; zeitlich und von der Unfallgefahr her. Das zu vermitteln sei nicht einfach, Wiesbaden sei eine der drei Top-Drei-Autofahrerstädte Deutschlands, sagte Uwe Hiltmann. Ein Bürgerentscheid über eine City-Bahn, wie er sich abzeichne, brauche aber eine qualifizierte Informationsgrundlage. 80 Prozent der Stadtgesellschaft wisse nichts über die City-Bahn, sagte Stadtrat Kowol.
Angesteuert wurde mit dem Bus Stationen der geplanten Strecke der Citybahn, immer an den Stellen vorbei, an denen sich am meisten Widerspruch regt, zu erkennen an den Transparenten der Gegner. In Biebrich verfolge die Stadt verkehrslenkende Ziele. Die Biebricher Allee, heute mit 40 000 Fahrzeugen am Tag belastet, solle vom Durchgangsverkehr befreit werden, der zukünftig über die A 66 und die Mainzer Straße in die Innenstadt gelenkt werden solle.
Rasengleise in der Wiesbadener Straße
Sie sei eine Wohnstraße. Übrig blieben Ziel- und Quell- sowie Gewerbeverkehr und die City-Bahn. Sie erhielte eine eigene Trasse, um unbelastet vom Stop-and-go der Autos schneller zu fahren. Für sechs Meter Rasengleise entfalle Fahrbahnbreite. Einige Bäume müssten fallen, der Charakter der Allee bleibe gewahrt. In der Rheingaustraße und weiter in Richtung Kastel durch die Biebricher Straße werde es keinen eigenen Fahrweg der City-Bahn geben, die Gleise würden in die Fahrbahn eingearbeitet, da für eine Extraspur kein Platz wäre. Rasengleise auf einem eigenen Fahrweg werde es in der Wiesbadener Straße in Kastel geben, verbunden mit einer Neugestaltung von Stadt- und Straßenraum. Ein Beispiel für eine halbwegs gelungene Stadtreparatur sei das letzte Stück der Bahnhofstraße in Mainz, früher schmuddelig und heute besser in Schuss.
Einige Zweifel blieben. Was mit Bauschäden an den Häusern sei, ob die Kalkulation von 350 Millionen Euro für das Bahnprojekt stimme. Die Zahlen kenne man aus dem interkommunalen Vergleich mit anderen Städten in Europa, sagte Stadtrat Kowol.