Anti-Bahnlärm-Initiative fordert bei Aktion am Kasteler Bahnhof ein Tempolimit für Güterzüge
Von Norbert Fluhr
Am Kasteler Bahnhof erleben die Mitglieder der Anti-Lärm-Initiative die Situation authentisch mit. Foto: hbz/Jörg Henkel
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KASTEL - Am bundesweiten „Tag gegen den Lärm“ startete die Bürgerinitiative zum Schutz vor Bahnlärm eine Aktion am Bahnhof. Die Mitglieder um den Vorsitzenden Christian Rüßler machten auf Plakaten auf das Problem aufmerksam: Da Güterzüge „Sargnägel des Mittelrheintals“ seien, müsste für sie ein Nachtfahrverbot von 22 bis 6 Uhr gelten.
Mit ihrem Messinstrument nahmen die Mitglieder der Initiative das Verkehrsaufkommen auf den Gleisen am späten Nachmittag auf. Rüßler zeigte anhand von Lärmkarten, dass auf der Haupt- und auf der Nebenstrecke mehr als 400 Züge tagsüber und nachts einschließlich sonn- und feiertags verkehrten. Die Bahnstrecke sei Teil der Nord-Süd-Magistrale von Genua nach Rotterdam. Nach der Öffnung des Gotthard-Tunnels werde eine starke Zunahme des Güterverkehrs erwartet.
Schildbürgerstreich am Dornfelderweg
Von Bahnlärm sei die Hälfte der Einwohner betroffen, das seien fünf Prozent der Einwohner von Wiesbaden. Unbefriedigend nannte die Initiative die Lärmschutzmaßnahmen. Bei ihren Messungen habe sie festgestellt, dass der Schallpegel weiterhin zu hoch sei.
Als Schildbürgerstreich der Bahn bezeichnete die Initiative die im Siebenmorgenviertel gegenüber des Dornfelderwegs nur einseitig errichtete Lärmschutzwand. Für Kostheim wären eine Reduzierung des nächtlichen Güterverkehrs, ein Fahrverbot für besonders laute Güterzüge und ein Tempolimit auf den Gleisen dringend nötig, hieß es.
Die Lärmsituation am Kasteler Bahnhof erlebten die Mitglieder der Initiative während der Aktion authentisch mit. Bei einer vorbeifahrenden S-Bahn zeigte das Lärmmessgerät einen Wert von 64 Dezibel an, der gerade noch im „grünen“ Bereich von bis zu 70 Dezibel lag. Auf 78 Dezibel brachte es eine Güterlok. Die Weltgesundheitsorganisation empfehle eine Reduzierung auf 45 Dezibel während des Tages, in der Nacht sollten Schienenfahrzeuge nicht lauter als 35 Dezibel sein. Zufrieden zeigte sich die Initiative über die geräuscharmen Schweizer Güterzüge.
Am Aktionstag in Kastel beteiligten sich Bürgermeister Arno Goßmann (SPD) und Stadtrat Andreas Kowol (Grüne). Goßmann lobte das Engagement der Bürgerinitiative und unterstützte sie mit 1000 Euro aus seinem Budget.
Goßmann will weiter Zeichen gegen Bahnlärm setzen
Lärm belaste die Gesundheit der Anwohner und raube den Menschen den Schlaf, sagte der scheidende Bürgermeister. Der Güterverkehr auf dem Schienenkorridor zwischen Rotterdam und Genua sei von der Europäischen Union als einer der sechs zentralen Verkehrsachsen Europas definiert worden. Der Gesetzesentwurf zum Verbot von besonders alten Güterzügen greife erst im Jahr 2020, das sei aber „ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte Goßmann. Auch nach seinem Amtsende im Rathaus werde er als Privatperson weiterhin ein Zeichen gegen den Bahnlärm setzen.
Bei einer Demonstration, die Mitte September in Neuwied stattfindet, will Goßmann als Redner auf die Lärm-Problematik hinweisen. Der neue Umweltdezernent Andreas Kowol machte deutlich, dass er als im Rheingau Lebender die Bahnlärmproblematik kenne. Vordergründig gehe es darum, weitere Gutachten auszuwerten, um von der Bahn eine Nachbesserung der Lärmschutzmaßnahmen zu erreichen. Zuspruch erhielt die Anti-Bahnlärm-Initiative aus dem Nachbarstadtteil Biebrich. Ortsbeiratsmitglied Dorothee Andes-Müller (Grüne) bekräftigte ein nachhaltiges Interesse an einer Kooperation mit den Bahnlärmgegnern aus Kostheim.