Wetzlar. 40 Katzen und sieben Hunde, zwei Meerschweinchen und zwei Wellensittiche leben derzeit im Wetzlarer Tierheim im Magdalenenhäuser Weg. Die Mitarbeiter kümmern sich um...
WETZLAR. 40 Katzen und sieben Hunde, zwei Meerschweinchen und zwei Wellensittiche leben derzeit im Wetzlarer Tierheim im Magdalenenhäuser Weg. Miriam Heykamp, Vorsitzende des Tierschutzvereins Wetzlar und Umgebung, und Tierheim-Leiterin Melanie Vornholt mit ihren Mitarbeitern kümmern sich um die Tiere und versuchen, ein neues Zuhause für sie zu finden. Doch sie plagen finanzielle Sorgen: "Die Situation ist schlecht."
Die neunjährige Hündin "Molly" tobt im Garten hinter den Zwingern. Sie ist eine der wenigen "Langzeitbewohner" im Wetzlarer Tierheim. "Molly" ist fremden Menschen gegenüber skeptisch, muss erst Vertrauen fassen.
"Immer mehr Hunde, die beißen und aggressiv sind, kommen bei uns an", berichtet Melanie Vornholt. "Die Hunde werden von ihren Besitzern oft nach Optik ausgesucht, aber dass man sich mit den Hunden beschäftigen, ihnen Aufgaben geben und Grenzen setzen muss, das vergessen viele."
Oft würden auch keine Hundeschulen besucht, das Tier "vermenschlicht" - nicht selten mit fatalen Folgen. "Viele wollen einen Hund, der soll aber nicht viel kosten. Und wenn es Probleme gibt, ein Tier krank wird oder nicht mehr in die Lebensplanung passt, wird es ,weggeworfen'", so die ernüchternde Erfahrung Heykamps und ihrer Mitstreiter, die eine Kastrations- und Registrierungspflicht für Katzen fordern. Auch dass Tiere günstig auf Internetportalen unter der Rubrik "Haustiere" angeboten oder verschenkt werden, ist dem Tierheim-Team ein Dorn im Auge: Viele Tiere landen anschließend in der Fundbox der Heime.
145 nicht mehr abgeholte Tiere zählte das Wetzlarer Tierheim 2018. Nicht selten kommen die abgegebenen Tiere mit schlechten Zähnen oder krank dort an, brauchen einen tierärztlichen Rundum-Check. Und der kostet Geld.
Geld, das das Tierheim nicht hat: "2018 haben wir ein Minus von 60 000 Euro gemacht." Damals sei man an die Rücklagen gegangen. 75 000 Euro verschlangen 2018 allein Tierarztkosten - fast das Doppelte der Kosten von 2017.
Finanziert wird das Tierheim über Spenden, Mitgliedsbeiträge des Tierschutzvereins mit rund 570 Mitgliedern und vor allem die Fundtierpauschalen (einmal im Jahr 60 Cent pro Einwohner). Denn damit sich Städte und Gemeinden nicht selbst um die Versorgung gefundener Tiere kümmern müssen, bezahlen sie Fundtierpauschalen an die Tierschutzvereine.
Dieses Jahr zeichne sich ab, dass man voraussichtlich 30 000 Euro weniger einnehme, als man ausgebe. Gleichzeitig ist Einiges marode im Heim der Tiere: Die Heizung werde saniert, Stromleitungen seien neu verlegt worden und hätten ein zusätzliches Loch im Finanzplan hinterlassen. Auch der Zaun falle auseinander, die Außenzwinger seien marode, das Katzenhausdach und Wasserrohre seien undicht. "Eigentlich ist überall was", sagt Heykamp. So viel wie möglich versuche man dabei in Eigenleistung zu reparieren, alles geht aber nicht: Um die Projekte finanziell zu stemmen, habe man Unterstützung bei der Stiftung Hessischer Tierschutz beantragt. Im Katzenhaus wuseln "Fridolin", "Ferbie" und "Fussel" durch den Raum. "Es ist uns sehr wichtig, dass wir für jedes Tier in ein passendes ,Fürimmerzuhause' finden, wir bemühen uns da sehr", sagt Melanie Vornholt. Trotz dünner Personaldecke: Es stehen 3,5 Stellen im Tierheim zur Verfügung. "Wir freuen uns jederzeit über ehrenamtliche Hilfe." Auch Spenden wie Dosenfutter sind willkommen.
Es sei schwer, ehrenamtliche Helfer zu finden. Deshalb ist das Tierheim-Team froh über ihre neue "Kreativgruppe" - bestehend aus 20 Engagierten aus Wetzlar und Umgebung. Sie sei in Folge eines Ehrenamtstags im Juli entstanden. "Die Gruppe hat tolle Ideen und ist sehr rege", schwärmt Miriam Heykamp.
Sie werde auch bei der nächsten Veranstaltung dabei sein: beim "tierischen Weihnachtszauber" am Samstag, 30. November. Hierzu laden Vornholt und Co. zwischen 15 und 20 Uhr in den Magdalenenhäuser Weg 34 ein.