Polizei Mittelhessen warnt Senioren vor neuer Betrugsmasche

In Mittelhessen haben Telefonbetrüger wieder vermehrt Senioren im Visier. Symbolfoto: Andrey Popov/Fotolia

Eine 80-Jährige aus Wetzlar wollte ihren vermeintlichen Enkel vor dem Gefängnis bewahren - und ist nun alle ihre Ersparnisse los.

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WETZLAR. Aus aktuellem Anlass warnt die Polizei Mittelhessen vor sogenannten Schockanrufern. Am Montag haben Betrüger im Lahn-Dill-Kreis, im Kreis Gießen und am Nachmittag auch im Kreis Marburg-Biedenkopf bereits mehrere Dutzend Personen angerufen.

"Schockanrufe sind eine besonders perfide und verwerfliche Variante des bekannten Enkeltricks. Es handelt sich um Betrug", warnt die Behörde in ihrer Mitteilung. Der Anrufer schockiere den Senior mit einer schlimmen Geschichte, sei aber einzig und allein auf das Geld aus. Die wie auch immer dargestellte Notsituation sei frei erfunden und entbehre jeder Grundlage, heißt es von der Polizei.

Vermeintlicher Enkel braucht dringend Geld

So sei eine 80-jährige Frau aus Aßlar Opfer eines Telefonbetrügers geworden. Sie erhielt nach Angaben der Polizei um 14.04 Uhr den Anruf eines Mannes, der vorgab, ihr Enkel zu sein. Er habe einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht und befinde sich derzeit bei der Polizei.

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Der Anrufer übergab das Telefonat an einen angeblichen Polizisten. Dieser erklärte der Seniorin, es müsse eine Kaution hinterlegt werden, um die Verbringung des Enkels in ein Gefängnis zu verhindern.

Die Seniorin saß dem Schwindel auf, wollte helfen, ging gemeinsam mit ihrem Ehemann zur Bank und ließ sich all ihre Ersparnisse auszahlen.

Gegen 16 Uhr übergab die Seniorin das Bargeld in der Straße "Mietfeld" an den Betrüger.

Polizei sucht nun Zeugen

Den unbekannten Mann beschrieb die Dame als zirka 30 Jahre alt und rund 165 cm groß. Er sprach deutsch ohne Akzent oder Dialekt. Der Betrüger hatte schwarze, kurze, seitlich abrasierte Haare. Er war bekleidet mit einer kurzen schwarzen Steppjacke und Bluejeans. Er trug eine blau-grüne Mund-Nasen-Bedeckung. Nach der Geldübergabe führte er eine Plastiktüte mit der Aufschrift "dm" mit sich.

Die Kriminalpolizei Wetzlar hat die Ermittlungen aufgenommen und sucht Zeugen. Wem sind am Montagnachmittag verdächtige Personen oder Fahrzeuge im Bereich der Eichendorffstraße, am Mietfeld und in der Grabenstraße aufgefallen? Zeugen, die Hinweise geben können, werden gebeten, sich bei der Wetzlarer Polizei unter Telefon 06441/9180 zu melden.

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Die Polizei warnt vor Telefonbetrügern und gibt folgende Hinweise:

- Die Polizei wird niemals am Telefon um Geldbeträge bitten

-Geben Sie am Telefon keine Details zu ihren finanziellen Verhältnissen oder Wertgegenständen preis

- Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzten. Legen Sie einfach auf.

- Benutzen Sie nicht die Rückruffunktion, da sie sonst wieder bei dem Anrufer landen könnten

- Übergeben Sie niemals Geld an unbekannte Personen

- Lassen Sie grundsätzlich keine Unbekannten in ihre Wohnung

- An alle Menschen mit älteren Bekannten, Verwandten, Freunden und Nachbarn geht der Appell: Sprechen Sie mit potenziellen Opfern über die Betrugsmasche, instruieren Sie die Menschen, wie sie sich bei einem solchen Anruf verhalten sollen. Bieten Sie sich als Gesprächspartner an. Und zwar immer wieder!