Viele Beschäftigte im Gastgewerbe im Landkreis Marburg-Biedenkopf sind in Kurzarbeit - und finanziell am Ende.
MARBURG-BIEDENKOPF. Angesichts weiterhin geschlossener Restaurants, Cafés und Hotels im Kreis Marburg-Biedenkopf macht die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) auf die wachsende Notlage der Beschäftigten aufmerksam - und fordert die Einführung eines Mindest-Kurzarbeitergeldes von 1200 Euro im Monat.
Die NGG geht davon aus, dass die Kurzarbeit aktuell erneut die Ausmaße des Lockdowns vom Frühjahr vergangenen Jahres angenommen hat. Damals meldeten 237 gastgewerbliche Betriebe im Kreis Marburg-Biedenkopf Kurzarbeit an - das sind 66 Prozent aller Betriebe der Branche im Landkreis.
Die Zahl der Köchinnen, Kellner und Hotelfachleute in Kurzarbeit stieg laut NGG im April 2020 auf 1181. Dies gehe aus einer Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit hervor. Nach Angaben des Ifo-Instituts seien im Januar 2021 bundesweit 56 Prozent aller Beschäftigten des Gastgewerbes in Kurzarbeit gewesen. Zum Vergleich: In der Gesamtwirtschaft habe die Quote bei lediglich 7,8 Prozent gelegen.
"Im Unterschied zu anderen Branchen dauert der derzeitige Lockdown für die Gastronomie und Hotellerie immerhin schon seit Anfang November. Die Beschäftigten wissen nicht mehr, wie sie noch ihre Miete bezahlen sollen. Ihre letzten Reserven sind längst aufgebraucht. Und es könnten noch Monate vergehen, bis Hotels und Gaststätten wieder öffnen", sagt Andreas Kampmann, Geschäftsführer der NGG-Region Nord-Mittelhessen.
Gewerkschaft fordert Mindest-Kurzarbeitergeld
"Wegen ohnehin niedriger Löhne und fehlender Trinkgelder spitzt sich die Lage der Beschäftigten auch im Kreis Marburg-Biedenkopf dramatisch zu. Ohne schnelle und unbürokratische Hilfe drohen den Menschen existenzielle Probleme", betont Kampmann.
Zusammen mit der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat die NGG deshalb Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Koalitionsspitzen in einem offenen Brief aufgefordert, ein branchenübergreifendes Mindest-Kurzarbeitergeld in Höhe von 1200 Euro pro Monat einzuführen.
"Wenn die Politik Unternehmen mit enormen Steuermitteln unterstützt, um eine Pleitewelle zu verhindern, dann muss auch genug Geld für die da sein, die jetzt jeden Cent zweimal umdrehen müssen", sagt Andreas Kampmann.