Meinung

Wie eine Meldung aus Bad Laasphe bei Eltern für Angst sorgt

Hartmut Bünger
Moment Mal Hartmut Bünger
© VRM

Eine Meldung macht auf Facebook die Runde, Kindern drohe Gefahr durch ein weißes Auto. Schnell wächst sich das Ganze zu riesiger Besorgnis aus.

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Mein zehnjähriger Sohn kommt aus der Schule nach Hause - und hat Angst. Angst davor, dass er Opfer eines unbekannten, maskierten Mannes werden könnte, der in einem weißen Auto durch die Umgebung fährt und es darauf abgesehen hat, kleine Kinder reihenweise in sein Auto zu zerren. In Laasphe, so hat man dem Kind erzählt, habe er schon zugeschlagen. Ich versuche, ihm die Sorge zu nehmen. Aber im Lauf des Tages merke ich: Die Angst ist geblieben. Einer seiner Klassenkameraden schläft in der Nacht schlecht, aus dem gleichen Grund.

Grund ist ein Posting in den sozialen Medien, das sich von Mittwochabend an innerhalb weniger Stunden lawinenartig über Facebook und unzählige WhatsApp-Gruppen ergießt. Und das für den nüchternen Betrachter auf den ersten Blick mehr Fragen aufwirft, als Antworten bietet. Untersuchungen der Polizei bringen denn auch bis Freitag ans Licht: Der geschilderte Sachverhalt stimmt in vielen Details so nicht. Die Maske löst sich in Luft auf, die fehlende Autotür auch. Was bleibt, ist ein Mann, der Kinder angesprochen hat, aus unklarem Grund. Gleichzeitig kursieren immer mehr Geschichten von verschwundenen Kindern und Entführungsversuchen in anderen Ortsteilen.

Ich kann gut verstehen, wenn Menschen in Sorge sind. Wenn sie warnen wollen. Und ja, vielleicht besser einmal zu viel gewarnt als einmal zu wenig. Andererseits: Das Ganz sollte schon mit Augenmaß geschehen. Wenn das Ergebnis Kinder sind, die Angst haben und nicht mehr schlafen können, dann ist Fürsorge wohl längst in Hysterie und Panikmache umgeschlagen. Und das hilft auch nicht.