Der Schütte-Chor glänzt in der vollen Kirche von Weinolsheim mit Liedern in verschiedenen Sprachen.
WEINOLSHEIM/EIMSHEIM. Er ist ein Chor von Welt, der Schütte-Chor aus Bückeburg. Weit herumgekommen sind die Niedersachsen: Südamerika, Tansania, Finnland, und, und, und. International bekannt waren sie schon vor Jahrzehnten in ihrer Kindheit – als Schaumburger Märchensänger. Doch die Bindung zu den kleinen Weindörfern Weinolsheim und Eimsheim ist für den Chor eine Herzensangelegenheit, wie Chorleiter Jürgen Schütte sagt.
Nach Weinolsheim kommen die Niedersachsen seit 1992. Zum Männerdoppelquartett Eimsheim pflegt der Chor seit rund 20 Jahren eine Freundschaft, war auch vor vier Jahren zum Abschiedskonzert des Männerensembles nach Eimsheim gekommen. Und auch wenn das Doppelquartett nicht mehr aktiv ist, mündete der aktuelle Besuch in einem Konzert mit langjährigen Freunden.
In der voll besetzten katholischen Kirche Weinolsheims glänzte der Schütte-Chor, obwohl er auf einige Mitglieder verzichten musste. Die 14 Frauen und gerade einmal vier Männer überraschten mit einem hervorragenden Stimmenausgleich und einem Repertoire, das im wahrsten Sinn des Wortes grenzenlos ist.
Schweden, Lettland, Bolivien, Brasilien – aus all diesen Ländern und vielen mehr importierte der Schütte-Chor zeitgenössische Stücke und Volkslieder – allesamt in der Landessprache gesungen, und allesamt auswendig – selbst in afrikanischem Suaheli. Das quittierten die Zuhörer mit viel Applaus und Zugabe-Rufen.
Ein ungleiches Paar dokumentierte außerdem, wozu der Schütte-Chor problemlos in der Lage ist: „Ayia Marina“, ein Schlaflied aus Zypern, belegte, dass es viel schwerer ist, ein Lied zu summen als zu singen. Und bei den anschließenden, temperamentvollen „Boleras Sevillanas“ aus Spanien imitierten die Begleitstimmen Kastagnetten, während Ute Rohrbach mit einem Sopransolo glänzte.
Den rheinhessischen Part des Konzertes übernahm der Männerchor des Kreischorverbandes Oppenheim, unter Leitung des Weinolsheimer Dirigenten Bernhard Berkes. Den knapp 30 Sängern, die vor drei Jahren der Idee eines Chores für Männer über 50 ihre Stimme liehen, merkte man die langjährige Routine an. Selbstbewussst intonierten sie bekannte Volksliedsätze. Bei der Zugabe „Im Morgenrot“ schöpften die Männer die ganze dynamische Bandbreite bis zum Fortissimo aus.
Im jungen Chor aus älteren Sängern sind auch drei, die früher im Eimsheimer Dopppelquartett akiv waren, darunter Klaus Dieter Reiß, der mit einem Tenorsolo im Chorsatz „Daheim ist“ beeindruckte.
Am Ende des knapp 90-minütigen Konzertes lud Jürgen Schütte den Rheinhessenchor und auch die Zuhörer ein, gemeinsam „Kein schöner Land“ zu singen. Im Publikum sangen weitere Ehemalige des Doppelquartetts mit. Sie hatten – organisiert von Helmut Kadel – die Freunde aus Bückeburg zuvor zur Weinbergsrundfahrt nach Alsheim mitgenommen. Den Konzertabend ließen die Sänger aus Rheinhessen und Niedersachsen gemeinsam im Weinolsheimer Weingut Müller-Burkhard ausklingen. Und zeigten: Das Eimsheimer Doppelquartett ist Geschichte, die Freundschaft seiner ehemaligen Aktiven zum Schütte-Chor lebt weiter.
Von Markus Jung