Die Verbandsgemeinde muss zukünftig selbst Personal bei Bestattungen stellen und ist nun für mehrere Städte und Gemeinden auf der Suche nach Sargträgern. Keine leichte Aufgabe.
VG Rhein-Selz. Der Tod ist ein Thema, mit dem man sich nur ungern befasst – weder mit dem eigenen, noch mit dem von Menschen, die einem nahe stehen. Gleiches gilt für alles, was mit dem Tod an organisatorischen Dingen einhergeht – beispielsweise die Beerdigung. Und doch gibt es auch hier einiges zu bedenken. Etwa, dass es bei einer Sargbestattung Menschen braucht, die den Sarg mit dem Verstorbenen tragen und am Ende ins Grab hinablassen. Dieses Personal muss die Verbandsgemeinde Rhein-Selz in Zukunft selbst stellen – weshalb in vielen Orten nun dringend und im großen Stil Sargträger gesucht werden.
Sargträger in neun Städten und Gemeinden gesucht
Hintergrund des enormen Bedarfs ist eine vertragliche Änderung. Lange Jahre waren die Sargträger in Rhein-Selz von der Firma gestellt worden, die im Auftrag der Verbandsgemeinde die Gräber geöffnet und verschlossen hat, berichtet der Büroleiter der VG-Verwaltung, Reinhold Pfuhl. Nun wurden die Arbeiten für das Ausheben und Verschließen der Gräber neu ausgeschrieben. „Wir haben optional angeboten, dass die Unternehmen auch wieder Sargträger stellen, aber keines der Unternehmen, die sich auf die Ausschreibung beworben haben, wollte das machen“, sagt Pfuhl. Die Konsequenz: Die Kommune muss sich nun selbst um die Sargträger kümmern – das Bewirtschaften der Friedhöfe gehört zu den Pflichtaufgaben der Verbandsgemeinde.
In neun Städten und Gemeinden werden nun laut einer aktuellen Ausschreibung der Verbandsgemeinde jeweils sechs Sargträger gesucht: in Dalheim, Dexheim, Hahnheim, Nierstein, Oppenheim, Selzen, Undenheim, Guntersblum und Ludwigshöhe. Gegebenenfalls, so steht es etwas vage im Text, kämen noch weitere Orte hinzu. „Wir haben im Vorfeld den Bedarf bei den Orts- und Stadtbürgermeistern abgefragt“, erklärt Karin Mayer, die als Sachbearbeiterin in der Friedhofsverwaltung arbeitet. Ergebnis: Es gibt auch Orte, die aktuell trotz der geänderten Rahmenbedingungen (noch) keine Sargträger benötigen. Dies betrifft vorwiegend kleine Gemeinden, wo der Sarg häufig von Angehörigen, Freunden, Nachbarn oder Vereinskollegen getragen wird.
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Dennoch – findet sich niemand, der den Sarg trägt, muss die Kommune einspringen. Dass Bestattungsunternehmen diesen Dienst nicht mehr selbst anbieten können oder wollen, macht Pfuhl vor allem an zwei Faktoren fest. Auch diese Branche habe mittlerweile mit Personalproblemen zu kämpfen. „Es gibt Betriebe, die keinen Nachfolger finden.“ Gleichzeitig gibt es auch in Rhein-Selz einen deutlichen Trend hin zu Urnenbestattung. Von den 316 Bestattungen, die in den vergangenen drei Jahren durchschnittlich pro Jahr in der Verbandsgemeinde stattfanden, waren 206 Urnenbeisetzungen. Bei diesen werden wiederum keine oder maximal ein Träger benötigt. Der Bedarf für die Dienstleistung nimmt also spürbar ab, während gleichzeitig händeringend Personal für die dennoch verbleibenden Sargbestattungen gesucht wird.
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Benötigt werden Sargträger auch bei Sozialbestattungen, die die Verbandsgemeinde selbst vornehmen muss, wenn sie für den Verstorbenen keine Angehörigen mehr ermitteln kann, die sich um die Beisetzung kümmern können. „Die Zahl der Sozialbestattungen nimmt zu“, berichtet Mayer. Im vergangenen Jahr seien es rund zehn gewesen.
Kräftige Hände für das letzte Geleit
Mitbringen muss man als Sargträger im Wesentlichen eine gewisse körperliche Konstitution und Fitness. „Man muss den Sarg tragen und ins Grab hinablassen können“, sagt Mayer. Ein Großteil der Bestattungen findet zwischen Montag und Freitag statt. Pro Einsatz werden vier bis fünf Träger benötigt, der Zeitaufwand liegt pro Bestattung zwischen zwei und drei Stunden. Vergüten will die Verbandsgemeinde den Einsatz mit einer Pauschale, die pro Bestattung bei rund 50 Euro liegt. In welcher Form die künftigen Sargträger angestellt sein sollen, ob in geringfügiger oder kurzfristiger Beschäftigung, und ob sie nur in einem oder mehreren Orten eingesetzt werden, da will sich die Verbandsgemeinde flexibel zeigen. „Das kommt darauf an, wer sich meldet und was sich die Interessenten wünschen“, sagt Pfuhl.
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Klar ist allerdings auch, sollten sich nicht ausreichend Interessenten melden, muss sich die Verbandsgemeinde Alternativen überlegen. „Dann müssten wir darüber nachdenken, Personal in Voll- oder Teilzeit einzustellen“, sagt Pfuhl. Schließlich müssen stets kräftige Hände für das letzte Geleit anpacken können.