Oppenheim: Kapellengarten an der Katharinenkirchen hat sich...

Aufgebaut wie ein mittelalterlicher Klostergarten ist das grüne Kleinod an der Katharinenkirche in Oppenheim.Foto: Gabriele Röber   Foto: Gabriele Röber
© Foto: Gabriele Röber

Gärten in der Oppenheimer Altstadt sind rar. Nicht nur deswegen ist der Kapellengarten an der Katharinenkirche ein Kleinod. Die rund 110 Quadratmeter Grünfläche an der...

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OPPENHEIM. Gärten in der Oppenheimer Altstadt sind rar. Nicht nur deswegen ist der Kapellengarten an der Katharinenkirche ein Kleinod. Die rund 110 Quadratmeter Grünfläche an der nördlichen Kirchenmauer, neben der Michaelskapelle gelegen und als Hochgarten nur über die Treppenstufen der Kapelle zu erreichen, werden schon Jahrzehnte als Garten genutzt, denn das Gelände war der Garten des Küsters.

Eine alte Tradition wiederbelebt

Etwa 2005 kam in den Reihen des Fördervereins die Idee auf, den Garten umzuwidmen, ihn öffentlich zugänglich zu machen und einen Bibelgarten anzulegen. Die Kirchengemeinde griff den Vorschlag bereitwillig auf und auch der damalige Küster Betcher stimmte zu. Dennoch sollte es Jahre dauern, bis die Idee in die Tat umgesetzt wurde, denn im öffentlichen, denkmalgeschützten Raum sind viele Bedingungen zu beachten. Schnell war klar, die Idee des Bibelgartens ließ sich an dieser Stelle nicht realisieren: Zu giftig und zu tief wurzelnd waren die geplanten Pflanzen, die in der Bibel genannt werden. Zudem musste zuerst die Sanierung der Michaelskirche abgeschlossen sein.

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Auf Anraten der evangelischen Landeskirche wurde aus der ursprünglichen Idee des Bibelgartens mit Hilfe der Wormser Landschaftsarchitektin Stella Junker-Mielke ein Garten umgesetzt, der in vielen Punkten einem mittelalterlichen Klostergarten entspricht. Die von Mauern umschlossene viereckige Fläche wird heute durch ein Wegekreuz und eine Buchsbaumhecke in vier Felder geteilt. Im September 2007 wurde der Garten offiziell eröffnet.

Der Kapellengarten mutet heute an, als gebe es ihn dort schon immer. Dabei sind zehn Jahre für einen Garten wahrlich kein Alter. Nicht nur die geometrische Form, auch die Pflanzenauswahl trägt dem historischen Ambiente Rechnung und unterstreicht den mittelalterlichen Charakter. Zahlreiche Kräuter, alte Rosen und Lilien erfüllen den Raum mit Farbe und Duft. Ende Mai, Anfang Juni zeigt sich der Garten besonders prächtig.

Trotz aller Garteneuphorie heutzutage hat sich der Kapellengarten durch seine versteckte Lage etwas Intimes bewahrt. Während sich auf dem Vorplatz der Katharinenkirche die Besuchergruppen tummeln, machen sich vergleichsweise wenige die Mühe, die Treppen an der Michaelskapelle hinaufzusteigen. Nicht selten sind es Kinder, die neugierig nach oben laufen und die Entdeckung den Nachzüglern lauthals verkünden. Gartenfreunde zieht der Kapellengarten sofort in seinen Bann. So mischen sich hier Tagestouristen und Einheimische. Manche kommen regelmäßig zum Lesen, zum Plaudern oder einfach zum Verweilen und genießen das Stückchen Paradies auf Erden.

Aus Sicht der Ersten Vorsitzenden des Fördervereins, Ulla Eisenhardt, hat sich das finanzielle und persönliche Engagement für den Kapellengarten gelohnt. „Kirchen und Gärten gehören historisch eng zusammen. Hier haben wir die alte Tradition wiederbelebt und der Katharinenkirche etwas gegeben, was sie bis dato nicht hatte“. Dass sich der Garten in dieser Form heute so präsentiert, ist ehrenamtlichem Engagement zu verdanken. Mitglieder des Fördervereins der Katharinenkirche übernehmen die Pflege.

Von Silke Rautenberg