Die Gruppe „Liebens- und lebenswertes Oppenheim“ entstand aus den Bürgerforen. Jetzt will sie einen Verein gründen und ihren Aktionsradius erweitern.
OPPENHEIM. Es ist ein Herzensprojekt von Walter Jertz. „Das ist für mich gelebter Bürgersinn“, sagt der neue Oppenheimer Stadtbürgermeister über jene Bürgerforen, die er bereits vor seiner Wahl einberief und deren Arbeit er nun in den politischen Alltag übertragen will. Ein besonderes Erfolgsmodell stellt dabei die Gruppe mit dem Titel Lilo („Liebens- und lebenswertes Oppenheim“) dar, die mittlerweile als Arbeitskreis firmiert, der den städtischen Ausschüssen zuarbeiten soll.
Und die Entwicklung geht weiter. Wie Jertz bei der Einwohnerversammlung in der Emondshalle ankündigte, soll „Lilo noch eine Fee bekommen“ und ein eingetragener Verein werden. „Lilo Fee“ – der zweite Wortteil steht dabei für „Freiräume erhalten und entwickeln“. Das Gremium soll sich also neben sozialen Anliegen und bürgerschaftlichen Projekten vor allem um die Natur kümmern, zum Beispiel um die Zukunft des Spielraums Paradies oder des Wäldchens hinter der Landskrone.
„Wir würden uns unheimlich freuen, wenn wir da in die Gänge kämen“, sagte Volkhard Rudert, einer der Lilo-Vordenker, bei der Einwohnerversammlung. „Unsere Idee ist eine Art Förderverein für die Stadt.“ Ein „e. V.“ müsse es deshalb sein, weil dieser berechtigt sei, Spenden einzusäckeln.
Und die hat Lilo bereits in Aussicht. So habe die Sparkasse avisiert, 1000 Euro für eine E-Bike-Ladestation in Oppenheim beizusteuern, eines der laufenden Projekte der Lilo-Gruppe. Diese hatte im Juni als erstes die Boule-Bahn am Altenzentrum erneuert. „Die ist innerhalb von fünf Wochen aus einer Unkrautwiese gewachsen, jetzt funktioniert sie wie ein Dorfbrunnen“, freut sich Rudert. Sein Team hat zudem inzwischen eine Karte mit Dogstations entwickelt, auf der Hundebesitzer erfahren, wo sie die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner eintüten und entsorgen können.
Voll im Gange ist zudem die Sanierung des Trimm-dich-Pfades im Wäldchen. „Da er im Überschwemmungsgebiet liegt, macht es keinen Sinn, hier teure Geräte aufzustellen“, meint Rudert. Sechs neue Schilder wurden in Eigenregie entwickelt. „Ein Grafiker hätte Tausende Euro gekostet“, betonte Jertz. Vorhandenes Gelände und Utensilien wie Treppen und Bänke sollen für die sportlichen Übungen genutzt werden. Ein halbes Dutzend Hinweistafeln sei dafür genug, findet Rudert: „Wir wollen ja aus dem Wäldchen kein Schilderwäldchen machen.“ Kostenpunkt für das Ganze: rund 600 Euro.
Stadtbürgermeister wünscht sich eine Jugendvertretung
Für Jertz sind Lilo und Lilo Fee Paradebeispiele, wie eine Stadt mit einem Schuldenberg von 24 Millionen Euro („Es wird dauern, bis wir den abgetragen haben“) aus eigener Kraft und mit ehrenamtlichem Engagement etwas auf die Beine stellen kann. Gern möchte er den vorhandenen Arbeitskreisen Lilo, Digitalisierung und Seniorenbeirat auch noch eine Jugendvertretung an die Seite stellen: „Die Jugend ist bei uns noch nicht so vertreten, wie ich mir das wünsche.“ Auch hier aber ist ein langer Atem gefragt. Weil Jertz das weiß, betonte er in der Einwohnerversammlung mehrfach: „Bitte erwarten Sie nicht, dass alles von heute auf morgen umgesetzt wird.“ Politik der kleinen Schritte, nennt man das.
Von Ulrich Gerecke