„Schrauben statt Schrott“ – das haben sich fünf Tüftler auf die Fahne geschrieben und soeben ihre Feuertaufe beim ersten Reparatöre-Treff Guntersblum mit Bravour...
GUNTERSBLUM. „Schrauben statt Schrott“ – das haben sich fünf Tüftler auf die Fahne geschrieben und soeben ihre Feuertaufe beim ersten Reparatöre-Treff Guntersblum mit Bravour bestanden. Sie haben nicht nur Beifall von und strahlende Gesichter bei den Besitzern von Patient CD-Player, Kaffeemaschine, Babyphone, Handmixer und Co. erhalten. Sondern auch erfahren, dass es Leute gibt, die Defektes nicht gleich „in die Tonne treten“ wollen, nur weil ihnen das entsprechende Händchen zum Reparieren fehlt.
So praktisch, wie die professionellen und autodidaktischen „Schrauber“ veranlagt sind, so ist auch der Ablauf organisiert. „Das haben wir bei den Kollegen vom „Repair-Café“ in Nackenheim abgeguckt“, sagt Initiator Sven Kaiser, von Hause aus Ingenieur und auf der Suche nach einer sinnvollen Aufgabe nach seiner Berufstätigkeit. Besonders Henning Borchers und Peter Mandrella haben wichtige Hinweise gegeben. Mandrella ist bei der Guntersblumer Premiere zur Stelle.
Verständnis für technische Zusammenhänge
Der große Saal im Gemeindehaus der evangelischen Kirche ist zur Werkstatt umfunktioniert. Die Tische sind zu Werkbänken zusammengestellt und mit Werkzeug, Stromanschlüssen und allerlei Ersatzteilen belegt. Am Eingang übernimmt Anne Hoffmann die Erstaufnahme und hat alle Hände voll zu tun. Sie ordnet den Hilfesuchenden und deren defekten Teilen Laufzettel und Nummern zu, schickt sie damit in die Warteschleife und führt Buch über Ein- und Ausgänge der Aufträge.
Die Reparatöre haben gut zu tun. Keiner muss Däumchen drehen. Rolf Muders betrachtet einen Handmixer. Die Schnur hat eine Bruchstelle und muss gekürzt werden. Muders kommt aus der Datenverarbeitung. Seine Passion ist es, alles auseinanderzuschrauben und sich das Innenleben anzusehen. „Ich gucke rein, ob ich helfen kann und gangbar kriege, was dann noch eine Weile hält.“ Der Mixer wird fachmännisch repariert, generalüberholt und muss Funktionstest und Elektroprüfung bestehen. Hier kommt Helmut Winkler ins Spiel. Der Elektrotechniker ist als Einziger befähigt, diese Prüfung sachgemäß vorzunehmen. Die einzelnen Schritte und Ergebnisse werden in den Laufzettel eingetragen. Damit sind die Reparatöre genauso penibel, wie mit den Erläuterungen zu ihren Vorgehensweisen. Die Kunden, die mit Lob und eventuell einem Obolus fürs Ersatzteil zahlen, dürfen zusehen, Fragen stellen und dem Fachsimpeln der ehrenamtlichen Schrauber zuhören. Das Team bilden ein Informatiker, ein Elektroniker, der Elektrotechniker, der Ingenieur und Andreas Hoffmann, 18 Jahre und Schüler. „Mit einem beeindruckenden Verständnis für technische Zusammenhänge“, wie Kaiser anerkennend bemerkt.
„Mir geht es um Nachhaltigkeit. Wir brauchen Technik, die zugänglich bleibt. Die Ressourcen sind endlich, und dann?“, fragt Kaiser. Der Reparatöre-Treff ist eine Antwort. „Die Akzeptanz bei der Auftaktveranstaltung stellt uns zufrieden. Wenn wir auf eine Crew von zehn, zwölf Schraubern kommen, können wir das viermal im Jahr, vielleicht sogar monatlich anbieten. Aber wir brauchen ganz dringend einen zweiten Elektrotechniker, damit wir nach den Vorschriften und dem Stand der Technik für Elektrogeräte die VDE-Abschlussprüfung gewährleisten können“, betont Kaiser.
Die Zeit des Wartens versüßt ein großes Kuchenbuffet. „Das haben der Frauenkreis und die Ehefrauen der Schrauber gespendet“, erzählt Irene Hoffmann und räumt ein paar Teller zusammen.