Von Spannung bis Siegesfeier: Wahlabend in der VG Rhein-Nahe

VG-Bürgermeister Karl Thorn (l.) wird sein Amt am 1. Juni 2023 an Benedikt Seemann übergeben. © Jochen Werner

Wie war die Stimmung in der VG-Verwaltung bei der Wahl des Bürgermeisters? Was sind Gründe für den Sieg des CDU-Kandidaten? Ein Stimmungsbild des Wahlabends.

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VG RHEIN-NAHE. Mit einem solch deutlichen Ergebnis hatte kaum jemand gerechnet. 3279 Bürger aus der Verbandsgemeinde Rhein-Nahe stimmten bis Sonntagabend für CDU-Kandidat Benedikt Seemann als kommenden Bürgermeister, lediglich 1795 für SPD-Kontrahent Falko Hönisch. Am Votum beteiligten sich 5180 von insgesamt 12.476 wahlberechtigten Bürgern (41,52 Prozent). Der Blick auf den Zeitraum des Eintrudelns der Ergebnisse im großen Saal des Bingerbrücker Rathauses sprach Bände.

18.53 Uhr. Schon lange ist die Luft raus. Die Entscheidung war spätestens mit den Zahlen aus den „roten“ Hochburgen Trechtingshausen und Oberheimbach gefallen. Jetzt steht das Ergebnis endgültig fest. Seemann hat alle zehn Kommunen gewonnen, nimmt die ersten Glückwünsche entgegen, Kontrahent Hönisch ist noch nicht präsent. Als der fünf Minuten später erscheint, ist unter den Genossen, die nicht nur mit Bundestagsmitglied Daniel Baldy und dem Landtagsabgeordneten Michael Hüttner vertreten sind, längst Situationsanalyse angesagt. Folgte die Wahl einem Bundes- oder Landestrend? Sicher nicht, wenn man den Menschen in Rhein-Nahe Glauben schenkt. Dieses Votum ist wie die beiden Male zuvor vor allem eine Personenwahl.

Bereits kurz vor Schließung der Wahllokale um 18 Uhr war Seemann eingetroffen, begleitet von Ehefrau Carmen und der Mama. Auch Bingens CDU-Fraktionschef Stefan Bastiné ist da, genauso Dieter Kochskämper (FWG), Beauftragter der VG für das Kommunale Entwicklungsmanagement und langjähriger Stadtbürgermeister von Bacharach, auch Münster-Sarmsheims früherer Ortschef Herbert Mehlig oder der VG-Beigeordnete Dietmar Fahl (beide SPD). Beim scheidenden Bürgermeister Karl Thorn (CDU) steigt die Spannung, genauso bei vielen Mitarbeitern der Verwaltung.

Mit einigen saloppen, teilweise unpassenden Äußerungen habe sich Hönisch nicht nur bei den Mitarbeitern im Rathaus oder bei vielen Kameraden der Feuerwehren unbeliebt gemacht, wird berichtet. Dabei gehe es gerade den Bürgern und den Mitstreitern gegenüber immer auch um Sympathie und klare Bekenntnisse zur Region und den Menschen. Zudem habe sich der SPD-Kandidat eher als unnahbar und oberflächlich dargestellt.

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„Im Haus hat er es total versaut“, redet ein Mitarbeiter auf drastische Art Klartext. Das Aufatmen großer Teile der Belegschaft ist am Wahlabend entsprechend unüberseh- und -hörbar. Büroleiter Matthias Lautz bleibt derweil sachlich-nüchtern. „Es ist erstaunlich, dass Seemann Trechtingshausen gewonnen hat und in Oberheimbach mit 70:30 vorne lag“, konstatiert er im Wissen, dass diese auch seine letzte Bürgermeisterwahl in offizieller Funktion und vor dem Gang in die Rente war. Seemanns offizieller Dienstbeginn im neuen Amt wird am 1. Juni 2023 sein.

Hat nun also Falko Hönisch die Wahl verloren oder Benedikt Seemann sie gewonnen? „Beides trifft zu“, erklärt ein Anwesender im Ratssaal, der aber nicht genannt werden will. Dass die Straße, an der das Rathaus in Bingerbrück steht, etwas zur Entscheidung beigetragen hat, bleibt hingegen ein Gerücht. Ihr Name: Benediktusgarten.

Szenenwechsel. Gegen 19.30 Uhr beginnt in der Waldalgesheimer Gaststätte „Tennishalle zum Postpfad“ die Siegesfeier. Gekommen sind dazu nicht nur CDU-Landeschef Christian Baldauf, Landrätin Dorothea Schäfer und viele Parteifreunde, sondern auch die Familie und sogar Unterstützer aus anderen Fraktionen in verschiedenen Gemeinden der VG Rhein-Nahe.