Das Potenzial der Burgen im Mittelrheintal

Fürstenberg bei Rheindiebach ist eine von 39 Burgen und Burgruinen im Mittelrheintal, die von der Entwicklungsagentur auf Potenzial für die Buga 2029 unter die Lupe genommen wurde. Foto: Christine Tscherner

Für die Buga 2029 sollen Parks und Gärten zu neuem Leben erwachen, doch nicht jedem Besitzer gefällt das.

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VIERTÄLER. Eine Zeitreise durch die Gartengeschichte: Am Mittelrhein ist sie zentraler Baustein der Buga 2029. Doch manchmal hakt die schönste Idee schlichtweg am Kontakt. Oder an der ziemlich ungewissen Burg-Zukunft. Ein Blick auf Maklerseiten und in die Vorstudie des rheinland-pfälzischen Innenministeriums macht es deutlich.

„Voll unterkellert“, aber „renovierungsbedürftig“ so ist auf Immowelt.de die Fürstenberg angepriesen. Für 520 000 Euro bietet das Maklerportal die Ruine über Rheindiebach an. Wer Statussymbol und Wohnräume sucht, könnte nur wenige Kilometer flussaufwärts in Niederheimbach fündig werden: Eine 18-Zimmer-Villa auf einem Felssporn über Niederheimbach steht mit Riesengrundstück, Burgzinnen und Rundturm seit vielen Jahren zum Verkauf.

Ein Hideaway der Extraklasse, 643 Quadratmeter mit Kutscherhaus und Rittersaal sowie 20 000-Quadratmeter-Grundstück, das gepflegt werden will. Die Heimburg wird für 2,85 Millionen Euro angeboten samt Weinkeller-Gewölbe und Burggarten. Die Heimburg steht symbolhaft für viele Burgen am Mittelrhein: Ende des 13. Jahrhunderts erbaut, im 17. Jahrhundert von den Franzosen zerstört und anschließend als Steinbruch benutzt. Die Besitzernamen sind klangvoll und wechselnd: Mayor von Barfuß, Gerbott zu Crefeld, Freiherr von Wackerbarth, Baron von Oettinger oder der Ruhrindustrielle Hugo Stinnes – in den 1920er Jahren einer der reichsten Männer Deutschlands.

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Landschaftsparks und Burggärten herrichten? Wer verkaufen will, hat für weitreichende Umgestaltungsideen oft kein Ohr. Petra Bittkau und Christoph Duckart vom Landschaftsbüro Bittkau und Bartfelder aus Wiesbaden machten die Erfahrung im Vier-Täler-Gebiet. Ihre vom rheinland-pfälzischen Innenministerium beauftragte Studie zu allen 39 Mittelrheinburgen umfasst knapp 150 Seiten. Sie analysiert die gegenwärtige Nutzung, stellt die Geschichte und geografisches Material zusammen. Und schließlich entwickelten die Experten auch Visionen für die Buga 2029. Ein „Netzwerk von Burgengärten und Landschaftsparks“ könne in den kommenden zehn Jahren in und um die historischen Anlagen entstehen. Von Menschenhand gestaltete Natur ist Markenzeichen an den Steilhängen des Unesco-Tals.

Allerdings reagierten nicht alle Burgbesitzer begeistert, nachzulesen ab dem Mittelteil der Studie. Insbesondere im Viertälergebiet zwischen Steeger Tal und Heimbachtal scheiterte bereits die Kontaktaufnahme wie beim Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL). Der Verein ist Eigentümer der verwunschenen Burgruine Stahlberg und des Publikumslieblings Stahlberg in Bacharach. Wie für die Eigentümer der Fürstenberg und der Heimburg, der Schönburg in Oberwesel, der Burg Reichenberg und Sauerburg bei Lorch sowie Burg Katz notierten die Autoren: „Keine Gespräche möglich“, trotz versuchter Kontaktaufnahme. Drei Burgeigentümer sollen laut SWR sogar gleich ganz abgewunken haben. Kein Interesse.

Für Andreas Jöckel von der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz bedeutet dieses Abwinken keinen Totalausfall. „Die Zeitreise zur Gartengeschichte ist eines der schönsten Projekte der Buga“, sagt Jöckel. Nur mit den Burg-Eigentümern zusammen kann aber der große Wurf gelingen. Er sieht die Vorstudie entspannt. „Jetzt wird zunächst eine Machbarkeitsstudie gemacht“, so Jöckel. Aber muss denn bei Pflanzungen und Gartenanlagen nicht langsam Tempo ins Programm und der Spaten in die Hand? Hecken und Bäume wachsen schließlich nicht über Nacht.

„Mit dem gesetzten Termin 2029 kommt Zug in die Idee, ganz sicher“, sagt Jöckel.