Die Niederheimbacherin Sabine Weber singt seit Kindertagen und seit einem Jahr ist sie die Stimme der „Les Patrons“ – so auch an diesem Samstag, wenn die Band Geburtstag feiert.
NIEDERHEIMBACH. Ein Leben ohne Gesang kann und will sich Sabine Weber nicht vorstellen. Muss die 41-Jährige aus Niederheimbach auch nicht. Und sie kann mit ihrer Stimme und ihrer Power auch andere begeistern. So zum Beispiel an diesem Samstag, wenn sie zusammen mit den Patronen in Kempten die große Party zum 50. Geburtstag der Band feiert. Seit Dezember letzten Jahres ist sie festes Bandmitglied.
Kommando zurück. Begonnen hatte für Sabine alles als Mädchen in der eigenen Familie. „Die Eltern waren im Kirchenchor, und eigentlich konnten wir zuhause alle gut singen“, blickt sie zurück. Dabei wurde nicht einfach nur geträllert, sondern auch mehrstimmig gesungen, ob Kirchen-, Kinder- oder Volkslieder. Dass sie und ihre Geschwister ein Instrument erlernten und im Musikverein aktiv waren, war quasi logisch. Sabine hatte sich für die Klarinette entschieden, spielte die bis zum Ende ihrer Schulzeit im Verein.
Im zarten Alter von sechs Lenzen durfte sie erstmals eine Bühne betreten: die der Fastnacht nämlich. „Daran kann ich mich aber nur noch schemenhaft erinnern, hab’ auswendig irgendwas mit einer Maus gesungen“, sagt sie. Mit 16 kam dann ein Auftritt, der ihr Leben ein gehöriges Stück veränderte. Auch diesmal waren die närrischen Bretter die Bühne. Zusammen mit mehreren Frauen führte sie „Sister Act“ in Kurzform auf, brillierte am Ende mit dem Solo aus „I will follow him“ und wurde prompt angesprochen, ob sie sich vorstellen könne, bei einer Hochzeit in der Kirche zu singen.
Gesagt. Getan. „Angel“ von der Kelly Family und „Ich wollte nie erwachsen sein“ aus dem Musical Tabaluga waren ihre ersten Solostücke. Dass ihr dabei das Herz bis zum Hals schlug, gibt sie gerne zu. So ist es auch heute noch. „Die Anspannung ist bei Auftritten in der Kirche immer noch groß, denn die Hochzeit soll schließlich der schönste Tag im Leben eines jeden Paares werden“, sagt Sabine Weber. Wenn sie mit der Band auftritt, ist die innere Einstellung anders: „Alles hat sich prima eingespielt. Mit den Jungs zusammen bin ich überhaupt nicht aufgeregt.“ Auch nicht, wenn 2000 oder noch mehr Menschen zuhören.
Im Sommer 1995 fasste Sabine Weber den Entschluss, in einer Band singen zu wollen. Bruder Dirk hatte eine, die allerdings als reine Männercombo funktionierte. Aber er annoncierte für Sabine in einem Binger Musik-Shop. Und tatsächlich: Mario meldete sich. Der war bis dahin als Alleinunterhalter unterwegs, wollte etwas anderes machen. Im September kam das Kennenlernen, „und vier Wochen später waren wir zusammen“, grinst Sabine. Nicht nur als Duo „Live Voices“, sondern wenig später auch als Paar, mittlerweile längst als Ehepaar und Eltern von Valentina und Valerie.
Am liebsten singe sie Pop- oder Rocksongs, aber auch Balladen und Kirchenlieder gehören für Sabine zum Programm. Die Abwechslung ist der Frau wichtig, die selbst nie Gesangsunterricht hatte, die aber sogar schon an einem Kreuznacher Gymnasium Stimmbildung unterrichtete. Und die sich zweimal in Castingshows versuchte, um festzustellen, „dass das überhaupt nicht meins ist“.
Vor rund zehn Jahren hatte sie sich beim „Supertalent“ beworben, musste damals mit anderen zusammen in einem Keller ohne Begleitmusik vor einem Redakteur singen. „Das war’s. Wir sind raus und wieder heimgefahren“, muss sie heute noch den Kopf schütteln. Ähnlich ging es vor vier Jahren zu, als sie bei „The Voice of Germany“ einen neuen Anlauf starten wollte. Sabine erzählt, wie sie mit vielen Mitstreitern nacheinander zum A-cappella-Singen gebeten wurde. „Dabei guckte einer ins Laptop, eine junge Frau stand als ,Vocal Coach’ daneben.“ Zum Schluss seien Nummern vorgelesen worden. Das Ergebnis war dasselbe. Welche Dinge den Ausschlag gaben, wer weiterkam, weiß sie nicht. Und zu Spekulationen will sie sich nicht hinreißen lassen, findet es „aber schon komisch, wenn vor allem junge Leute oder solche aufgerufen werden, die in ein bestimmtes Schema passen“.
Über Katja Kunz kam im Herbst 2015 der Kontakt zu „Les Patrons“. Die suchte eine einmalige Vertretung für einen Gig im April 2016. „Ich war total überrascht.“ Aber irgendwie sei es spontan aus ihr herausgesprudelt: „Klar mach ich das!“ Also betrat sie schon im Dezember 2015 kurz gemeinsam mit Katja und den Patronen die Bühne, durfte sich mit Amy Winehouses „Valerie“ beweisen. „Das war mein Eintrittsdatum bei den Patronen“, weiß Sabine heute. Es folgten viele Aushilfstermine, wenn Katja arbeiten musste. Als die Stimme der Band aus gesundheitlichen Gründen im Dezember 2017 nach 22 Jahren endgültig kürzertreten musste, war alles ganz logisch. Sabine übernahm. „Und ich bin einfach glücklich mit den Jungs.“
Einen Fehler will die gelernte Hauswirtschaftsassistentin vermeiden. Sie weiß, dass ihre Stimme ihr Kapital ist und dass sie auch mit 60 Jahren noch singen will. Überanstrengungen darf es deshalb nicht geben. Für die Vollblutmusiker der Band sei das selbstverständlich. Und für Ehemann Mario sowieso. Denn das Duo „Live Voices“ besteht natürlich weiterhin, mit Sabine am Mikrofon.