Münster-Sarmsheim: Brüder Wanning entwickeln eigene Gin-Marke

Eine „Schnapsidee“ hatten Stefan (l.), Andreas (Mitte) und Markus Wanning und entwickelten den „Loredry Gin“, dessen Zutaten aus dem Mittelrheintal kommen. Foto: Markus Wanning  Foto: Markus Wanning
© Foto: Markus Wanning

Drei Brüder entwickeln ihre eigene Gin-Marke. „Loredry Gin“ heißt das Produkt, die Ingredienzien stammen aus dem Mittelrheintal, die Idee von Jungunternehmern an der...

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MÜNSTER-SARMSHEIM /MITTELRHEIN. Drei Brüder entwickeln ihre eigene Gin-Marke. „Loredry Gin“ heißt das Produkt, die Ingredienzien stammen aus dem Mittelrheintal, die Idee von Jungunternehmern an der Nahe.

Markus, Andreas und Stefan Wanning sind für ihren Geschäftssinn bekannt. Zugseile für Wakeboards und Fahrradlicht für Felgen haben sie bereits entworfen. Über die TV-Gründershow „Höhle der Löwen“ fanden sie Investoren und Abnehmer. „Der Gin ist dagegen ein total regionales Produkt, unser Geschenk an das romantische Rheintal“, sagt Markus Wanning, 26.

Markus hat Betriebswirtschaft studiert und arbeitet in einer Stuttgarter Unternehmensberatung. Er ist der Herr der Zahlen im Trio und kümmert sich um den Vertrieb. Bruder Andreas (29) ist Ingenieur und kümmert sich um Präsentationsstände sowie die Logistik. Denn irgendwie müssen schließlich die Zutaten des Gins zur Destillerie nach Dörscheid.

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„Wir arbeiten dort mit Heinz-Uwe Fetz zusammen, der für seine Obstfeinbrände mehrfach ausgezeichnet ist“, sagt Markus. „Näher ran an den Loreleyfelsen als Dörscheid, das geht kaum.“

Von der im wahrsten Sinne Schnapsidee bis zum ersten Brennkessel voll Gin vergingen anderthalb Jahre. „Wir arbeiten ja alle Vollzeit.“ Die Gin-Entwicklung sei eher Hobby aus Heimatliebe als wirtschaftliches Kalkül. Zuerst haben die Brüder aus Münster-Sarmsheim mit Weinbergspfirsich für die Fruchtnote experimentiert. „Nicht individuell genug“, entschied das Trio. Die Schattenmorelle als vom Zweckverband des Tals gehegtes Stück Historie am Fluss verleiht den Rheinhängen im Frühling seinen markant weißen Look. Tests mit der Mittelrheinkirsche als Gin-Zutat ergaben der Durchbruch.

Der Alkohol für „Loredry Gin“ stammt naheliegend aus Weintrauben. Kräuter aus der Region sind ebenfalls Teil der Rezeptur. Aber braucht es nicht vor allem Wacholder für Gin? „Schon, aber diese Beeren beziehen wir aus der Toskana, Italien, da haben wir noch keinen Bauern aus der Region gefunden.“

Insgesamt 17 Botanicals, pflanzliche Zutaten für das spezifische Aroma, vereinigen die Brüder in ihrem Getränk. Und als optisches Highlight 24 Karat Blattgoldflocken. „Sie symbolisieren die Tränen der Loreley“, erklärt Markus Wanning.

Jeder Gin hat seine ganz eigene Rezeptur aus Beeren, Rinden, Samen, Früchten, Fruchtschalen, Gewürzen, Kräutern und Wurzeln. Apotheker Stefan Wanning (31) gilt als Rezeptur-Chef. Im Hauptberuf arbeitet er bei einem großen deutschen Pharma-Unternehmen. Er und sein kleiner Bruder Markus sind die Gin-Liebhaber im Trio, ließen sich das Kultgetränk aus der ganzen Welt liefern und testeten. „Nach dem 50. Gin hast Du eine sehr gute Vorstellung, welche geschmacklichen Nuancen Du willst“, sagen sie.

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Weil ihr Loredry Gin für sie ein Stück Heimat symbolisiert, setzen sie auch vorrangig auf die Vermarktung im Tal neben dem Online-Shop. Startpunkt war ihre Schulstadt Bingen und das Trend-Café „Heimat No 5“ in der Fußgängerzone. „Wir werden regionale Händler wie Rewe und Edeka ansprechen und die Gastronomie-Szene im Mittelrheintal.“

Der erste Brand füllte 220 Flaschen. Möglichst schonend und langsam Brennen für viel Aroma im Gin – das ist die Devise. Von Hand abfüllen, etikettieren und beschriften gehört für handcrafted Gin auch in anderen Regionen zum Prinzip. „Knut Hansen“ im Hamburger Umland oder „315 Upstairs Heidelberg“ sind Vorreiter. „Bis auf das Brennen ist kein Arbeitsschritt extern in Auftrag gegeben“, betonen die Wannings.

Tüftelprodukte sind die Spezialität der drei Brüder. Das Felgenlicht GlowGarage basierte auf fluoreszierenden Leuchtstreifen, schaffte mit Fernost-Fertigung, Social-Sponsering und Profi-Vermarktung nach eigenen Angaben 100 000-fachen Verkauf.

Das Geld für die Leuchtstreifen-Entwicklung stammte wiederum aus ihrer Seilwinden-Firma und dem Faible für den Wassersport. Die Brüder nutzten die Winden zum Wakeboarden in ihrem Heimatort Münster-Sarmsheim. Den Gewinn steckten sie in neue Pionier-Projekte. Alle drei haben inzwischen das Studium beendet und sind Angestellte. Die Lust auf selbstständig komponierte Ideen blieb.

Marktreife ist für sie immer die Herausforderung und Verkaufszahlen sind ein Erfolgserlebnis. Das finanzielle Risiko beim Gin sei zudem überschaubar. „Aber vielleicht übernimmt einer von uns die Sache doch hauptberuflich“, sagt Markus. Abwarten. Der Gin sei aus der Begeisterung für die Hänge ihrer Heimatregion entstanden, eine Hommage an die Mittelrhein-Romantik. In den Flaschen steckt der Geschmack des spektakulären Tals, jünger und frischer interpretiert vielleicht als das übliche Glas Wein.