Fred Moses hat sich aktiv für das Miteinander zwischen Christen und Juden eingesetzt. Auch in Bacharach. In Bacharach erinnert eine Gedenktafel an Fred Moses.
BACHARACH. An der Bacharacher Wernerkapelle erinnert seit dem vergangenen Wochenende eine Gedenktafel an Fred Moses. Als Symbol für die Gemeinsamkeiten des Glaubens und die Zusammengehörigkeit der Menschen und als Erinnerung an einen Menschen, der durch die Versöhnungsarbeit zwischen Juden und Christen genau hier, in der Wernerkapelle, seinen Glauben an Deutschland wiederfand. Als symbolische Geste für das Miteinander der Menschen, das dem sich offensichtlich in vielen Gesellschaftskreisen wieder ausbreitenden Antisemitismus fundamental entgegensteht und Zeichen setzt.
Der vielleicht größte Wunsch von Fred Moses war bereits vor viereinhalb Jahren in Erfüllung gegangen. Im Sommer 2015 hatten es seine neugewonnenen Bacharacher Freunde um Peter Keber und dem damaligen Stadtchef Karl-Heinz Schleis zusammen mit Bundestagsabgeordneten und Minister Peter Altmaier trotz anfänglicher Widerstände im Honorarkonsulat in Melbourne geschafft, die erhoffte Wiedereinbürgerung des damals 90-Jährigen zu erreichen. Vor einigen Wochen ist der Mann, der als 14-Jähriger noch nach Kriegsbeginn am 21. Dezember 1939 zusammen mit seinen Eltern mit dem letzten Schiff von Genua aus nach Chile fliehen konnte, in seiner Wahlheimat Australien friedlich eingeschlafen.
Moses wurde 1925 in Schlesien geboren, zog später mit seinen Eltern nach Berlin. Als Teenager konnte er nach monatelangem Bangen mit den Eltern über Ganua vor dem Holocaust nach Chile fliehen, sein Bruder wurde von den Nazis ins Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Wegen der zunehmenden Gewalt unter Präsident Salvador Allende verließ Fred Moses Chile, kam nach Israel, wo sein 17-jähriger Sohn bald darauf ob des bevorstehenden Jom-Kippur-Krieges eingezogen werden sollte. Die Reaktion der Familie Moses: Die erneute Auswanderung, weit weg von allen Kriegen, nach Australien, ans andere Ende der Welt.
Im Jahr 1997 dann die Rückkehr von Fred Moses. Dorthin, wo seine Wurzeln lagen. Mit dem Fahrrad unternahm er eine Reise quer durch Deutschland, blieb allerdings nirgends länger als eine Nacht. Bis er am 7. Juni nach Bacharach kam. Natürlich wollte er hier die Wernerkapelle als Denkmal des Antijudaismus besichtigen. Doch am Mittelrhein wurde er völlig überrascht, las die Tafel mit der Versöhnungsbotschaft Papst Johannes XXIII. Am Eingang hing damals ein handgemaltes Plakat, das einen jüdisch-christlichen Gottesdienst für den folgenden Tag ankündigte. Und deshalb brach Moses mit seinem Vorhaben, blieb eine weitere Nacht in der Stadt.
„Ich erinnere mich, dass ein älterer Herr herumlief und alles per Video aufnahm“, berichtete Peter Keber, der von nun an mit Moses in Kontakt blieb, spätestens alle drei Wochen mit ihm telefonierte. Moses sei ein sehr belesener Mann gewesen, der natürlich auch Heinrich Heines „Rabbi von Bacharach“ gekannt habe.
Doris Spormann vom Verein Wernerkapelle rezitierte deshalb auch in der kleinen Feierstunde zwei Gedichte Heines.
Fred Moses hat nicht nur Wesentliches für die Versöhnung getan, sich aktiv in Australien für das Miteinander zwischen Christen und Juden eingesetzt. „Er hat sich um Deutschland verdient gemacht und unsere Arbeit in Bacharach in die Welt getragen“, lobte Keber einen Menschen, der ihm zum Freund geworden war. Und der gerade in Bacharach erfahren durfte, dass es überall auf der Welt Menschen gibt, die alles dafür tun, dass ein friedliches Miteinander möglich ist.