Über bunte 50 Zugnummern hatten sich in Nieder-Olm aufgereiht, um sich beim Umzug den zahlreichen Narren am Straßenrand zu präsentieren und um gemeinsam zu feiern.
NIEDER-OLM. Bei strahlendem Sonnenschein – und das, nachdem es den ganzen Vormittag regnerisch und trüb war – wälzte sich der närrische Umzug durch die Straßen von Nieder-Olm. Dicht gedrängt standen die Narren an den Straßenrändern und bejubelten die aktiven Fastnachter, gleich, ob sie zu Fuß oder auf den Wagen mit dabei waren.
„Man muss die Festchen weiterfeiern“, meinte eine Mutter, die mit ihren beiden Kleinkindern auf den Umzug wartete. Trotz der schlimmen Ereignisse im hessischen Volkmarsen am Rosenmontag, wo ein Autofahrer in die Zuschauer beim Rosenmontagsumzug gefahren ist, sei sie ohne Angst hierhergekommen, fügte die junge Frau an. So dachten wohl alle, denn viele Erwachsene mit Kindern standen froh gelaunt an der Straße.
Von Polizei, Bauhof und Feuerwehr werden immer wieder die Zufahrtsstraßen abgesperrt. Das habe man dieses Mal verstärkt, aber sonst sei man guter Dinge, war von den Umzugsverantwortlichen zu hören.
Gleich drei Piratenschiffe entern Nieder-Olm
Angeführt wurde der bunte Lindwurm mit über 50 Nummern, vom Wagen der Zugleitung mit Zugmarschall Jürgen Kolb vom Nieder-Olmer Carneval Club (NOCC). Auch die Ballette mit den niedlichen kleinen Selzminis im Kindergartenalter und natürlich auch die älteren Tänzerinnen hatte der NOCC auf den närrischen Weg geschickt. Die Windbeidel vom NOCC machten mit einem Wagen, auf den Noten gemalt waren, zum einen darauf aufmerksam, dass sie als Gesangsgruppe aktiv sind, zum anderen waren alte Nieder-Olmer Ansichten zu sehen, die die Heimatverbundenheit der Truppe deutlich machten.
Auffällige Wagen aus den Nachbargemeinden wie die Rakete oder der Käfig voller bunter Vögel, beide aus Klein-Winternheim, wurden begeistert mit Helau begrüßt. Gleich drei imposante Piratenschiffe aus Ober-Olm, Selzen und Nieder-Hilbersheim waren gen Nieder-Olm gesegelt. Zum Glück waren sie bestens gesinnt und raubten nichts, sondern warfen ihre mitgebrachten Schätze – vor allem Süßigkeiten – ins Volk.
Die auffälligen Fußgruppen, wie die Zwerge von der Kita Rappelkiste aus Saulheim, die Mitglieder der Mainzer Ranzengarde in ihren schicken Uniformen oder der Abijahrgang 2020 ganz in Schwarz, die Laurenzi-Hexen oder das Stimmungsballett aus Sörgenloch, die Secco Sisters, die nach 15 Jahren auf der Fastnachtsbühne Tschüss sagen – alle wurden sie mit Helau-Rufen begrüßt.
Auch wenn bei den Zugnummern der Spaß im Vordergrund stand, so machte doch die eine oder andere Gruppe auf gesellschaftliche Themen aufmerksam. Nicht zu übersehen waren die vielen weißen Päpste – ähm, Päpstinnen – die mitmarschierten. Die Nieder-Olmer Gruppe Maria 2.0 nutzte die Gelegenheit, an ihr großes Anliegen – die Gleichberechtigung der Frauen in der katholischen Kirche – satirisch und mit einem Augenzwinkern zu erinnern.
„An Fassenacht, des is der Hit, da gehen die Vogelscheuchen mit! Denn Bio, das ist klar, brauchen wir das ganze Jahr!“ war an einem Wagen voller Vogelscheuchen zu lesen. Sogar ein handgezogener „Bio-SUV“ nahm am Zug teil.
Fetzige Musik, die aus Lautsprechern von den Wagen schallte, und sechs Musikkapellen sorgten dafür, dass auch am Straßenrand mitgeschunkelt und mitgetanzt werden konnte.