„Aufgetischt und Wirklichkeit“

Bilder von Sylvia Catharina Hess und Skulpturen von Ramona Schütte werden auf Einladung des Vereins Glockwerks Lichte Kunstprojekte in der Schmiede Wettig präsentiert.

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NIEDER-OLM. Bilder, gemalt von Sylvia Catharina Hess, und Skulpturen aus Ton von Ramona Schütte werden in diesen Tagen auf Einladung des Vereins Glockwerks Lichte Kunstprojekte in der Schmiede Wettig präsentiert. Cornelia Schlenker, die zweite Vorsitzende des Vereins, der in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert, stellte die Künstlerinnen den Gästen der Vernissage vor.

Sylvia Catharina Hess lebt in Nierstein und auf La Palma. Sie hat Germanistik und Politikwissenschaft studiert und arbeitete als Lehrerin in Mainz. Seit den Achtzigerjahren malt sie, zunächst autodidaktisch, dann absolvierte sie eine künstlerische Ausbildung, zuletzt bei Ingrid Jureit in Bad Reichenhall. Ramona Schütte ist in Ingelheim aufgewachsen und lebt und arbeitet heute in Saulheim. Von Kindesbeinen an arbeitet sie kreativ. Sie hat eine Steinbildhauerlehre und dann ein Kunsttherapiestudium abgeschlossen.

„Aufgetischt und Wirklichkeit“ ist der Titel der Ausstellung. „Aufgetischtes“ ist vor allem auf den Exponaten von Sylvia Catharina Hess zu sehen. Herkommend von Stillleben zeigt sie Lebens- oder Genussmittel ohne, aber vor allem in Verbindung mit menschlichen Figuren.

Nicht immer dominant, aber dennoch vorhanden sind die Lebensmittel, wie auf dem Bild „Ein Gläschen in Ehren“. Versteckt und fast mit dem Hintergrund verschmelzend steht in der Ecke ein Gläschen Wein, im Zentrum ein alter, weise wirkender Mensch.

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Die Künstlerin erzählt Geschichten, meist heiter und verschmitzt, aber es gibt auch den Gegensatz. In „bashed“ hat die Malerin eine brutale Straßenszene festgehalten. Ebenfalls aufwühlend ist „ars moriendi“, das die schrecklichen Ereignisse im Syrienkrieg thematisiert. Düster und bedrohlich wirkt „Sternennacht“ – ein Mädchen, das in seiner Haltung an das Sterntalerkind erinnert. Aber statt Sterne, die vom Himmel fallen, ein Nachtvogel mit riesigen Schwingen.

„Wirklichkeit“ will Ramona Schütte abbilden. Tier und Mensch seien für sie gleichsam bedeutend, sagte der Niersteiner Künstler Eckhard Meier-Wölfle, der in die Ausstellung einführte. Ramona Schütte stellt die reale Struktur der Anatomie klar dar, trotzdem legt sie großen Wert darauf, ihre eigene Erlebniswelt einfließen zu lassen. Sockel, Hintergründe und Kompositionen von Menschen und Tieren sind nicht zufällig, sondern sollen die Aussagekraft des Werkes hervorheben.

„Anima und Animus“ – ein weiblicher und ein männlicher Torso fast in Lebensgröße stehen sich inmitten des Ausstellungsraums gegenüber. Aus Tonplatten hat Ramona Schütte die Skulpturen, die sich trotz des unterschiedlichen Geschlechts irgendwie ähneln, hochgezogen. „Feuer“ ist der Titel eines Löwenkopfes, der auf einem alten Sessel ruht. Er strahlt dennoch verhaltene Stärke und eine gewisse Unberechenbarkeit aus.

Gleich daneben platziert hat Ramona Schütte das Objekt „Gewitzte Gauner“, ein Frauenkopf, der statt Haare einen Waschbären trägt, ein Kunstwerk, vor dem die Besucher fragend und nachdenklich – wie übrigens vor vielen Exponaten – stehenblieben.