PopCHORn nach fünf Jahren zurück in Klein-Winternheim

PopCHORn brannten in Klein-Winternheim drei Abende hintereinander ein Klangfeuerwerk ab.Foto: hbz/Judith Wallerius  Foto: hbz/Judith Wallerius
© Foto: hbz/Judith Wallerius

Reformator Martin Luther wird als riesige Playmobil-Figur in den Sopran gestellt, der Moderator verbreitet auf einem plüschigen Sofa aus dem Nachlass des ehemaligen...

Anzeige

KLEIN-WINTERNHEIM. Reformator Martin Luther wird als riesige Playmobil-Figur in den Sopran gestellt, der Moderator verbreitet auf einem plüschigen Sofa aus dem Nachlass des ehemaligen LCC-Präsidenten Horst Reinhardt nachgerade Kuschelstimmung und die Besucher skandieren die Namen der Harry-Potter-Hauptfiguren. Mit diesen und einer Vielzahl verbaler Gags führt Hans-Joachim Schöne, nimmermüder Motor und musikalischer Leiter des inzwischen 130-köpfigen Pop- und Gospelchors PopCHORn, drei Abende lang durch das Programm. Nach fünf Jahren wieder ein Heimspiel in der Klein-Winternheimer Haybachhalle. Drei Abende heißt es: ausverkauft. Drei Abende lang erleben alte und neu hinzugewonnene Fans des Chors eine Musikalität, die unter die Haut geht.

Das gleich zu Beginn solistisch gegebene Versprechen, unterhalten zu wollen („Let me entertain you“), wird gehalten. Von der hervorragenden zwölfköpfigen Band, von der nicht mit Lichteffekten geizenden Technik und vor allem vom Chor selbst, der sich zugunsten der Solisten bei diesem Konzert etwas dezenter im Hintergrund hält, ohne jedoch zur bloßen Staffage zu werden. Hans-Joachim Schöne hat eine Musikauswahl getroffen, die für PopCHORn und eine nahezu durchgängig klerikal angehauchte Titelpalette eher ungewöhnlich ist. Ungewöhnlich, aber überaus überzeugend. Da wird Rap in seiner schönsten Form eingebaut, da lässt man aber auch den deutschen Pop-Ohrwürmern eine Chance.

Und dann die Eigenbearbeitungen. Einfach umwerfend und bewegend. Selten zuvor hat man das „Ein feste Burg“ in einer eindrucksvolleren Version erlebt. Das „Bridge over troubled water“ als a capella-Version – da gelingt den Solisten ein Bravourstück. Überhaupt, die Solisten. Die bewährten Stimmen von Silke Schöne, Esther Graebsch oder Christa Hinrichs sind eine sichere Bank für den Chor. Junge Stimmen, die sich aus dem „Black & White“-Nachwuchsensemble des Männergesangvereins Klein-Winterheim entwickelt haben (etwa Carolina Hey, Elena Engelhardt oder David Schöne) haben an Sicherheit und Stärke gewonnen. Vieles ist neu an diesem Abend. So auch, dass es Andreas Stegemann vergönnt ist, solistisch das poppige „Kyrie Eleison“ (Mr. Mister, 1985) so zu servieren, dass er Beifallsstürme erntet.

Selbstbewusst die von Silke Schöne und Laura Wittemann geleitete „Rasselbande“, die Jüngsten der Sängerfamilie. Von der Empore aus unterstützen die Nachwuchsstimmen die Soli ihrer Altersgenossen auf der Bühne bei „Children of the World“, stimmen erfrischend ein in das Rap-unterstütze „We are the World“. Mehr als ein tonaler Hoffnungsschimmer für die Zukunft der „Popkörner“ ist da vielumjubelt zu erleben.

Anzeige

Viele neu erarbeitete Stücke im Programm

Der Chor schüttet ein wahres Füllhorn neu erarbeiteter Titel aus. Spritzig arrangiert, gefühlvoll und mitreißend. Etwa, wenn Johanna Gerhardt mit kraftvoller Chor-Unterstützung „Man in the Mirror“ (Michael Jackson) besingt, oder wenn Ron Heimer mit explosiver Kraft im Duett mit Vanessa Gottwald Paul McCartneys „Maybe I’m amazed“ interpretiert. Optisches Bonbon: die Silber- und Goldbejackten, die im Sprechgesang auf den Spuren der Black Eyed Peas „Where is the love“ zelebrieren.

Als nach der zweiten Zugabe der Chor zu „Dance into the light“ die Bühne durch den Mittelgang verlässt, werden die Sänger eingerahmt vom stehend applaudierenden Publikum. Chorleiter Schöne hat andere Pläne (die AZ berichtete). So beispielsweise die Aufnahme einer weiteren CD. Doch bevor der Chor im Studio entschwindet, macht er sich einmal mehr zum Sponsor einer guten Sache: Der Erlös der drei Konzerte am Wochenende kommt den Klein-Winternheimer Kindergärten zugute.