Der 1994 gegründete gemischte Pop- und Gospelchor „popCHORn“ präsentiert am Wochenende sein aktuelles Programm auf drei Konzerten in Klein-Winternheim. Über Tradition,...
KLEIN-WINTERNHEIM. Der 1994 gegründete gemischte Pop- und Gospelchor „popCHORn“ präsentiert am Wochenende sein aktuelles Programm auf drei Konzerten in Klein-Winternheim. Über Tradition, die Erfolgsgeschichte des Chors, die Begeisterung der Sänger und des Publikums und den Auftritt mit Chris de Burgh spricht Chorleiter Hans-Joachim Schöne im AZ-Interview.
Herr Schöne, viele traditionelle Männerchöre klagen im Gegensatz zu den modernen Chören über Mitgliederschwund. Will keiner mehr Ännchen von Tharau singen und hören?
Natürlich sind viele Männerchöre älter geworden, und es singen auch nicht mehr so viele mit. Aber ich selbst leite auch den Männerchor im 1885 gegründeten MGV Klein-Winternheim und wir geben am 25. November wieder unser Jahreskonzert. Nicht in der Haybachhalle mit 700 Plätzen, sondern im Rathaus vor 150 Zuhörern.
Das heißt: Es geht weiter mit der Tradition?
Es gibt sie noch, die ansehnlichen großen Chöre. Aber dort ist auch der Nachwuchs eben älter, er rekrutiert sich eher aus Sängern, die ihr Berufsleben hinter sich haben, die gemeinsam singen möchten und die Geselligkeit lieben. Dazu kommt, dass die Literatur für Männerchöre, also romantische Lieder von Schubert, Silcher und Mendelssohn, den jungen Leuten nicht mehr gefällt. Aber das ist bei Bach ja nicht anders. Für mich bleibt es wunderbar, wenn auch ältere Herren einen Silcher-Chorsatz wie „Am Brunnen vor dem Tore“ oder „In einem kühlen Grunde“ singen. Dieses Kulturgut darf nicht verloren gehen.
Aber da gibt es ja im MGV auch noch den Pop- und Gospelchor. Wie fing es 1994 an? Wo steht der Chor heute?
Damals wollten in Klein-Winternheim auch die Frauen singen. Der MGV-Vorsitzende kam auf mich zu. Da ich aber keinen Frauenchor machen wollte, wurde der gemischte „popCHORn“ gegründet. Damals schwappte eine Pop- und Gospelwelle durch ganz Deutschland. Inzwischen absolvieren wir mit 130 aktiven Sängerinnen und Sängern acht bis zehn Auftritte im Jahr, haben sechs CDs und eine DVD produziert. Ich freue mich über eine gleichmäßig hohe Professionalisierung sowie gute und funktionierende Strukturen im Verein.
PopCHORn erfreut sich bei den Sängern und dem Publikum einer gleichbleibend hohen Beliebtheit. Woran liegt das?
Für die Sänger bedeuten die Proben und die Auftritte ein musikalisches Erlebnis. Man steht mitten im Sound, mitten im Klang, da gibt es immer wieder neue Gänsehaut-Momente. Wichtig ist die Abwechslung mit unterschiedlichen Konzerten und Locations. Dazu kommt immer wieder Neues wie kürzlich der Flashmob mit dem SWR am Kirschgarten in Mainz. Und das Publikum, das will unterhalten werden, will Spaß haben. Nicht nur eine Stunde Chorgesang hören, sondern immer wieder neue Solisten und die unterschiedlichsten Bandbesetzungen. Am schlimmsten ist es für mich, wenn die Leute schon nach einer halben Stunde auf die Uhr schauen. Genial ist es dagegen, wenn sie am Ende des zweiten Teils entsetzt auf die Uhr schauen und meinen: was, schon vorbei?
Was erwartet das Publikum am Wochenende in Klein-Winternheim?
Wir geben drei „popCHORn PUR“-Konzerte. Chor, Solisten und neun Musiker stehen im Mittelpunkt. Von über 2000 Eintrittskarten haben wir 1900 verkauft. Karten gibt es noch für den Freitag. Unser neues Programm umfasst einen Mix aus 24 Gospel- und Popsongs, lediglich vier haben wir schon einmal gespielt.
Haben Sie einen Lieblingssong?
Ich liebe „We Are The World“ von Michael Jackson, ein fantastischer Song. Der ist natürlich zu hören in Klein-Winternheim, wo wir seit 2012 erstmals wieder auftreten.
Wie sehen die nächsten Pläne aus?
Wir treten bei der SWR-Spendengala „Herzenssache“ am 1. Dezember auf. Dort singen wir mit Chris de Burgh. Das ist der Wahnsinn. Ich bin absolut begeistert. 2018 beschäftigen wir uns mit „50 Jahre Martin Luther King“ und wollen uns für acht Monate zurückziehen, um unsere siebte CD aufzunehmen. Mit Weihnachtssongs. Und 2019 gibt es uns 25 Jahre. Für das Jubiläumsjahr werden wir uns sicher etwas Verrücktes einfallen lassen.
Das Interview führte Dieter Oberhollenzer.