Neue digitale Leichtigkeit im Kreis Mainz-Bingen?

Ein iPad könnte künftig schwere Bücher im Unterricht ersetzen. Archivfoto: dpa

Die Zeiten, in denen Schüler sich mit schweren Ranzen abschleppen mussten, könnten bald der Vergangenheit angehören. Rund 10 000 iPads sind an den Schulen im Kreis verteilt worden.

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MAINZ-BINGEN. MAINZ-BINGEN. Der erste Teil der Mammutaufgabe mit dem Titel „Digitalisierungsoffensive“ ist bewältigt. Rund 10 000 iPads sind bis Freitagvormittag an die Schüler im Landkreis Mainz-Bingen verteilt worden. Eine erste Bilanz zog Steffen Wolf als zuständiger Kreisbeigeordneter im Schulträgerausschuss. Ungeschönt, mit Verweis auf Anfangsprobleme und Startschwierigkeiten, aber auch mit Stolz und dem Lob von Schulleitern, Kollegien und Eltern im Gepäck. „Wir sind Vorreiter, mitten in einem Pilotprojekt, und das mit allen Vor- und Nachteilen. Wir müssen uns stetig weiterentwickeln“, so Wolf.

Im Mai war der Beschluss zur Rundumversorgung aller Schüler an kreiseigenen Schulen erfolgt, welcher auf Freiwilligkeit beruhte. Die Geräte sollten für vier Jahre mit einem Eigenanteil von sieben Euro pro Monat für Tablet plus Wartung verliehen werden. Ausschreibung und Bestellung waren dann eine Seite der Medaille. Es brauchte eine geheim zu bleibende Halle mit Platz für 120 Europaletten, einen 7,5-Tonner plus Fahrer. Und es musste jedes einzelne Tablet inventarisiert, beklebt, zusammengepackt und dann vorsortiert werden. Schulamtsteam und Gebäudemanagement mussten ganze Arbeit leisten. Nur dank der vorhandenen Infrastruktur und der Unterstützung der kompletten Schulgemeinschaft konnte ein so großer logistischer Aufwand in der relativ kurzen Zeit bewältigt werden.

Von „Reibungsverlusten“ sprach Wolf. Wegen immer noch eingehender „Bestellungen“ genauso wie wegen mancher Eltern, die auf unterschiedlichen Wegen gleich mehrere Anträge für ein Tablet gestellt haben. Natürlich seien auch im eigenen Haus einige Fehler passiert. Und dann besteht das weltweite Problem der Stifte. Rund 4000 fehlen aktuell noch. Die ersten, die ausgeliefert wurden, erreichten die Kreisverwaltung genau einen Tag vor der ersten Auslieferung. „Der Landkreis garantiert, dass jedes Kind den Stift noch bekommt“, legte sich Wolf fest. Passiert sind auch einige Dinge von Elternseite, etwa eigenmächtig umgeänderte Verträge mit dem Zusatz: „Nach vier Jahren geht die Eigentumsfunktion auf mich über.“

Zurücklehnen gilt nicht. Erst recht nicht in Bezug auf die praktische Umsetzung und die Arbeit mit den Geräten. 50 000 Euro hat der Kreis für Präsenz- und Onlineschulungen von rund 600 Lehrern bereitgestellt. Auch für sie müssen noch Tablets besorgt werden. Dazu kommt die Auslieferung der zweiten Charge der erst kürzlich bestellten iPads in einer gemeinsamen Aktion.

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„Ein bisschen war’s wie Weihnachten“, stimmte Dr. Hendrik Förster vom Gymnasium Oppenheim das Loblied der Schulleitungen auf den Kreis für das Übernehmen der Verantwortung mit der Bereitstellung der Tablets an, wies gleichzeitig auf den hohen Erwartungsdruck der Elternschaft und die Notwendigkeit von Nachrüstungen hin. Das Ministerium sei nun gefordert. „Wir brauchen eine Digitalkraft an jeder Schule. Diese Aufgabe kann kein Lehrer übernehmen. Lehrer sollen unterrichten. Schulen übernehmen keine Teiladministration“, sprach er Klartext.

Die IT-Unterstützung ist Landessache. Auch, was digitale Bücher betrifft. Die Digitalisierung wird weiter voranschreiten. Viel zu schwere Ranzen könnten bald der Vergangenheit angehören. Stück für Stück muss sich nun die Arbeit mit den Geräten einspielen, müssen Probleme ausgemerzt, Baustellen beackert werden.