„Dicke Luft, wenig Verkehr“: Was Feinstaub mit Eheglück zu tun hat und warum die Mexikaner keine Angst vor der Mauer haben müssen, erfuhren die bestens aufgelegte Narren.
MAINZ-BINGEN. Etwa 150 Schnitzel, 150 Scheiben Spießbraten, 600 belegte Brötchen, 300 Flaschen Wein und 150 Flaschen Sekt ließ sich die gut gelaunte Narrenschar bei der 20. Kreis-Fassenachtssitzung schmecken. Diese fand bereits zum fünften Mal im ausverkauften Rheintal-Kongresszentrum in Bingen statt. Bevor der Einzugsmarsch erklang, zeichnete Landrätin Dorothea Schäfer Uli Neumer vom Carneval Verein Oppenheim und Marc Hoffmann von der Karnevalsgesellschaft Schwarze Elf Bingen für ihre Verdienste um die Erhaltung des Fastnachtsbrauchtums mit dem Landkreis-Orden aus.
Politik
Das Flaggschiff der Meenzer Fassenacht, „Ober-Messdiener“ Andreas Schmitt, kam, sah und überzeugte mit seinen einzigartig „uff Rhoihessisch“ vorgetragenen Versen. Viele Politiker, besonders Seehofer, bekamen keinen „göttlichen“ Zuspruch von ihm, und der Unterschied zwischen Maria und Frau Seehofer sei, dass Maria nur eine Nacht bei einem Esel geschlafen habe. Am Schluss gab er noch allen mit auf den Weg: „Was du heute kannst entkorken, das verschiebe nicht auf morgen.“ Helauluja!
Mit seiner bunten Presseschau legte „Red-Akteur“ Rüdiger Schlesinger von den Fidelen Brüdern Gau-Bischofsheim wieder einmal die Finger in die Wunde, was Politik und Gesellschaft betrifft. Dass der Fahrplan der DB unter die Glückssteuer fällt oder dass die Mexikaner keine Angst vor der Mauer zu haben brauchen, da die Bauleitung die Manager des Berliner Flughafens übernehmen, waren nur einige seiner Pointen. Musikalisches Highlight war sein Chanson über den französischen Präsidenten Macron, der durch Liebesbekundungen versuchte, „unsere Angela“ für sich zu gewinnen. Sowohl Bernhard Knab als „De deitsche Michel“ wie auch sein Enkel Marian Butscher als „Jungreporter“, beide von den Fidelen Brüdern Gau-Bischofsheim, brillierten, als es darum ging, in Versform unseren Volksvertretern einmal die Leviten zu lesen und die Probleme und Sorgen des „kleinen Mannes“ ohne Scheu aufzuzeigen.
Kokolores
Bingens närrischer Konditor, Eberhard (Eb) Röthgen, und der „Vielleicht-Vater seiner Enkel“, Jonathan Spanier aus Dietersheim, brachten unter dem Motto „Der ideale Schwiegersohn“ närrische Lebensfreude mit Wort, Gesang und Klampfe auf die Rostra. Besonders die Frage „Was ist das Binger Loch?“ war für einige Schwiegersöhne in spe das K.o.-Kriterium.
In seiner unnachahmlichen Art als „Meenzer Polizist“ berichtete Alexander Leber vom Mainzer Carneval Verein über seine tägliche Arbeit. Besonders der Feinstaub auf den Straßen hatte es ihm angetan, aber insgesamt sei es ja ohnehin wie zu Hause: „Dicke Luft und wenig Verkehr“. Er sei auch als Staatsbeamter nicht korrupt, nur moralisch flexibel.
Musik
Rheinhessisches Lebensgefühl und Freude unter dem Motto „Fassenacht in de Straußwirtschaft“ brachten die Elsheimer Schnorressänger auf die Bühne. Mit bekannten Gassenhauern nahmen sie die Närrinnen und Narren mit in die heimischen Lokalitäten: „Dort, wo’s Kränzje hängt, wird ausgeschenkt“. „Die Tugendbolde“ aus Nackenheim luden auf ihr singendes Narrenschiff ein. Durch ihre allzeit gern gehörten Seemannslieder schwappte die Welle schnell über, und die Narrhalla wurde zur „MS Helau“.
Tanz
Als Schamanenstamm, der dem „Ruf der Wildnis“ folgte, zauberte die Showtanzgruppe „Reloaded“ aus Undenheim eine tolle Performance auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Bezaubernde Tänzerinnen in kreativen Kostümen mit der passenden Musik – Narrenherz, was willst Du mehr.
Mit „Gebt jetzt acht, der Wald erwacht“ zeigten die „Magic Moves“ aus Guntersblum, dass sie zu Recht zu den besten Showtanzformationen des Landes gehören. Akrobatische Sprünge und Hebefiguren, exzellente Schrittkombinationen, fantastische Kostüme und teils volkstümliche Lieder: Hier merkte man sofort, dass sehr viel Herzblut dahintersteckt. Langanhaltender Beifall und Standing Ovations waren der Lohn für eine gelungene Darbietung.
„Was sind Männer“: dieser Frage ging das Männerballett „Cock-Tails“ aus Frei-Weinheim nach. Mit Outfits und vibrierenden Rhythmen der jungen Generation setzten sie für das „starke Geschlecht“ hohe Maßstäbe, was Akrobatik und tänzerische Akzente betrifft.
Fazit
Eine sehr stimmungsvolle und gelungene Kreis-Fassenachtssitzung, auch dank des gut aufgelegten Sitzungspräsidenten Wolfgang Heinz. Das Team der Schwarzen Elf aus Bingen hatte für eine reibungslose Organisation gesorgt.