Auch Helfer brauchen Hilfe: Neuer Verein in Kreis Mainz-Bingen...

Die gewalttätigen Übergriffe beim Jahreswechsel ließen bundesweit aufhorchen. In mehreren Städten wurden Polizisten und Rettungskräfte mit Flaschen, Steinen oder Böllern...

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MAINZ-BINGEN. Die gewalttätigen Übergriffe beim Jahreswechsel ließen bundesweit aufhorchen. In mehreren Städten wurden Polizisten und Rettungskräfte mit Flaschen, Steinen oder Böllern beworfen. Ein erschreckender Trend, der schon länger zu beobachten ist. Helfer und Einsatzkräfte werden immer öfter zur Zielscheibe von Attacken. Das Spektrum reicht von der Behinderung bei Einsätzen über Beschimpfungen und Drohungen bis hin zur direkten Gewaltanwendung.

Gegen diese alarmierende Entwicklung soll in der Region nun ein Zeichen gesetzt werden. Instrument dafür ist der neue Verein „Helfer sind tabu“, der jetzt in Ingelheim gegründet wurde. „Wir wollen gegensteuern“, betonte Johannes König (DRK) bei der Gründungsversammlung in der Kreisverwaltung. Es gehe nicht an, dass Helfer zunehmend selbst zu Opfern würden.

„Das ist keine hastig einberufene Krisensitzung“

Hervorgegangen ist der Verein aus der gleichnamigen Kampagne der Rettungsdienstbehörde des Landkreises Mainz-Bingen in Kooperation mit Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisationen. „Das ist keine hastig einberufene Krisensitzung“, machte Dorothea Schäfer deutlich, dass die Problematik nicht erst seit den jüngsten Ereignissen auf der Agenda steht. Bereits im Sommer 2016 hatte es einen Runden Tisch zum Thema „Gewalt gegen Einsatzkräfte“ gegeben, woraus sich die Kampagne „Helfer sind tabu“ entwickelt hatte. Mit der Vereinsgründung wird die Kampagne in eine neue Struktur überführt. Es gebe nun ein festes Fundament, erklärte Landrätin Dorothea Schäfer anlässlich der Vereinsgründung. Die Schwerpunkte der Kampagne seien neben Öffentlichkeitsarbeit die Schulung von Helfern sowie die Entwicklung eines Tools zur einheitlichen Erfassung von Übergriffen. Dazu habe die Initiative ein Kooperationsprojekt mit der Sporthochschule in Köln initiiert.

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Zum Vorsitzenden des Vereins wurde Dr. Stefan Cludius, Leitender Staatlicher Beamter der Kreisverwaltung, gewählt. Stellvertreter ist Jörg Steinheimer vom DRK. Unterstützung bekommt der Verein „Helfer sind tabu“ von der Landesregierung, dem Mainzer Polizeipräsidium und von der Berufsfeuerwehr der Stadt Mainz. Es sei eigentlich ein trauriger Anlass, merkte Andreas Hitzges vom Innenministerium an. „Traurig deshalb, weil es unverständlich ist, dass wir uns mit so etwas befassen müssen.“ Übergriffe gegenüber Polizei und Rettungskräften hätten dramatisch zugenommen. Er sei froh, dass es eine Initiative gebe, mit der man aufrütteln und etwas in den Köpfen der Menschen bewegen könne. Polizeipräsident Reiner Hamm verdeutlichte, wie sich die Lage für die Kollegen mit den Jahren verändert hat. In den 1980er Jahren, als er noch im Streifendienst war, seien Übergriffe die Ausnahme gewesen. Mittlerweile häuften sich die Attacken auf Beamte. Auch verbale Angriffe erreichten ungeahnte Ausmaße. Es sei unglaublich, was sich die Kollegen alles anhören müssten. „Was mir auch wichtig ist“, so der Polizeipräsident, „die Straftaten müssen geahndet werden“. Das gelte sowohl für körperliche wie für verbale Gewalt. Hier, so Hamm, sei die Justiz gefordert.