Wolfgang Niedecken und sein Déjà-vu in Ingelheim

Wolfgang Niedecken beim Auftritt vor 40 Jahren mit BAP im Ingelheimer „Keller-Kunst-Keller“. Der Musiker erinnert sich noch. Foto: Alfred Nachtsheim
© Alfred Nachtsheim

Vor 40 Jahren spielte BAP im „Keller-Kunst-Keller“. Jetzt kehrt die Kölner Band zurück. Frontmann Wolfgang Niedecken erinnert sich und erzählt, was er an Ingelheim so mag.

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INGELHEIM/KÖLN. Für Wolfgang Niedecken schließt sich der Kreis. Vor 40 Jahren nahm seine Karriere als Musiker Fahrt auf. Der Frontmann der bekannten Kölner Rockmusik-Gruppe BAP spielte damals, am 1. Februar 1982, mit seiner Band in Ingelheim. Vier Dekaden später tut er dies wieder. Damals hatte die Band einen Auftritt im „Keller-Kunst-Keller“. Am heutigen Samstag, 9. Juli, gibt Niedeckens BAP ab 19 Uhr ein Open-Air-Konzert an der Burgkirche.

Wolfgang Niedecken beim Auftritt vor 40 Jahren mit BAP im Ingelheimer „Keller-Kunst-Keller“. Der Musiker erinnert sich noch. Foto: Alfred Nachtsheim
Wolfgang Niedecken, links als Punker, ist sich nicht zu schade, auf der Bühne verkleidet zu sein. Fotos: Alfred Nachtsheim
Bei seinen Auftritten gibt sich der heute 71-Jährige stets als Entertainer. Der Keller ist voll, die Stimmung ausgelassen (r). Fotos: Alfred Nachtsheim

Bilder, Erinnerungen und Selbstironie

„Ich kann mich noch gut an Ingelheim erinnern. Das waren die Anfänge, als wir mit BAP durch die Decke gingen. Deswegen sind wir überhaupt erst bis nach Ingelheim gekommen“, blickt Niedecken zurück. So weit von der Heimat entfernt hatte die Kölner Band zuvor nie gespielt. Er wisse auch noch, wie die Zuschauer im Keller auf dem Boden saßen und der Band auf der Bühne zujubelten. Das ist auch auf den Bildern von damals zu sehen, die der Musikgruppe über ihren Ton-Mischer zugespielt wurden. Sie haben für Niedecken einen großen nostalgischen Wert. Daher auch sein Vergleich, die Bilder sehen aus, „als wären sie die ganze Zeit in Bernstein eingeschlossen gewesen“.

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Niedecken kann zu jedem einzelnen Bild eine Geschichte erzählen. Er erinnert sich sogar noch an die Hintergründe einzelner Aufnahmen. „Wenn ich das Bild mit dem Iro und der Schweißerbrille sehe, muss ich lachen.“ Er wisse noch, wie es damals in der Kölner Südstadt mit der New Wave- und der Punk-Bewegung losging. Von jetzt auf gleich habe es eine neue Kleiderordnung in der Szene gegeben. Hemd und Hose wichen Springerstiefeln und zerrissenen Jeans. Fast alle hätten damals mitgemacht. Alle, außer den Mitgliedern von BAP. „Wir haben uns darüber lustig gemacht. Eigentlich haben wir uns in unseren Liedern immer über Sachen und vor allem über Kleiderordnungen lustig gemacht. Am meisten lachten wir aber über uns selbst“, gesteht Niedecken.

Wie BAP sich immer treu blieb

Das sei schon immer das Alleinstellungsmerkmal der Band gewesen. Die Aussage „Geh unbedingt auf ein BAP-Konzert. Du verstehst zwar kein Wort, aber es ist lustig“, habe sich laut Niedecken schnell rumgesprochen. Als sich die Musik der Rocker in Deutschland wie ein Lauffeuer verbreitete, wurde auch das Echo in der Gesellschaft größer. Der Hit „Verdamp lang her“ lief überall im Radio. In der Folge habe es in über 40 Jahren Bandgeschichte aber auch einige Veränderungen gegeben. Vor allem die Besetzung wechselte oft. Logisch, wie Niedecken findet. Einige Bandmitglieder hätten über die Jahre nicht mehr zur Band gepasst. Diese gingen, Neue kamen.

Nur die Werte und der Spirit, den BAP verkörpert, seien unverändert geblieben. Niedecken sagt: „Wir sind uns immer treu geblieben.“

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So habe es von Fans, Medien oder aus der Musikszene beispielsweise öfter geheißen, die Band solle auf Englisch oder zumindest Hochdeutsch singen und sprachlich von der kölschen Mundart abweichen. Für Niedecken war dies nie eine Option. „Wenn wir uns unseres wichtigsten Merkmals berauben, werden wir austauschbar.“ Und das sei laut dem Frontmann nun einmal das Kölsche. Nur deswegen sei BAP auch heute noch „unverwechselbar“.

Niedeckens Verbindung nach Ingelheim

Jetzt also, 40 Jahre später, spielt BAP in aktueller, neunköpfiger Besetzung wieder in Ingelheim. Diesmal ist der Veranstaltungsort nicht in einem Keller, sondern im Freien, an der Burgkirche. Niedecken hat sich die Location bereits angeschaut. Wenn die Band ein Konzert an einer bisher unbekannten Location spielt, „fliege“ der Sänger mit dem Internet-Programm Google Earth gerne einmal „vor“ und schaue sich die Umgebung an. Die Kirche und die Weinberge in der nahen Umgebung des Veranstaltungsorts habe er freudig wahrgenommen.

Denn Niedecken ist großer Weinliebhaber. „Ein guter trockener Riesling ist ganz was Feines“, schwärmt er. Auf den ersten Blick ungewöhnlich für einen Musiker, der seine Lieder auf Kölsch singt. Naheliegend, dass er auch am liebsten Kölsch trinkt. Niedeckens Familie väterlicherseits kommt allerdings aus der Nähe von Neuwied am Rhein und habe stets Riesling angebaut.

„Vielleicht freue ich mich deshalb so sehr auf das Konzert in der Weinstadt Ingelheim“, sagt er lachend. Die Voraussetzungen, dass sich der Frontmann auch in den nächsten 40 Jahren noch an seine Konzerte in Ingelheim erinnert, sind geschaffen.