Künstlerin Susan Geel stellt in Ingelheim aus

Susan Geel mit ihrer Skulptur „Insektenfrau“ aus Terracotta. Foto: Thomas Schmidt

Die gebürtige Schweizerin zeigt Skulpturen, Installationen und kleine Figurinen beim Kunstverein. Thematisch beschäftigt sich die Künstlerin mit Insekten.

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INGELHEIM. Nein, es ist kein Insektenhaus, auch wenn die Räumlichkeiten des Kunstvereins in diesen Tagen eine solche Assoziation wecken mögen. Insektenartige Terracotta-Skulpturen sind ein Blickfang der neuen Ausstellung mit Arbeiten von Susan Geel. Schon beim Betreten der Kunsthalle springt dem Besucher eine solche Figur ins Auge. Und dieses Mischwesen aus Mensch und Insekt ist nicht das einzige seiner Art in der von Rudolf Nowak kuratierten Ausstellung. An etlichen Stellen begegnen dem Betrachter Skulpturen, Installationen und kleine Figurinen, die das Insektenmotiv aufgreifen und variieren.

Schon seit einigen Jahren beschäftigt sich Susan Geel intensiv mit diesem Thema. Für die aus der Schweiz stammende Künstlerin ist das Insekt freilich nicht nur ein künstlerisches Motiv, sondern eines mit gesellschaftspolitischer Aussagekraft. „Es hat zu tun mit der Art, wie wir mit dem Klimawandel umgehen“, sagt die Künstlerin. „Es ist eine sehr technische Art.“ Gibt es keine Insekten mehr, die Blüten bestäuben können, dann muss das wohl der Mensch übernehmen, so wie das in China zum Teil schon praktiziert wird. Die konsequente Weiterentwicklung wäre dann der Insektenmensch.

„Susan Geel macht sich Gedanken, wie wir mutieren müssen, um mit den Naturbedingungen zurechtzukommen, die wir jetzt schaffen“, erklärte Lars Michael Storm vom Kunstverein bei der Vernissage am Samstag. Insoweit sei der Titel der Ausstellung, „Mensch-Sein, wie ich es sehe“, nicht nur eine Betrachtung des Hier und Jetzt, sondern zugleich der Ausblick in eine Zukunft, in der die Menschen die Funktion von Insekten übernehmen müssten, um auf der Erde überleben zu können.

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„Im gesamten plastischen Werk von Susan Geel geht es um den Menschen“, erläuterte Laudator Bernd Brach. Bevorzugtes Arbeitsmaterial der Künstlerin, die seit 1998 in Deutschland lebt, sei der Ton. Geels künstlerische Entwicklung zeichnete Brach anhand verschiedener Werkgruppen nach, die in der Ausstellung vertreten sind. Das Spektrum reicht von der traditionellen Skulptur über kubistische Arbeiten bis hin zur Auflösung der Figuren in Fragmente. Diese „Raumwelten“ öffnen den Blick ins Innere der Figuren und vermitteln ein Gefühl von der Zerbrechlichkeit des Menschen.

Denkanstöße liefert Susan Geel auch mit ihrer zweiteiligen Installation „Ich!-Ich?“, die einen Frauenkopf aus Terracotta einem goldenen Abbild gegenüberstellt. Eine Anspielung darauf, wie sich die Menschen durch die neuen Medien verändern, wie sie immer neue Bilder schaffen, sodass die Grenzen zwischen Sein und Schein immer mehr verschwimmen. „Das Abbild ist wichtiger als die Person selbst“, lautet der düstere Befund der Künstlerin.

Noch bis Sonntag, 6. Oktober, läuft die Ausstellung in der Kunsthalle, die neben Skulpturen auch Drucke und Zeichnungen von Susan Geel umfasst. Zudem gibt es im kleinen Kino – wie immer – einen Kurzfilm zur Ausstellung. Der von Lars Michael Storm produzierte Streifen erlaubt einen Blick in die Werkstatt der Künstlerin und dokumentiert, in welchen Arbeitsschritten just jene Skulptur entstanden ist, die den Besucher im Schaufenster willkommen heißt.